Mit dem Velo vom Tessin nach Süditalien«Zufriedenheit ist das Überwinden von Hürden»
Von Sara Matasci
31.7.2022
Mit dem Velo vom Tessin nach Süditalien
Die Reise begann nicht optimal: Die erste Etappe war von Regen geprägt.
Bild: Laura und Franz
Durch den Tessiner Flusspark: Eine schöne Überraschung mit Rehen, Hasen und vielen Vogelarten mitten im Grünen.
Bild: Laura und Franz
Laura ist bereit mit ihrem Velo, das zuerst wieder zusammengebaut werden muss, zu einem neuen Ziel aufzubrechen.
Bild: Laura und Franz
Um die verschiedenen Etappen zu erreichen, fuhren Laura und Franz über die antike Via Francigena.
Bild: Laura und Franz
Eine der gefürchtetsten Etappen von Franz: Der Cisa Pass.
Bild: Laura und Franz
Ankunft in Siena – eine der Etappen, auf die Laura und Franz nicht verzichten wollten.
Bild: Laura und Franz
Während der Tour legte das Tessiner Paar mehrere Pausen ein – um die Dörfer zu besuchen, aber auch, um ein Eis oder ein Brioche zu geniessen.
Bild: Laura und Franz
Ankunft auf dem Petersplatz in Rom.
Bild: Laura und Franz
An guten Gesprächen mit Einheimischen oder anderen Verkehrsteilnehmern hat es bei den Radtouren nicht gefehlt.
Bild: Laura und Franz
Auch die Ankunft in Neapel, eine weitere Pflichtetappe, war ein wichtiger Moment für Laura und Franz.
Bild: Laura und Franz
Tropea markierte die drittletzte Etappe der Reise.
Bild: Laura und Franz
Die letzte Station war Reggio Calabria, von wo die beiden Tessiner nach Hause zurückkehrten – mit einem Frecciarossa.
Bild: Laura und Franz
Mit dem Velo vom Tessin nach Süditalien
Die Reise begann nicht optimal: Die erste Etappe war von Regen geprägt.
Bild: Laura und Franz
Durch den Tessiner Flusspark: Eine schöne Überraschung mit Rehen, Hasen und vielen Vogelarten mitten im Grünen.
Bild: Laura und Franz
Laura ist bereit mit ihrem Velo, das zuerst wieder zusammengebaut werden muss, zu einem neuen Ziel aufzubrechen.
Bild: Laura und Franz
Um die verschiedenen Etappen zu erreichen, fuhren Laura und Franz über die antike Via Francigena.
Bild: Laura und Franz
Eine der gefürchtetsten Etappen von Franz: Der Cisa Pass.
Bild: Laura und Franz
Ankunft in Siena – eine der Etappen, auf die Laura und Franz nicht verzichten wollten.
Bild: Laura und Franz
Während der Tour legte das Tessiner Paar mehrere Pausen ein – um die Dörfer zu besuchen, aber auch, um ein Eis oder ein Brioche zu geniessen.
Bild: Laura und Franz
Ankunft auf dem Petersplatz in Rom.
Bild: Laura und Franz
An guten Gesprächen mit Einheimischen oder anderen Verkehrsteilnehmern hat es bei den Radtouren nicht gefehlt.
Bild: Laura und Franz
Auch die Ankunft in Neapel, eine weitere Pflichtetappe, war ein wichtiger Moment für Laura und Franz.
Bild: Laura und Franz
Tropea markierte die drittletzte Etappe der Reise.
Bild: Laura und Franz
Die letzte Station war Reggio Calabria, von wo die beiden Tessiner nach Hause zurückkehrten – mit einem Frecciarossa.
Bild: Laura und Franz
Mega-Velotour eines Tessiner Paares: 1900 zurückgelegte Kilometer mit fast 23'000 Höhenmetern in 20 Tagen. blue News erzählten Franz und Laura im Interview, welche Abenteuer sie auf ihrer Reise von Camorino bis Reggio Calabria erlebt haben.
