Neue Liebe mit über 65 «Das Alter macht nicht immer mild und weise»

Von Manuel Kellerhals

10.2.2024

Abenteuer Liebe – auch im Alter noch möglich. (Symbolbild)
Abenteuer Liebe – auch im Alter noch möglich. (Symbolbild)
Imago/SuperStock

Liebe kennt kein Alter. Diesen Satz hört man häufig. Und doch ist es für viele Menschen schwer, nach der Pensionierung noch einmal eine Beziehung einzugehen. Paartherapeut Klaus Heer ordnet ein. 

Von Manuel Kellerhals

Keine Zeit? blue News fasst für dich zusammen

  • Manche Pensionär*innen haben Angst davor, sich im Alter noch einmal zu verlieben.
  • Laut Paartherapeut Klaus Heer unterscheidet sich eine späte Liebe aber nicht sonderlich von einer frühen. 
  • Es gebe aber ein paar altersbedingte Stolpersteine.
  • Das Hilfsmittel dagegen: Kommunikation.

Flora* ist glücklich. Die 68-Jährige hat vor Kurzem einen neuen Mann kennengelernt, wie sie mir aufgeregt erzählt. Seit einem Monat trifft sie sich mit dem Pensionär, den sie über Facebook Dating kennengelernt hat. 

Noch will sie sich aber nicht voll an eine gemeinsame Zukunft glauben. «Ich mache mir Sorgen», sagt die Rentnerin. «Wir sind ja beide schon etwas älter. Ich weiss nicht, ob es da wirklich noch einmal so funkt.» 

Wie Paartherapeut Klaus Heer im Interview mit blue News betont, kennt die Liebe kein Alter: «Ob mit 20 oder 75 – wer sich verliebt, verliebt sich.» Dennoch gebe es doch einige Stolpersteine, die eine späte Liebe speziell mit sich bringt. 

Pensionär*innen überschätzen sich in der Liebe

«In erster Linie gefährlich ist es, wenn einer von beiden oder beide die beziehungsfördernde Wirkung der Erfahrung überschätzen», so Heer. Man überschätze also schnell seine eigene Kenntnis in Liebesdingen und wäre besser daran getan, sich offener zu zeigen: «Das Alter macht nicht immer mild und weise. Wenn man nicht heillos aufpasst, wird man eher stur und knöchern – und merkt es nicht.» 

Zur Person:
ZVG

1974 eröffnete der Psychotherapeut Klaus Heer seine Praxis für Paartherapie in Bern. Bis heute steht er Paaren dort zur Seite. Heer hat drei Bücher zum Thema geschrieben und ist vielen durch die SRF-Sendungen «Sind Sie sinnlich?» und «Ehe-Sexualität» bekannt. 

Ein besonderes Risiko sei ausserdem, dass schneller eine Abhängigkeit entstehe: «Traditionell ist es eher so, dass es Frauen blühen kann, dass sie sich plötzlich und unfreiwillig in der Rolle einer Exklusiv-Krankenschwester wiederfinden. Und Männer können plötzlich zum wirtschaftlichen Versorger ihrer neuen Frau werden.» Eine solche Abhängigkeit sei für eine entstehende Liebe unmöglich. 

Umso wichtiger sei dann die Kommunikation. «Man muss biografisch zentrale Fragen so früh wie möglich stellen», rät Heer. «Ist der mögliche neue Partner noch verheiratet oder bereits geschieden? Wie ist seine gesundheitliche Situation? Steht er ökonomisch auf eigenen Beinen?» Solch ein persönliches Interesse früh in der Beziehung sei zwar «eine anspruchsvolle Gratwanderung». Aber: «Sie zu vermeiden, ist zu riskant.»

Für Klaus Heer ist jede Beziehung «ein Rätsel»

Schlussendlich, betont Heer, sei aber jede Liebesbeziehung «ein Rätsel»: «Kein Paar kann wissen oder auch nur ahnen, wohin die gemeinsame Reise gehen wird.» Deshalb brauche die Liebe auch mit über 65 das, was sie immer braucht: Mut. 

Den will auch Flora zeigen. Bei dem nächsten Date will sie ihren eventuellen Partner erstmals sagen, dass sie Schmetterlinge im Bauch habe. «Und wenn es schlussendlich nicht klappt, hatten wir wenigstens eine schöne Zeit», betont sie. Und wirkt dabei etwas jünger, als ich sie das letzte Mal gesehen habe. 

*Name geändert

Liebesgeknister: Darum könnten Beatrice Egli und Florian Silbereisen ein Paar sein

Liebesgeknister: Darum könnten Beatrice Egli und Florian Silbereisen ein Paar sein

Immer wieder heizen Beatrice und Florian die Gerüchteküche, dass sie eine Beziehung haben, an. Die Schlagerqueen macht klar, dass es stimmen könnte. Schau das Video an und entscheide du, ob alles wahr oder fake ist.

07.12.2023