Bötschi antwortet «Ich weiss nicht, wie Hazel Brugger das macht!»

Von Tobias Bühlman

17.9.2020

Bruno Bötschi auf der Terrasse seiner Wohnung in Zürich.
Bruno Bötschi auf der Terrasse seiner Wohnung in Zürich.
Bild: Olivia Sasse

Hazel Brugger, Frank Baumann oder Susanne Kunz – Bruno Bötschi hatte sie alle – in seiner Interview-Serie «Bötschi fragt». Doch nach 99 Ausgaben ist es an der Zeit, dass der Interviewer sich selber einigen Fragen stellt.

Bruno, heute drehen wir dein Frage-Antwort-Spiel mal um: Ich stelle dir in den nächsten 30 bis 45 Minuten möglichst viele Fragen – und du antwortest möglichst schnell und spontan. Passt dir eine Frage nicht, sagst du einfach «weiter».

Okay, da bin ich gerne dabei.

Wie bringt man ein Interview am besten in Fahrt?

Indem man mit einer unverschämten Frage anfängt. Oder man fängt ganz langweilig an, das ist auch immer eine gute Idee. Dann denken die Leute ‹Ah, das ist so ein Netter› und dann kannst du plötzlich eins reinhauen, dann beantworten die Menschen alle Fragen.

Welcher ist dein schönster Charakterzug?

Meiner? Dass ich so gut aussehe … Nein, im Ernst (zögert lange): Ich interessiere mich für Menschen.

Welcher dein mühsamster?

Dass ich zu direkt bin.

Würdest du gerne mit dir selbst arbeiten?

Ja – weil ich so ein Fleissiger und Korrekter bin. Und weil ich Termine so gut einhalte.

Bötschi lacht – aber es stimmt, tut er wirklich.

Wärst du gerne mit dir selbst liiert?

Nein danke!

Die Antwort kam sehr schnell. Was würde dich am meisten an dir nerven?

Jesses Gott … die Frage stelle ich ab jetzt allen, die übernehme ich gleich. Wenn ich mit mir selber liiert wäre, wäre das ja zweimal das Gleiche und das wäre langweilig.

Mutter- oder Vaterkind?

Ein Mutterkind.

Gerne in die Schule gegangen?

Ja! Ich konnte nicht gut zeichnen und singen, habe mich dann aber gezwungen, dass ich gerne singen gehe und auch Zeichnen lerne. Da habe ich mich selber dazu motiviert.

Wie motiviert man sich als Neunjähriger selbst dazu, Fächer zu mögen, die einem stinken?

Das war später. Als Neunjähriger hatte ich total nette Lehrerinnen. Ausser einmal, da hat mich Frau Vogt eine ganze Bastelstunde lang nicht beachtet, obwohl ich immer aufgestreckt habe, das war ein ganz schlimmer Moment. Das mit dem selber Motivieren kam dann in der Oberstufe.

Warst du beliebt bei deinen Klassenkameradinnen und -kameraden?

In der Primarschule schon, in der Sekundarschule war es dann nicht mehr so lustig. Da hatten einige Leute heftig was gegen mich, weil ich progressiv war und zum Beispiel ‹Atomkraftwerke nein danke› sagte. Ich habe auch immer ‹Rendez-vous am Mittag› gehört und hatte darum ein sehr breites politisches Wissen.

Warst du ein Streber?

Ja. Nicht einer, der den anderen gesagt hat, wie sie’s machen müssen, aber ich habe einfach gern gelernt.

Wie ist es, als progressiver Streber irgendwo im ländlichen Mostindien aufzuwachsen?

Ich bin in Frauenfeld aufgewachsen, das ist nicht so ländlich (überführt Bötschi den Interviewer ganz beiläufig der klassisch-zürcherischen Arroganz). Aber ich weiss noch, wie ich meiner Mutter schon mit vier Jahren gesagt habe, als wir Samstagnachmittag in Frauenfeld waren und die Strassen schon kurz vor 16 Uhr leergefegt waren, dass ich hier nicht bleiben werde.