Von Sara Matasci
31.07.2022, 00:00
31.07.2022, 00:16
Laura ist 40 Jahre alt, selbstständige Physiotherapeutin und hatte schon immer eine grosse Leidenschaft für Sport. Ein Interesse, das sie seit mehr als zehn Jahren mit ihrem Mann Franz, 42-jähriger Anästhesiepfleger und ärztlicher Leiter eines Privatunternehmens, teilt.
Die beiden Tessiner sind immer umtriebig. Doch kürzlich haben sie ein wahrhaft kurioses Unterfangen hinter sich gebracht: Sie fuhren von ihrem Wohnort Camorino rund1900 Kilometer mit dem Velo bis nach Reggio Calabria in Süditalien. Ein Projekt, das auch mental Vorbereitung, Ausdauer und viel Kraft erfordert. blue News haben sie im Interview mehr darüber erzählt.
Welche Fahrräder habt ihr benutzt?
Franz: «Wir hatten ganz normale Trekkingräder ohne elektrische Unterstützung. Diese Art von Zweirädern ist sowohl für den täglichen Gebrauch als auch und vor allem für Ausflüge konzipiert – egal ob für einen Tag, Wochen oder Monate. Unsere waren aus Stahl, um Reparaturen überall durchführen zu können. Ausserdem sind sie widerstandsfähiger gegen mechanische Belastungen als Fahrräder aus Aluminium oder Carbon.»
Was waren die Stationen eurer Reise?
Laura: «Insgesamt haben wir 20 Etappen zurückgelegt, die wir Tag für Tag nach dem gewünschten Ziel oder der Entfernung zum vorherigen ausgewählt haben. Im Grunde haben wir am Abend die Kilometer und die Höhenmeter für den nächsten Tag festgelegt, auch nach Gefühl und Wetter. Die Etappen waren: Mercallo, Pavia, Fiorenzuola D'arda, Berceto, Marina di Massa, San Miniato, Siena, Contignano, Viterbo, Rom, Latina, Formia, Neapel, Battipaglia, Atena Lucana, Scalea, Amantea, Tropea, Palmi und schliesslich Reggio Kalabrien. Einige Orte sollten unbedingt mit dabei sein, wie Pavia, Siena, Rom und Neapel.»
Franz: «Das Prinzip war, abends am gewählten Ort anzukommen, zu duschen, die Stadt zu besichtigen und nicht allzu viele Probleme zu haben, ein gutes Restaurant zu finden. Im Prinzip planten wir, dem Pilgerweg Via Francigena zu folgen, der mich schon immer fasziniert hat.»
Erzählt uns mehr über die Via Francigena!
Franz: «Die Via Francigena startet in England und führt über relativ wenig befahrene und gut markierte Strassen nach Rom. Ihr Ursprung liegt im 6. Jahrhundert, daher ist sie eigentlich für eine Wanderung zu Fuss konzipiert. Aber in den letzten Jahren wurde eine alternative Route entwickelt, die mit dem Fahrrad befahren werden kann. Es gibt auch eine spezielle App, die schlicht «viafrancigena» heisst und auch Hinweise auf die verschiedenen Haltepunkte gibt, wo man zum Beispiel seine Wasserflaschen füllen, aber auch übernachten kann.»
Laura: «Die Via Francigena ist in mehrere Etappen aufgeteilt. Wir sind immer mindestens zwei am Tag gefahren, um rechtzeitig ans Ziel zu kommen. Die erste, die uns von Camorino nach Pavia führte, liess uns den Tessiner Flusspark entdecken: eine schöne Überraschung, die es uns ermöglichte, wenige Kilometer von zu Hause entfernt, entlang von Radwegen Rehe, Hasen und viele Vogelarten zu beobachten.»
Hattet ihr Gelegenheit, die verschiedenen Standorte zu besuchen?
