Kolumne am MittagHeidi Klum und ihre vier Kinder – «Mom, echt jetzt?»
Von Marianne Siegenthaler
14.12.2020
Heidi Klum zeigt sich ihren zahlreichen Fans auf Instagram gern oben, unten oder ganz ohne. Das finden ihre Kinder nicht so toll. Verständlich.
Knappe Kleidchen trägt Heidi Klum, 47, ja schon immer gern. Auch wenn sie manchmal ein bisschen aussieht, als hätte sie im Kleiderschrank ihrer sehr viel jüngeren Schwester gewildert. Seit einigen Jahren zeigt sie sich auf Instagram aber auch gern sehr freizügig. Im knappen Bikini.
Oder auch ohne. Also füdliblutt. Allenfalls noch von einem transparenten Vorhang verdeckt, fotografiert von Ehemann Tom Kaulitz, 31. Zugegeben: Sie sieht toll aus. Und das zeigt sie eben gern. Denn hinter so einem Superbody steckt in der Regel auch viel Verzicht, Training und Geld.
Ihren Followern jedenfalls gefällt es, und so kann Heidi Klum auf Instagram reichlich Klicks ernten. Nicht ganz so begeistert sind ihre vier Kinder, wie sie selbst vor Kurzem in einem Interview mit «People» verriet. So hätten diese mehr als einmal ihre Bedenken geäussert.
Aber Mami Klum rechtfertigt sich: «Ich komme aus Deutschland und trage nicht immer viele Klamotten.» Als ob die Deutschen generell halbnackt unterwegs wären. Und das beim sogenannten kühl-gemässigten Klima, das da vorherrscht.
«Mom, echt jetzt?»
Aber wie auch immer: Die Kinder stupsen sie manchmal an und fragen: «Mom, echt jetzt?» Worauf sie erwidert: «Ja, echt jetzt. Das bin ich. Ich mache mein Ding, ihr macht eures!» Das fände ich auch voll okay, wenn die Kinder erwachsen wären.
Sind sie aber nicht: Leni, 16, Henry, 15, Johan, 14, und Lou, 11, finden es – wie wahrscheinlich die meisten Kinder – nicht normal, wenn sich Mami nackt im Netz präsentiert. Wo sie wirklich jeder sehen kann. Sei dies allein hinter einem transparenten Vorhang. Oder unter der Dusche gemeinsam mit Ehemann Tom. Oder auf dem Teppich mit Hund Anton.
Wie peinlich ist das denn?
Man stelle sich vor: Der pubertierende Henry kommt in die Schule, da sitzen seine Kollegen, kucken ins Smartphone und tauschen sich über den Körper einer Frau aus – wie das Teenager eben so tun –, aber die Frau ist nicht irgendeine. Es ist seine Mutter.
Wie peinlich ist das denn?
Für Pubertierende gibt es nichts Schlimmeres, als vor anderen blöd dazustehen. Und ausgerechnet wir Eltern können ihnen das besonders gut einbrocken.
Unpassende Fragen stellen beispielsweise, wenn alle Freunde zuhören («Hast du die Zähne geputzt?»). Sich mit Sprüchen aus der Jugendsprache anbiedern («Chill dini Base, Bro»). Das Handy mit dem Zeigefinger statt mit dem Daumen bedienen. Oder eben sich nackt im Netz präsentieren.
Zur Autorin: Marianne Siegenthaler ist freie Journalistin und Buchautorin. Wenn sie grad mal nicht am Schreiben ist, verbringt sie ihre Zeit am liebsten im, am und auf dem Zürichsee.
Regelmässig gibt es werktags um 11:30 Uhr und manchmal auch erst um 12 Uhr bei «Bluewin» die Kolumne am Mittag – es dreht sich um bekannte Persönlichkeiten, mitunter auch um unbekannte – und manchmal wird sich auch ein Sternchen finden.