Bruno Bötschi in seinem Homeoffice, in dem er den Lockdown über ausgeharrt hat.
Bruno Bötschi in seinem Homeoffice, in dem er den Lockdown über ausgeharrt hat.
Bild: Olivia Sasse

Und wie alt warst du, als du dann tatsächlich weggezogen bist?

Ich bin lang nicht weg. Mit 24 zog ich mal für zwei Jahre in einen Bauernhof auf dem Land, dann kehrte ich nochmals nach Frauenfeld zurück, und erst mit 27 oder 28 Jahren zog ich nach Winterthur und dann fünf Jahre später endlich nach Zürich. Aber eigentlich habe ich immer gewusst: Ich will dann mal in die grosse und schöne Stadt Zürich. (Sagt er nicht ohne ironischen Unterton.)

Nun bist du längst im schönen grossen Zürich angekommen, aber du bist gerne auch in Berlin. Was liebst du an der Stadt?

Weil die Stadt so gross ist, so unheimlich viel Platz hat … Da hat es Quartierstrassen, da ist das Trottoir breiter als jede Strasse in Zürich. Es ist so kunterbunt gemischt, sehr multikulturell. Und Berlin hat ein wahnsinnig grosses Kulturangebot, und das ist alles so günstig. In Zürich zahlst du 180 Franken fürs Ballett, in Berlin 20 Euro.

Echt jetzt, Multikulti, grosse Plätze und Kultur – das ist eine langweilige Antwort. Gib mir noch einen guten Grund, warum du Berlin so gerne magst.

Weil ich Deutsch reden kann! (Lacht.)

«Ich will nicht die Menschen zurücklassen, die ich gernhabe.»

Du gehst gerne ins Berghain, wenn du in Berlin bist. Was war das Überraschendste, das du in dem Club erlebt hast?

Im Berghain kann man auch draussen tanzen, das geht in der Schweiz ja nicht. Und als ich da letztes Jahr mal im Garten am Feiern war, lief ‹Don’t You Want Me?› von The Human League – und auf einmal sangen alle im Garten mit. Und das von Besuchern eines Clubs, der eigentlich vor allem für seine Bum-Bum-Elektromusik berühmt ist.

Und warum lebst du doch noch in Zürich, wenn du Berlin so magst?

Weil das meine Heimat ist, weil hier meine Freundinnen und Freunde leben. Ich will nicht die Menschen zurücklassen, die ich gernhabe.

Streetparade oder Tonhalle?

Tonhalle. Ich habe nicht so gerne derart viele Leute. Aber ich fände es trotzdem schön, wenn die Streetparade nächstes Jahr wieder stattfinden würde.

Du bist ein Partylöwe. Wo und wann hast du am meisten gefeiert?

In meinem ganzen Leben? (Macht eine kurze Denkpause) Es hat früher in Zürich einen sehr berühmten Club gegeben. Und dort bin ich früher regelmässig hin. Aber so ein Partyanimal bin ich dann doch auch nicht, ich bin erst mit 35 Jahren so richtig in den Ausgang gegangen, vorher habe ich eigentlich nur gearbeitet.

Und verrätst du auch noch, wie der berühmte Club hiess?

(Lacht verschmitzt) Labyrinth. Den fand ich schon sehr schön.

Feierte früher gerne im Labyrinth in Zürich, liess sich für sein Porträt aber in der heimischen Küche ablichten: Bruno Bötschi.
Feierte früher gerne im Labyrinth in Zürich, liess sich für sein Porträt aber in der heimischen Küche ablichten: Bruno Bötschi.
Bild: Olivia Sasse

Schlitteln oder Skifahren?

Ich finde beides super. Aber beim Schlitteln fährt man meist nur einmal runter, und damit hat’s sich, Skifahren kann man dagegen den ganzen Tag. Wenn ich mich entscheiden müsste, dann fahre ich lieber Ski.

Wo würdest du gerne wieder einmal hin in die Ferien fahren?