Laura: «Unterwegs haben wir Hunderte von Orten gesehen, vom kleinen Bergdorf bis zu den grossen Städten wie Neapel und Rom. Neben den 20 Etappen, bei denen wir jeweils eine Nacht blieben, haben wir versuchten, wann immer möglich durch Städte oder Orte zu fahren, die typisch oder für ihre Schönheit bekannt sind, wie etwa San Gimignano oder Scilla. Und an diesen Orten fehlte es nicht an Pausen, begleitet von einem guten Brioche oder einem handgemachten Eis.»
Wo habt. ihr geschlafen?
Franz: «Als die Route feststand, haben wir uns um die Auswahl der Unterkünfte gekümmert. Im Laufe der Jahre haben wir gelernt, uns ziemlich schnell durch verschiedene Online-Buchungsseiten zu klicken und Zimmer mit einem guten Preis-Leistungs-Verhältnis zu finden.»
Wie war das Wetter?
Laura: «Regen ist eigentlich immer möglich. In unserem Fall haben wir am ersten Tag viel Wasser abbekommen, nur um den Rest der Reise trocken zu erleben: ein grosses Glück! Bei schlechtem Wetter waren wir aber mit Jacke, Helmprotektor und wasserdichter Hose gut gerüstet.»
Was war die schwierigste Etappe? Welchen Problemen musstet ihr euch stellen?
Franz: «Ich hatte grosse Angst vor dem Cisa-Pass (Pass,der den ligurischen Apennin vom toskanisch-emilianischen trennt, zwischen den Provinzen Massa-Carrara und Parma, auf einer Höhe von 1041 m über dem Meeresspiegel, Anm. d. Red.). Dabei erwies es sich dann sogar als einfach, weil die zu bewältigende Steigung immer konstant war und die Beine zu diesem Zeitpunkt bereits ziemlich trainiert waren.»
Laura: «Am schlimmsten war für mich die Amalfiküste: Wir wollten sie eigentlich meiden, aber jemand, den wir während einer Brioche-Pause trafen, versicherte uns, dass der Weg unsere Etappe nicht viel verlängern würde. Also beschlossen wir, sie zu besuchen. Obwohl der Navigator uns nie die Küstenstrasse empfohlen hat, wollten wir sie trotzdem passieren und… aus den gewohnten 90-100 Kilometern täglicher Etappen wurden 130 – mit sehr steilen, langen und häufigen Anstiegen. Es hat sich auf jeden Fall gelohnt, aber es war für mich der anstrengendste und stressigste Tag, da wir nicht wussten, ob wir unser Hotel in der Nacht erreichen würden.»
Und der aufregendste Moment?
Franz: «Die ganze Reise war aufregend. Italien und seine Regionen Tag für Tag zu entdecken. würden wir jedem empfehlen. Aber die Ankunft auf dem Petersplatz in Rom hatte etwas Episches. Sie markierte das Ende des ersten Teils der Reise.»
Eine besondere Anekdote, die ihr erzählen möchtet?
Laura: «In der Toskana hielten wir, nachdem wir San Gimignano verlassen hatten, an einem Bauernhaus, das wir zufällig entlang der Strasse gefunden hatten. Dort trafen wir einen jungen Amerikaner, der uns sofort entgegenkam und uns erzählte, dass er uns in einer Kleinstadt in der Nähe gesehen hatte. Er hat uns erklärt, dass er die gleiche Leidenschaft für den Radsport hat wie wir, also ist er auf uns aufmerksam geworden und hat uns sogar fotografiert.»
Franz: «Und so schickte uns Gerard – so hiess er – nach einem netten Gespräch mit Freunden und einigen gegenseitigen Ratschlägen – er wollte einen Monat später aufbrechen, um Island auf zwei Rädern zu umrunden – auch das aufgenommene Foto.»
Hattet ihr Probleme mit den Velos?
Franz: «Glücklicherweise haben die Velos ihre Pflicht sehr gut erfüllt. Wir benutzen sie seit Jahren für lange Reisen, aber auch täglich, um zum Beispiel zum Einkaufen zu fahren, und sie haben uns nie enttäuscht. Im Laufe der Zeit haben wir einige kleine Ergänzungen vorgenommen und schwerere, widerstandsfähigere Reifen gekauft. Natürlich hatten wir alle Werkzeuge dabei, um sie eventuell reparieren zu können, aber zum Glück mussten wir die nie benutzen.»
