Kolumne Wer fürchtet sich vor der Bikinisaison?

Von Julia Wagner

31.5.2019

Die Umkleide-Situation in gewissen Kleiderketten bringt vermutlich auch Gisele Bündchen zum Weinen. 
Die Umkleide-Situation in gewissen Kleiderketten bringt vermutlich auch Gisele Bündchen zum Weinen. 
Bild: Getty Images

Die Selbstzweifel der Frauen kommen mit der nahenden Sommersaison gratis im Doppelpack dazu. Diesmal ist es besonders schlimm. Doch halt!

Im Frühling ist bei uns Frauen wieder eines stark im Trend: Selbstzweifel. Die kommen mit der nahenden Sommersaison gratis im Doppelpack dazu. Erst letzte Woche sagt die K. zu mir: «Also das mit dem Bikini kaufen wird auch jedes Jahr schwieriger.» Was die K. damit meint? Die Zweifel, ob man darin nicht aussehe wie ein Walross, würden mit jedem Lebensjahr mehr. Die K. sieht allerdings Bombe aus, sie hat solche Gedankenspiele eigentlich gar nicht nötig.

Nichtsdestotrotz werden die schönsten und tollsten Frauen im Sommer gern zu einem Häufchen Elend. Bikini-Shopping gehört nämlich zu den mitunter schlimmsten Erlebnissen im Leben einer Frau. Ich nehme mal an, sogar Gisèle Bündchen geht, nachdem sie sich im Spiegel einer Umkleide von H&M gesehen hat, erst mal weinen.

Licht und Delle

Dazu muss man wissen: das Licht in den Kabinen vieler Kleiderketten ist richtig mies. Neonlicht von oben wirft Schatten und hebt so jede Delle und Unförmigkeit noch stärker hervor. Dieser Umstand führt in der Regel dazu, dass Frau mehr auf die Dellen guckt und weniger auf die Bademode – und meint, sich mit dieser drohenden Beulenpest so nie wieder in der Öffentlichkeit zeigen zu können.

Mehr Selbstbewusstsein als neuer Trend: Das würde uns mal gut stehen. 
Mehr Selbstbewusstsein als neuer Trend: Das würde uns mal gut stehen. 
Bild: Getty Images

Für Frauen kommt aktuell zu den Selbstzweifeln ein weiteres Problem hinzu: Die neue Bademode ist wirklich sehr knapp. Die meisten Höschen bedecken ja nicht mal mehr die Hälfte des Pos. Was den Wohlfühlfaktor beim Kaufen noch etwas minimiert.

Bikinis aus Rio

Ich habe der K. daher vorgeschlagen, dass wir gemeinsam nach Rio fliegen sollten. Nicht um dort noch knappere Bikinis einzukaufen, sondern um uns etwas vom Selbstbewusstsein der schönen Brasilianerinnen abzuschauen. Diese scheinen ganz nach dem Motto zu leben: Wer einen Bikini hat und einen Body, der hat einen Bikinibody.

Am Strand von Ipanema sieht man nämlich wirklich jede Alters- und Gewichtsklasse im String-Tanga (und nein, nicht alle Brasilianerinnen sehen aus wie Gisèle Bündchen). Das wäre die Chance, dass die K. und ich einen neuen Trend importieren: mehr Selbstbewusstsein. Das würde uns Frauen im Sommer 2019 eigentlich mal ganz gut stehen.

Hier gibt es an jedem Freitagmorgen eine Autoren-Kolumne – abwechselnd zu den Themen Mode, Essen, E-Mobility und Mutter. Heute: Mode.

Zur Autorin: Julia Wagner besuchte als Chefredaktorin von miss und später als Leiterin von Stylebook.de alle wichtigen Fashionweeks dieser Welt. Jetzt pendelt sie als Freelancerin ständig zwischen Berlin, Zürich und Wien – und trägt fast nur noch Hipster-Look: Sneaker, Jeans & Rucksack. Das liegt vor allem daran, dass die Haute Couture nicht ins Handgepäck passt.

Mit viel Stoff: Die neue Bademode
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