Nicht alles ist schlecht am Homeoffice-Leben. Videokonferenz-Pannen retten uns mit Humor durch die Corona-Pandemie. Einmal rennt ein Ehemann halbnackt durchs Bild, das andere Mal wird ein Richter zur Katze.
Von Bruno Bötschi
09.04.2021, 12:06
09.04.2021, 20:23
Bruno Bötschi
Seit das Coronavirus weltweit grassiert, sind für den arbeitenden Teil der Bevölkerung Sitzungen mittels Videokonferenzen kaum mehr wegzudenken. Bekannt ist jedoch auch: Diese Dienste haben ihre Tücken.
Kaum ein Treffen, bei dem eine Teilnehmerin, ein Teilnehmer nicht vergisst, sein Mikrofon ein- oder auszuschalten oder die Computerkamera etwas zeigt, was sie besser nicht zeigen würde.
«Ich hoffe, es können mich alle gut verstehen?» Momoll, sogar Eric Yuan, Gründer und Chef von Zoom, kämpft mit technischen Problemen während einer Videoschaltung.
Bei der Verkündung der Geschäftszahlen seiner Firma im vergangenen Jahr – natürlich über die eigene App – sprach Yuan geschlagene 15 Sekunden lang zur versammelten Weltöffentlichkeit, bis er endlich bemerkte, dass er vergessen hatte, sein Mikrofon anzumachen.
«Das müssen wir uns jetzt nicht angucken, oder?»
Den bisher letzten Videokonferenz-Fauxpas auf dem politischen Weltparkett leistete sich kürzlich der deutsche Aussenminister Heiko Maas: Wegen der Reisebeschränkungen hatte er zu einer «virtuellen Reise» nach Mali eingeladen.
Während der Schaltung wurde zunächst über die Lage in dem westafrikanischen Land berichtet. Nach anderthalb Stunden – der Zeitplan war etwas in Verzug –, sollte es weitergehen mit EU-Berichten. Der deutsche Botschafter Karl Flittner in Bamako, Malis Hauptstadt, sagte, man würde sich gern mit einem Video verabschieden.
Darin gehe es um einheimische Rapmusik, gerade der Dialog mit der Jugend sei ja wichtig. Minister Maas, der offenbar nicht ahnte, dass sein Mikro noch angeschaltet war, sagte daraufhin zu seinen Mitarbeitenden: «Aber das Video müssen wir uns jetzt nicht angucken, oder?»
«Kannst du uns hören, Angela?»
Maas ist nicht der einzige Politiker, der während der Pandemie schon peinliche Video-Momente erlebt hat:
Joe Biden, Emmanuel Macron, einfach alle Staatschefs der grossen Wirtschaftsmächte hörten im vergangenen Februar Boris Johnson beim G7-Videotreffen aufmerksam zu, nur eine grätscht dazwischen: Angela Merkel, die deutsche Bundeskanzlerin.
Was war los? Plötzlich redet da wer auf Deutsch rein und unterbricht den britischen Premierminister mitten im Wort – der nimmt das gelassen und witzelt: «Kannst du uns hören, Angela? Ich denke, du musst stumm schalten.»
Reporter hackt EU-Ratssitzung
Als die EU-Verteidigungsminister im November 2020 zusammen eine vertrauliche Videokonferenz abhielten, rechneten sie wohl nicht damit, dass ein Journalist zugeschaltet ist.
Mit Login-Infos, die auf einem der Twitter-Accounts der Verteidigungsminister geteilt wurden, schlich sich der niederländische Reporter Daniël Verlaan in das Treffen ein und sorgte für einen Moment der Erheiterung – kombiniert mit einem Sicherheitsalarm.
«Ich denke nicht, dass ich wie ein Spion aussehe. Also verstehe ich, warum die Minister gelacht haben», sagte Verlaan, der für das niederländische Medienunternehmen RTL Nieuws tätig ist, nach dem Vorfall. Bei dem Ministertreffen war unter anderem ein geheimes Dokument über Bedrohungen für die EU auf der Tagesordnung gestanden.
«Ich bin am Leben. Ich bin keine Katze»
Wie gesagt: Keine Sitzungen, sondern die Schaltungen ins heimische Büro sind für viele Menschen seit einem Jahr keine Besonderheit mehr, aber nach wie vor äussert pannenanfällig – wie etwa in Texas, USA, bei einer Gerichtsverhandlung.
Der Ausschnitt des Videos startet mit einem Bild, das viergeteilt ist. Jerry L. Philips und H. Gibbs Bauer sind einem Rod Ponton zugeschaltet, der allerdings nicht sein wahres Gesicht zeigt.
