Nicht wegwerfen Prima Pulver – was man mit Kaffeesatz alles Tolles machen kann

Von Laura Scholz

14.5.2020

Das beim Kaffeekochen anfallende vermeintliche Abfallprodukt – der Kaffeesatz – ist durchaus wertvoll und viel zu schade zum wegwerfen.
Das beim Kaffeekochen anfallende vermeintliche Abfallprodukt – der Kaffeesatz – ist durchaus wertvoll und viel zu schade zum wegwerfen.
Bild: Getty Images

Nach unserem täglichen Kaffee dürstet es uns mehr denn je. Es dürfen auch gern zwei, drei Tassen mehr sein als sonst. Aber kurze Frage: Was macht ihr eigentlich mit all dem übrigen Kaffeesatz? Wegschütten?! Wir haben fünf bessere Ideen.

Diese Zeilen schreibt jemand, der eigentlich keinen Kaffee mag. Weder schlurfe ich morgens als erstes mit schweren Lidern zur Maschine, um mir eine Lebensgeister einflössende Ration in die Tasse spülen zu lassen, noch brauche ich am Nachmittag flüssigen Nachschub, um nicht mit dem müden Kopf auf die Tastatur zu donnern.

Ich korrigiere: brauchte. Denn in der Quarantäne ist etwas Seltsames passiert.

Ich habe eine Obsession für Cold Brew entwickelt. Auf Eis, da schmeckt mir Kaffee nämlich plötzlich. Selbst gebraut natürlich eh am besten. Und so rühre ich nun jeden Abend eine Kanne des köstlichen Gesöffs für mich und meinen Home-Office-Partner-in-Crime an.

Besondere Zeiten, besondere Massnahmen

Immer nach dem Mittagessen ist jetzt also Kaffeepause – auch für mich. Verrückt, aber wie sagt man so schön: Besondere Zeiten erfordern besondere Massnahmen. Während ihr Bananenbrot backt, eure T-Shirts in Batikfarbe tunkt, oder zum Master of 3000-Teile-Puzzles geworden seid, trinke ich Cold Brew.

Und dabei bleibt täglich ein nicht zu verachtender Rest Kaffeesatz zurück. Den ich, ehrlich gesagt, viel zu oft einfach entsorgt habe. Denn eigentlich, ja eigentlich könnten wir alle mit dem übrigen Pulver richtig sinnvolle Dinge anstellen. Zum Beispiel:

1. Do-It-Yourself-Beautyprodukte

Peeling: Mischt etwa fünf grosse Löffel eures Kaffeesatzes mit Oliven-, Kokosöl oder Honig und schrubbt euch damit ein- oder zweimal pro Woche unter der Dusche ordentlich ab. So werden nicht nur Hautschüppchen entfernt, das Koffein regt ausserdem die Durchblutung an und lässt eine streichelzarte, vielleicht sogar weniger dellige Haut zurück.



Haarkur: Etwas kalten Kaffeesatz zu eurem Shampoo mischen oder pur als Kur verwenden. Die darin enthaltenen Antioxidantien sollen vor Haarbruch schützen, das Koffein den Haarwuchs ankurbeln. Eine glänzende, gekräftigte Mähne ist eure Belohnung für dieses Prozedere. Dazu aber noch ein kleiner Hinweis am Rande: Kaffeekuren sind eher für dunklere Nuancen geeignet, da sie etwas abfärben können.

Augenmaske: Müde? Dunkel beringt? Geschwollen? Kaffeesatz kann schwere Äuglein wieder öffnen und strahlen lassen. Mischt ihn dazu wieder mit etwas Kokos- oder Olivenöl, tupft ihn euch um die Augenpartie und lasst ihn rund fünf Minuten einwirken, bis ihr die Maske vorsichtig abwascht. Das Koffein verengt die Blutgefässe und macht so Schwellungen und Augenringen den Garaus.

2. Üble Gerüche neutralisieren

Kaffee duftet nicht nur selber herrlich, sondern hat auch die praktische Superpower, fremde Gerüche aufzunehmen und zu neutralisieren. Miefen eure Finger nach dem Kochen zum Beispiel nach Zwiebel oder Knoblauch, werdet ihr dieses Odeur mithilfe von etwas – ihr ahnt es – Kaffeesatz wieder los. Grosszügig zwischen den Händen verreiben, hinterher abspülen, tadaa!

Euer Kühlschrank müffelt nach Käse, Wurst oder der offenen Paste vom letzten Curry? Die Rettung naht. Stellt ein Schälchen Kaffeesatz hinein die üblen Gerüche gehören schnell der Vergangenheit an.

Der Kühlschrank müffelt nach Käse? Ein Schälchen Kaffeesatz hineinstellen und die üblen Gerüche gehören schnell der Vergangenheit an.
Der Kühlschrank müffelt nach Käse? Ein Schälchen Kaffeesatz hineinstellen und die üblen Gerüche gehören schnell der Vergangenheit an.
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Sogar den stinkigen Lieblingssneakern kann Kaffee übrigens die Lebensdauer verlängern. Über Nacht etwas gut getrockneten(!) Satz in jeden Schuh geben und am nächsten Tag gründlich absaugen. Käsefüsse? Nicht mit uns!

3. Ungeziefer in die Flucht schlagen

Wer das Glück hat, ein Gemüsebeet zu besitzen, sich dafür aber regelmässig mit Schnecken und/oder Ameisen rumschlagen muss, der wird über diesen Tipp besonders dankbar sein. Die kleinen Kriechtierchen haben Kaffee nämlich überhaupt nicht gern und machen (meistens) einen Bogen um Beete, die mit Kaffeesatz bestreuselt wurden.

Auch Wespen sind keine Kaffee-Fans. Diesen Sommer könnte es sich also lohnen, auf dem Balkon oder im Garten etwas Pulver in einer feuerfesten Schale anzuzünden und die fliegenden Quälgeister mit dem aufsteigenden Rauch in die Flucht zu schlagen.

4. Pflanzen düngen

Wo er doch grad eh schon im Gemüsebeet gelandet ist: Kaffeesatz eignet sich hervorragend als Pflanzendünger – Phosphor, Kalium und Stickstoff sei Dank. Auch die Balkon- und Indoor-Töpfe dürfen natürlich damit beglückt werden.



5. Kratzer ausbessern

Die Quarantäne und das Home Office haben nicht nur an euch, sondern auch an euren dunklen Holzmöbeln ihre Spuren hinterlassen? Wer mit dem Laptop ein paar Mal zu energisch über den Esstisch geschlittert ist oder vor Verzweiflung in die Tischkante gebissen hat, kann die kleinen Kratzer optisch easy-peasy mit Kaffeesatz verschwinden lassen. Einfach mit einem My Öl anfeuchten und dann mit einem Wattestäbchen oder Schwamm in die Problemzone schieben. Macken im Holz? Haben vielleicht andere!

Übrigens

Die pulvrige Allzweckwaffe kann schnell schimmeln und wird deshalb am liebsten trocken gelagert. Den Satz zum Beispiel auf einem Backblech oder in einer grossen Auflaufform ausbreiten und vollständig trocknen lassen (das kann einige Stunden dauern) bevor ihr ihn zum Aufbewahren in ein Gefäss umfüllt. Alles klar? Gut.

Dieser Text erschien zuerst in der «SI Style».

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