Nach Italien, in die Toskana, da war ich schon lange nicht mehr. Und in die Gegend zwischen Marseille und Genua, an die Côte d’Azur und nach Ligurien, da war ich noch gar nie.

Und wenn du nur noch ein Ferienland bereisen dürftest für den Rest des Lebens, welches wäre das?

Spanien, weil das so vielfältig ist. Und ich hab’s gerne warm.

Fenster- oder Gangplatz?

Immer am Fenster. Immer! Ich muss rausschauen können, vor allem im Flugzeug. Im Gang kriege ich Platzangst.

Themenwechsel: Dein Lieblingswort in Schweizerdeutsch?

Momoll.

Oh ja, das Wort habe ich Bötschi schon dutzendfach aus seinen Texten herausredigiert.

Und was ist dein liebstes Fluchwort?

Das ist nicht mein liebstes Fluchwort, aber beim Badminton sage ich oft und sehr laut ‹Gopfertami› – aber ich finde das kein schönes Fluchwort. Ich fluche eigentlich relativ wenig. Und finde das auch gut so.

Warum ist es wichtig, auch mal ein Querulant zu sein?

Weil das Leben nicht einfach so vor sich hinfliesst und man manchmal ‹Stopp› sagen muss.

Zu welchem Song hast du zuletzt getanzt?

Ich tanze oft daheim. Und gestern … Ah genau, zu ‹Maniac› von Michael Sembello aus dem Film ‹Flashdance›.

Er sieht kurz nach, um sicher zu sein; später kommt dann eine SMS mit dem Link zu einem YouTube-Video und dem Kommentar ‹So habe ich getanzt›.

Eine so genaue Antwort hätte ich nicht erwartet. Gibt es davon ein Video auf Social Media?

Nein, aber es gibt beispielsweise ein Video von ‹Etienne› von Guesch Patti. Ich habe mal mit einem guten Freund ein Spiel vereinbart: Du wählst ein Lied und hast fünf Minuten Zeit, um dazu etwas einzustudieren und sich etwas Passendes anzuziehen. Und dann wird die Performance gefilmt, ohne Schnitt. Und ich habe das besagte Lied ausgewählt.

War das Video ein Erfolg?

Das musst du selber beurteilen.

Du sagst, dass du nicht so gerne vor der Kamera stehst. Warum?

Ich bin immer sehr nervös. Aber in letzter Zeit ist es etwas besser gegangen. Jemand hat mir sogar gesagt, ich hätte mich gemacht. Das hat auch was mit Übung zu tun: Je mehr man das macht, umso besser kann man es. Und ich habe gerade kürzlich erst gelesen, dass Günther Jauch sich offenbar nie seine Sendungen ansieht. Kann ich zwar fast nicht glauben, aber wahrscheinlich sollte man sich selber wirklich nicht zu oft zusehen. Denn die meisten Fehler, die man macht, merken die Leute gar nicht.

Aber auf Instagram und Facebook sieht man dich öfter im Video. Was ist da anders?

Das ist so wie ein weiterer Kanal, über den ich mit der Welt kommunizieren kann. Ich hoffe, es sei ein wenig lustig. Und das ist einfach auch eine Spielwiese.

Eigentlich kamerascheu – aber irgendwie ist Bruno Bötschi doch auch eine Rampensau.
Eigentlich kamerascheu – aber irgendwie ist Bruno Bötschi doch auch eine Rampensau.
Bild: Olivia Sasse

Du bist allgemein sehr präsent auf Social Media. Nie die Angst gehabt, dass du zu viel von dir preisgibst?

Nein, weil ich immer sehr genau überlege, was ich bringe und was nicht. Ich habe auch schon Sachen wieder gelöscht. Was ich nicht gross mache, sind politische Inhalte. Das ist immer eher was Witziges. Oder in den letzten Monaten mit der Sixpack-Challenge, das ist auch gut: Wenn du das öffentlich machst, dann hast du auch einen gewissen Druck.

Und wie gerne ziehst du dich dabei aus? Für jemand, der Angst hat, vor der Kamera zu stehen, ist das echtes Rampensau-Verhalten.

