Trendgetränk «Mocktail» «Dies ist kein Gin»: Alkoholverzicht ohne Geschmacksverlust?

19.10.2019

Alkoholfreie «Mocktails» liegen momentan stark im Trend.
Alkoholfreie «Mocktails» liegen momentan stark im Trend.
Source: DPA/ZB/Jens Kalaene

«Vir-Gin» – ein Wortspiel für alkoholfreien Gin. Doch eine dänische Firma mit einem Produkt dieses Namens ist längst nicht die einzige. Alkoholfreie Spirits scheinen angesagt. Wird das Leben jetzt gin-los?

Alkoholverzicht scheint im Trend zu liegen. In den USA sprechen manche von «sober curious», was «nüchtern neugierig» oder in etwa Nüchternheitsneugier bedeutet. Es ist das Konzept, ein Leben ohne Alkohol zu propagieren, aber dabei nicht unbedingt auf Cocktails zu verzichten und stattdessen zu alkoholfreien Cocktails (sogenannten Mocktails) zu greifen.

Als Pionierin der Sober-Curious-Idee gilt die New Yorker Autorin Ruby Warrington, die 2018 ein Buch zum Thema herausgebracht hat. Der Untertitel des Werks «Sober Curious» lautet: «The Blissful Sleep, Greater Focus, Limitless Presence and Deep Connection Awaiting Us All on the Other Side of Alcohol» (Der glückselige Schlaf, die bessere Fokussierung, die grenzenlose Präsenz und tiefe Verbundenheit, die uns alle auf der anderen Seite des Alkohols erwartet).

Philosophie gegen Alltagstrinkerei

Ihre Nichttrinken-Philosophie richtet sich keineswegs an Alkoholiker und sieht sich auch nicht als Heilung einer Krankheit. Es geht ihr um die vielen Millionen, die sich eher in einer Trink-Grauzone wähnen, also kaum ohne Alkohol abschalten können. Menschen, die sehen, dass Alkohol mehr Macht über sie hat, als sie sich lange einzugestehen trauten. Menschen, die es denkwürdig finden, dass in der westlichen Welt jeder, der nicht trinkt, in den Augen der meisten ein trockener Alkoholiker oder schwanger oder ein komischer Kauz sein muss.

So wie es einen wachsenden Markt für Fleischimitate gibt, für Menschen, die auf tierische Produkte verzichten wollen, gibt es auch ein wachsendes Angebot für Leute, die neugierig darauf sind, Ausgehen und Spasshaben ohne Alkohol auszuprobieren, ohne sich aber unbedingt des Geschmacks der Getränke vollends zu berauben. Das sieht man zum einen bei alkoholfreiem Bier und Wein, aber eben auch immer öfter bei Spirituosen. So gibt es alkoholfreien Ersatz-Rum, -Gin oder -Wermut.

Folgt man Experten, dann begann es im Spirituosenbereich vor etwa 20 Jahren mit dem Whiskyersatz «Whissin». Er enthält Zutaten wie schottischer Whiskey (Gerste, Roggen, Weizen), aber unvergoren. Pur ist er süsser als echter Whisky, als Mixzutat fällt das schon nicht mehr jedem auf.

Vielfalt beim alkoholfreien Gin

Der Gin-Boom bewog die deutsche Marke Siegfried Rheinland Dry Gin, eine alkoholfreie Alternative auf den Markt zu bringen: Das kalorienarme Kräuterwasser zum Mixen heisst «Wonderleaf». Daneben gibt es zum Beispiel auch «GinSin Premium 12 Botanics» aus Spanien, den «Herbie Virgin» aus Dänemark, den «Seedlip Spice 94» aus England und einen Gin-Sirup der französischen Marke Monin.

Ganz neu ist die Marke Undone, die nach eigenem Bekunden die Trinkkultur von der Dominanz des Alkohols befreien will und dennoch die klassischen Geschmacksrichtungen anbietet. Es gibt mehrere Sorten. Sie heissen «Juniper Type» (Typ Wacholder), auf der dann «This is not Gin» (Dies ist kein Gin) steht, oder «Sugar Cane Type» (Zuckerrohr), auf der dann «This is not Rum» verkündet wird. Ausserdem gibt es «Italian Bitter Type» (This is not Orange Bitter) und «Italian Aperitif Type» (This is not Vermouth). Je nach Sorte kostet eine 0,7-Liter-Flasche etwa 15 bis 20 Euro.

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