Wie war es, mit dem Fahrrad durch verkehrsreiche Städte wie Rom und Neapel zu fahren?
Laura: «Es war einfacher als erwartet, da es in diesen Städten Fahrradwege gibt – manchmal leider nicht gerade sauber und frei von Glasscherben. Dazu muss ich erwähnen, dass sich die Neapolitaner Autofahrer uns Velofahrern gegenüber als sehr respektvoll erwiesen haben.»
Ausser euren Velos hattet ihr wenig dabei. Was durfte nicht fehlen?
Franz: «Jeder von uns hatte zwei Taschen auf dem Gepäckträger und eine am Lenker. Eine Kamera, um Fotos von unserer Reise zu machen, durfte nicht fehlen, der Navigator, Sonnenbrille, Sonnencreme und viel Wasser!»
Was halten eure Freunden und Verwandten von eurer Mega-Velotour?
Laura: «Unsere Freunde und Verwandten sind es gewohnt, dass wir auf Velotour gehen. Dennoch haben wir uns nach Ankunft am Zielort abends immer bei ihnen gemeldet, um sie zu beruhigen. Die Leute, die ich auf der Reise getroffen habe, waren meist fasziniert, was man mit einem normalen Fahrrad so machen kann.»
Wie seid ihr zurück ins Tessin gekommen? Auch per Velo?
Franz: «Nein, nein! Wir sind mit dem Hochgeschwindigkeitszügen zurückgekehrt. In «nur» 13 Stunden Fahrt waren wir von Reggio Calabria zurück in Camorino!»
Wie seid ihr auf die Idee dieser Velotour gekommen?
Laura: «Wir mögen Radfahren und es entspannt uns. Und nach einer ersten Radtour durch die Normandie haben wir uns vor zwei Jahren auf ein ähnliches Abenteuer eingelassen. Tatsächlich erreichten wir mit unseren zwei Rädern Santa Maria di Leuca in Apulien. Und angesichts der grossartigen Erfahrung haben wir uns entschieden, dieses Jahr dieandere Küste Italiens zu bereisen.»
Franz: «Andererseits haben wir letztes Jahr den Ausflug in die Heimatstadt meines Vaters, nach Mezzano di Primiero im Trentino, sehr genossen. So konnten wir feststellen, dass man auch die höchsten Pässe mit dem Velo überwinden kann.»
Wie habt ihr euch vorbereitet?
Laura: «Wir halten uns immer ein bisschen fit – beim Joggen, Bergwandern, auf Schneeschuh- und Radtouren.»
Warum diese Velotouren? Welche Emotionen lösen sie bei euch aus?
Laura: «Das Schöne am Radfahren ist, dass man anhalten kann, wo und wie man will. Es ist wunderbar, die Sonne und den Wind auf der Haut zu spüren und Kleinigkeiten entlang des Weges wahrzunehmen – vom Duft der Tropea-Zwiebel bis zum Dünger auf den Feldern der Toskana.»
Franz: «Aber das ist noch nicht alles: Zufriedenheit ist auch, seine Ziele zu erreichen und unmöglich geglaubte Hindernisse zu überwinden. Alles mit gutem Willen und etwas Schweiss. Das gibt einem die Gewissheit, auch anderen Schwierigkeiten sowohl auf dem Fahrrad als auch im Alltag gewachsen zu sein. Nach so einem Urlaub geht man zufrieden mit dem Erreichten nach Hause, fit und voller Tatendrang, bereit für ein weiteres Abenteuer.»
Planet ihr eine weitere ähnliche Tour?
Laura: «Im Moment fasziniert uns Island sehr – ein Land, das absolut mit dem Fahrrad befahrbar ist. Aber Urlaub kann nicht immer so lang sein.»