Beim letzten Mal habe ich mich ausgezogen, damit man mein Sixpack noch mal sieht. Aber das ist ja noch oft so: Die Leute haben vor was Angst, darum machen sie es erst recht. Und ich finde, wenn man vor der Kamera steht, soll man auch eine Show bieten, damit es sich für die Zuschauer lohnt.

Hand aufs Herz: Auf einer Skala von 1 bis 10: Wie eitel bist du?

6.

Wirklich?

Mhmm.

Wie steht’s eigentlich um dein Sixpack?

Nicht so schlecht. Allerdings habe ich inzwischen herausgefunden, dass ich noch gar nie ein richtiges hatte. Bis 31 habe ich Wettkampfsport gemacht, war Sprinter. Ich habe aus der Zeit aber nicht viel Bilder, aber jetzt habe ich eines entdeckt und gesehen, dass ich zwar sehr muskulös war, aber ein Sixpack hatte ich da keins. Aber ich bin zufrieden, ich habe einen definierteren Körper, habe etwas abgenommen und fühle mich grundsätzlich wohler. Ich renne nicht irgendeinem Jugendideal hinterher. Ich finde es einfach gut, wenn ich etwas fitter bin.

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Wieso hast du mit 31 den Wettkampfsport aufgegeben?

Ich hatte eine Adduktorenzerrung, und mit 31 bringst du das fast nicht mehr so weg, dass du noch mal Wettkämpfe rennen kannst. Dann hatte ich auch noch eine chronisch entzündete Achillessehne, irgendwann ist dann einfach Schluss.

Heute spielst du gerne Badminton. Wie reagierst du, wenn du gewinnst?

Dann bin ich manchmal ganz ruhig, aber wenn ich schon lange nicht mehr gewonnen habe, dann feiere ich auch mal sehr ausgelassen. Wie gestern, als ich das ganze Spiel über hinten lag, zum Schluss aber trotzdem noch 22:20 gewonnen habe.

Und wie, wenn du verlierst?

Ich habe ein wenig den Wettkampfwillen verloren, ich bin ja auch schon 53. Darum ist mir das Gewinnen oder Verlieren gar nicht mehr so wichtig, aber ich rege mich dann auf, wenn ich viele Fehler mache.

Spielt man im Büro mit Bruno Bötschi Pingpong, kann man allerdings leicht einen anderen Eindruck von seinem Ehrgeiz gewinnen.

99 ‹Bötschi fragt› sind von dir erschienen, du hast Talent und Routine dafür. Was ist das Geheimnis, dass du ein so versierter Interviewer geworden bist?

Interesse an den Menschen. Auch wenn es heisst, dass jener langweilig ist oder ich mit der schon ein schlechtes Interview hatte, oder der so arrogant ist. Dann muss man sich trotzdem zurückziehen, sich gut einlesen in einen Menschen, was der alles gemacht hat, vielleicht auch mit anderen Leuten über ihn reden. Und sich dann richtig interessieren und an dem Tag, wo er oder sie dir gegenübersitzt, dabei sein und gut zuhören.

«Es heisst ja eh immer, meine Interviews seien zu lieb.»

War das gerade peinlich, die Frage mit einem Kompliment einzuleiten? Ist das ein Tabu als Interviewer?

Nein. Warum auch, man kann doch auch mal loben. Es heisst ja eh immer, meine Interviews seien zu lieb. Aber ich finde, es gibt eigentlich genug Seich auf der Welt. Meine Interviews dürfen nicht zu seicht sein, aber die dürfen schon mal etwas positiv oder lustig sein.

Sonst bist du der Interviewer. Wie ist es, wenn man selber interviewt wird?

Eigentlich ist es kein Problem, aber ich finde meistens einfach meine Antworten nicht so lustig. Ich merke, wie schwierig es ist, lustige oder spannende Antworten zu geben.

Wer sind deine Vorbilder, bei Interviews und sonst? Mindestens drei Namen bitte!

