Ohne geht's nicht. Oder doch?SMS und WhatsApp – Was wäre wenn ... wir Emojis einfach mal weglassen?
Kerstin Degen
2.2.2019
WhatsApp-Nachrichten ohne Emojis sind kaum noch anzutreffen. Warum eigentlich, fragte sich unsere Redaktorin, und beschloss künftig ohne zwinkernde Smileys, peinlich berührte Äffchen und Daumen hoch-Zeichen zu kommunizieren.
Jedes achte Wort in einer WhatsApp-Konversation der Altersgruppe 0 bis 17 Jahre ist ein Emoji. Bei den 18- bis 24-Jährigen ist es noch jedes 21. Wort, die Altersklasse 25 bis 34 Jahre setzt dann nur noch an jede 24. Stelle ein Emoji. Diese Ergebnisse stammen aus einer Umfrage der Universität Zürich für das Forschungsprojekt What's Up Switzerland.
Unter der Leitung von Professor Elisabeth Stark untersuchen Sprachwissenschaftler aus der Schweiz unter anderem das Zusammenspiel von Text und Bild in der modernen Kommunikation. Dabei fällt auf: in der Altersgruppe 35 bis 49 Jahre sinkt die Zahl der verwendeten Emojis drastisch auf jedes 51. Wort, danach schnellt sie wieder auf jedes 24. Wort hoch. Denn überraschenderweise verwenden die 50- bis 64-Jährigen gleich viele bunte Bildchen wie ihre halb so alten Mitmenschen.
Diese Zahlen seien jedoch nicht zwingend repräsentativ für die ganze Schweiz, erläutert Dr. Christina Siever. Die Wissenschaftliche Mitarbeiterin weist darauf hin, dass ein Grossteil der Daten von Studierenden stamme. Dennoch liessen sich Rückschlüsse auf die Gesellschaft ziehen.
Ich selbst gehöre, wie die meisten Menschen in meinem Umfeld, der Emoji-faulsten Altersgruppe an. Und trotzdem gibt es Tage, an denen ich die Flut an bunt bebilderten Nachrichten, die es zu entziffern und beantworten gilt, als schweisstreibend empfinde.
Emoji Fakten (Quelle: emojipedia.org/facebook):
Emojis sind Piktogramme, die auf Gefühlslagen, Gegenstände, Orte, Essen, Tiere oder Ähnliches hinweisen.
Unicode-Standard kennt aktuell 2'823 Emojis.
Das 😂 (Face With Tears Of Joy) gehörte 2018 zu den beliebtesten Emojis.
Rund 700 Mio Emojis werden täglich auf Facebook verwendet.
Dabei bin ich mitnichten so populär, wie es den Anschein haben mag, sondern verdanke dies vielmehr meiner Rolle als familiäre Kommunikationszentrale.
Während ich mich also mal wieder zur Joggingrunde anmelde, meine Tochter mit ihrer Freundin verabrede, meinen Sohn vom Fussball entschuldige und im gleichen Atemzug eine Geburtstagseinladung annehme, fällt mir plötzlich auf, wie häufig mein Daumen nach unten links zuckt und meine Antworten mit lachenden, entschuldigenden oder küssenden Piktogrammen verziert.
Und das scheint nicht nur mir so zu gehen – in den Gruppenchats wimmelt es von hocherhobenen Daumen, winkenden Händen und blinkenden Geburtstagskerzen. Wieso eigentlich?
In mir reift der Entschluss, künftig auf Emojis zu verzichten. Ein Vorsatz, der sich als gar nicht so einfach erweisen wird ...
Zeit sparen mit Emojis
Die Frage, weshalb sich Erwachsene doch eher kindlich anmutende Bildchen hin- und herschicken, lässt mir keine Ruhe.
Emojis treten einerseits als Informalitätsmarker auf, erklärt Christina Siever dieses Phänomen. Das heisst, sie verleihen Nachrichten einen alltagssprachlichen Anstrich. Des Weiteren haben Emojis eine ökonomische Funktion, wenn's also schnell gehen muss, schicken wir anstelle einer ausformulierten Antwort eben den «Daumen hoch». Und Emojis können eine Abtönungsfunktion einnehmen, also verdeutlichen, wie eine Nachricht gemeint ist. Denn bei der schriftlichen Kommunikation fallen weitere Mittel wie Mimik und Gestik weg, folglich kennzeichnen wir Ironie oder Doppeldeutigkeit gern mit einem zwinkernden Smiley.
Erläuterungen, die einleuchten. Aber ist das👍🏼-Symbol wirklich schneller getippt als ein simples «ok»? Der Hund liegt doch ganz woanders begraben.
Schon ohne umfangreiche Nachforschungen wird klar, so eine Emoji-freie Nachricht ist gleichzeitig völlig frei von Charme. Nüchtern getippt wirkt die Antwort «Ich komme gerne zu deiner Party» halt sehr viel emotionsloser, als wenn sie mit euphorischen Smileys untermalt wird.
Dabei geht es weniger um denjenigen, der die Nachricht verfasst, sondern vielmehr um den Empfänger und seine Interpretation des Geschriebenen.
Auch das verdeutlichen Umfragen. Nachrichten ohne Emojis wirken seriös und emotionslos, deshalb ist man sich einig, dass Emojis im formellen Schriftverkehr, beispielsweise der Geschäftskorrespondenz, unangebracht sind. Umgekehrt könnte man daraus also schliessen: Fehlen Emojis, fehlt der persönliche Touch. Das Geschriebene wirkt kalt und wird häufig als lieblos interpretiert.
Fazit
Seltsam, aber wahr: Der Verzicht auf Emojis fällt schwer. Wer will schon als emotionslos und kalt wahrgenommen werden ...
Mein Selbstversuch ist aber nicht gänzlich gescheitert, ich gehe deutlich sparsamer mit Emojis um und vertraue darauf, dass meine WhatsApp-Gesprächspartner wissen, wie sehr ich mich über ihre Nachricht freue, wie gern ich sie habe und mich auf unser nächstes Treffen freue.
Meine persönliche Antwort auf die Frage, weshalb wir Emojis benutzen, lautet folglich: Macht der Gewohnheit. Wir tun es, weil es alle tun.
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In Teilen Bayerns spitzt sich die Hochwasserlage zu: In mehreren Orten sind Menschen aufgefordert worden, sich in Sicherheit zu bringen.
Ein 42 Jahre alter Feuerwehrmann ist laut Landratsamt bei einem Einsatz in Oberbayern in Pfaffenhofen an der Ilm verunglückt.
Unterdessen ist nun auch die Bundeswehr im Hochwassereinsatz. Im Landkreis Dillingen a.d. Donau unterstützten nach Angaben der dortigen Behörden rund 70 Soldaten beim Befüllen von Sandsäcken.
Und der Deutsche Wetterdienst erwartet weiteren Regen. Die Unwetter der vergangenen Tage haben mancherorts binnen 24 Stunden mehr Regen fallen lassen, als im Durchschnitt in einem Monat erwartet wird.
In Baden-Württemberg atmen unterdessen die ersten Einsatzkräfte vorsichtig auf. Ein ICE, der im Schwäbisch Gmünd wegen eines Erdrutsches in der Nacht engleiste, soll im Laufe des Mittags geborgen werden. Verletzt wurde niemand.
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