Vorbilder? Drei Namen? Peer Teuwsen find ich meistens grossartig, der ist ja jetzt bei der ‹NZZ am Sonntag›. Wie der Interviews macht, wie er einsteigt, was er aus den Leuten rausholt, das finde ich das Grösste! Und die Interviews von Moritz von Uslar im ‹Zeit Magazin›, die lese ich super gerne. (Dann überlegt er lange) Müssen es nur Interviewer sein? Also Jens Balzer von der ‹Zeit› finde ich extrem spannend; der macht zwar weniger Interviews, aber was der über Kultur schreibt, ist super.

Was ist dein Rezept für ein gelungenes Interview?

Auch Fragen stellen, von denen man findet, dass man sie nicht stellen soll. Und ganz wichtig: Das Aufnahmegerät erst abstellen, wenn man Tschüss gesagt hat. Nie abstellen, bevor man sich trennt. Es kommt so viel Grossartiges heraus …

Was war dein bestes Interview?

Ich weiss nicht, ob es das Beste war. Aber ich konnte vor zwei Jahren Hazel Brugger interviewen für ‹Bluewin›. Wir haben uns im Migros Restaurant im Glattzentrum getroffen, dem schrecklichsten Ort der Welt, und wir hocken dort im Restaurant, und mir fiel der Kiefer runter: Egal, was du fragst, sie hatte auf jede Frage sofort eine Antwort, die lustig war, oder super intelligent oder frech. Es kam einfach immer was, und alles hat gepasst. Ich weiss nicht, wie die das macht!

Dein schlechtestes Interview?

Noch nie wurde jemand handgreiflich mit mir oder hat das Interview abgebrochen, auch wenn ich selber das gerne schon gemacht hätte – aber schlecht? Langweilige Interviews hat’s hingegen schon ein paar gegeben.

Was hindert dich denn daran, aus einem Interview rauszulaufen, wenn du das schon ein paar Male gerne gemacht hättest?

Einmal hatte der Fotograf bereits seine ganze Ausrüstung aufgestellt, ein Freiberufler. Wenn ich da davonmarschiert wäre, hätte der kein Geld erhalten. Darum habe ich’s nicht gemacht.

Gibt es eine spannende Frage, die praktisch bei jedem Gegenüber zu einer guten Antwort führt, eine eigentliche Allzweckwaffe?

Gibt es wahrscheinlich schon, aber ich habe sie nicht.

Was war der gröbste Fehltritt, der dir mal in einem Interview passiert ist?

Ich habe mit über 38 Grad Fieber Roger Schawinski interviewt. Ich konnte nicht mal mehr die Jahreszahlen recht vom Blatt ablesen. Mit einem wie Schawinski, der schon Millionen von Interviews gemacht hat, sollte man kein Interview machen, wenn man krank ist. Da muss man eh schon auf den Punkt und fit sein. Das hätte ich damals besser verschoben.

Was für Fehler habe ich bisher gemacht beim Interview mit dir?

(Denkt einen Moment lang nach) Keine.

Habe ich wirklich nichts schlecht gemacht bisher?

(Denkt noch länger nach) Also du bist sehr liebenswürdig. Nein, fällt mir nichts auf.

Und was mache ich gut?

Sind nette Fragen.

Okay, der hat gesessen – denn wie sagt der Volksmund? ‹Nett ist das kleine Geschwister von Schei**e›.

«Die sind beide extrem intelligent, beide haben ein unglaublich breites Wissen.»

Du hast eine Carte Blanche. Wen würdest du zum Interview bitten – egal woher oder lebendig oder tot?

Tina Turner oder Grace Jones.

Warum die beiden?

Bei Tina Turner finde ich die Musik grossartig und war schon an vielen ihrer Konzerte. Das Leben, das sie geführt hat! Ein grosser Star – und irgendwann hat sie gewusst, dass fertig ist. Obwohl sie ein verschissenes Leben hatte mit ihrem prügelnden Mann, hat sie ihr Leben recht gut im Griff. Und bei Grace Jones finde ich einfach die ganze Karriere toll. Ich war vor sechs Jahren mal an einem Konzert in Basel, das ich nie vergessen werde.

Tina Turner wohnt ganz in der Nähe. Hast du sie schon mal angefragt für ein Interview?

So halb habe ich mal gefragt. Aber sie gibt keine Interviews mehr. Und mein Englisch ist nicht so gut. Aber man müsste …

Wenn du mit drei Promis auf einer einsamen Insel strandetest, welche wären das idealerweise?

Frank Baumann und Hazel Brugger. Zwei reichen.

Warum die beiden?

Weil wir’s extrem lustig hätten. Die sind beide extrem intelligent, beide haben ein unglaublich breites Wissen.

Bräuchtest du nicht vielleicht noch jemanden, der beispielsweise gut kochen kann?

Frank Baumann kann extrem gut kochen! Der hat sogar schon selber eine Küche aufgebaut.

Und wenn sie oder er auch noch Feuer machen können müsste?

Dann wär’s Rüdiger Nehberg. Aber der ist ja gestorben, den kann ich nicht mehr mitnehmen.

Wenn du eine Superkraft wählen könntest: Lieber fliegen oder lieber unsichtbar machen?

Fliegen.

Und was würdest du damit dann anstellen?

Einfach ab und zu oben entlangfliegen. Ich habe ja Höhenangst, Fallschirmspringen und all das Zeug ist nichts für mich. Aber ein Traum von mir wäre ein Flug mit einer Wingsuit. Ich habe mal einen Film gesehen, wo einige damit durch einen Fjord in Norwegen geflogen sind, das war grossartig. Ich würde es nie machen, und ich weiss auch, dass es extrem gefährlich ist. Aber denen zuzuschauen, das ist wirklich wow.

Weiter in dem Register. Wenn du eine Zeitmaschine hättest, in welches Jahr würdest du reisen?

Vor oder zurück?

Egal.

Ich glaube, jetzt gerade würde ich … Nein, muss ich noch mal überlegen. Ich würde 30 Jahre zurückreisen, ins Jahr 1990.

Warum gerade dahin?

Da war ich 20, also noch jung. Das war eine sehr schöne, ruhige Zeit, damals gab’s weniger Kriege.

Und warum nicht in die Zukunft?

Jetzt gerade mit Corona und all dem Zeug, das ist ja eine recht schwierige Zeit. Da weiss ich nicht, wie gut das alles kommt. Da reise ich lieber dahin, wo ich weiss, dass es da schon einmal gut war. Ich bin nicht so ein mutiger Mensch.

Und wenn du noch weiter zurückdenkst als 1990, welche ist deine schönste Kindheitserinnerung?

Ich habe im Gefühl, dass ich in der Schule eine wunderschöne Zeit hatte, als wir am Wasser gespielt und Bäche gestaut haben. Da musste ich nicht viel denken, und es gab keine Helikopter-Eltern, die einem mit dem Handy andauernd anrufen. Wir konnten einfach den ganzen Nachmittag über draussen sein, und niemand hat danach gefragt.

Und was hindert dich heute daran, einfach mal irgendwo hinzufahren, dein Handy zu Hause zu lassen und einen Bach zu stauen?

Ah, gar nichts. Höchstens vielleicht der Job. Ich kann ja nicht irgendwie montags den ganzen Tag über Bächli stauen gehen. Aber manchmal gehe ich schon noch wandern.

Du hast ja schon mal mit der Politik geliebäugelt. Wo hättest du deinen Schwerpunkt gelegt, wenn du gewählt worden wärst?

Grundsätzlich? Beim ÖV! Und ich möchte, dass Zürich endlich mal eine richtige Velostadt wird.

Was machst du für deine eigene gute Laune?

Ab und zu alte Musik hören und blöd dazu tanzen. Oder einfach mal etwas Seich erzählen.

Ich bin am Schluss. Habe ich die richtigen Fragen gestellt?

Ja. Aber ein paar freche hätten es schon noch sein können.

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