«Mr. Ponton, sie haben einen Filter in ihren Einstellungen angemacht», sagt eine Stimme. Wie es scheint, ahmt die «Filter-Katze» die Kopfbewegungen von Herrn Ponton nach.
Die Katze Ponton sagt: «Ich kann Sie hören, können Sie mich hören, Richter? Es ist ein Filter, ich weiss nicht, wie man das ausstellt. Meine Assistentin hat es versucht.» Und weiter: «Ich werde jetzt damit weitermachen. Ich bin hier, am Leben. Ich bin keine Katze.»
Mit dem Laptop auf der Toilette
Ebenfalls noch am Leben ist Frances Cogelja. Das Mitglied der Schulbehörde von New Jersey (USA) hat jedoch wegen einer Videopanne seinen Job verloren. Und das kam so: Cogelja hatte an einem Zoom-Meeting mit 150 Personen teilgenommen. Was zunächst wunderbar klappt, nimmt irgendwann eine entblössende Wende – zumindest für Cogelja.
Noch während die Video-Diskussion am Laufen ist, packt die Frau ihren Laptop und marschiert Richtung Toilette. Die übrigen Teilnehmerinnen und Teilnehmer des Treffens können (oder müssen) ihr dabei die ganze Zeit zusehen. Denn Cogelja hat zwar ihr Mikro ausgeschaltet, nicht aber die Kamera.
Der peinliche Zwischenfall verbreitet sich rasch in den sozialen Netzwerken. Und er blieb nicht ohne Konsequenzen: Cogelja ist zurückgetreten und räumte ihren Posten bei der Schulbehörde.
Nackt duschen und weiter zuhören
Bernardo Bustillo, Stadtrat in der spanischen Hauptstadt Torrelavega, wollte während einem ewig langen Videocall im Juli 2020 nur schnell unter die Dusche hüpfen. Blöderweise hatte er vergessen, die Kamera an seinem Computer auszuschalten. Kollegen, Bürger und Journalisten sehen ihn füdliblutt.
🎥VÍDEO | "Decidle algo a Berni. Decidle algo, rápido". El secretario general del PSOE de Torrelavega y concejal, Bernardo Bustillo, se ducha durante un pleno municipal telemático y no apaga la cámara. Atención a la cara del alcalde López Estrada (arriba a la derecha) pic.twitter.com/pdttr7YwWo
«Ich will das gar nicht schönreden und weiss, dass ich mich daneben benommen habe, aber das Plenum ging schon auf das Ende zu. Wir hatten um 8 Uhr morgens begonnen und die Geschichte zog sich bis 12.30 Uhr hin», sagte der Politiker später zu den Medien. Deshalb habe er sich für Multitasking entschieden: duschen und weiter zuhören.
Bustillo bot nach seinem hüllenlosen Fauxpas den Rücktritt an, seine Partei bestätigte ihn jedoch auf seinem Posten.
Besuch vom pelzigen Kollegen
Arbeiten in den eigenen vier Wänden hat Vorteile, bedeutet bei einer Videoschaltung aber auch, einen Einblick in das Zuhause zu geben. Zwar lässt sich das Chaos im Estrich oder die dreckige Küche durch Filter überdecken.
Gegen einen Spontanbesuch des eigenen Hundes während der Arbeit hilft allerdings kein Tool. Diese Erfahrung musste im April 2020 auch US-Meteorologe Paul Dellegatto machen. Dessen Golden Retriever namens Brody besuchte ihn spontan bei seiner Live-Schalte für den Wetterbericht von daheim.
Nachdem Brody erst die Wetterkarte einfrieren liess, machte er sich danach auch noch an der Kamera zu schaffen. Wetterfrosch Dellegotto gab sich schliesslich geschlagen und versprach, den vollständigen Wetterbericht online noch einmal nachzureichen.
Weisse Unterhosen und nochmals nackte Tatsache
Die Hosenpflicht ist zu Hause aufgehoben? Warum auch nicht, wir sind schliesslich fast alle im Homeoffice. Unangenehm wird es aber, wenn während eines Skype-Interviews der Lieblingsmann ins Bild läuft.
Im folgenden Fall war das nicht nur dem Ehemann in den adretten weissen Unterhosen sichtlich peinlich:
Aber es geht auch noch mit weniger Kleider am Körper: Dieser Student ging zwar nicht duschen, aber trug zu Hause nicht seine Freizeitkleider, sondern nichts, rein gar nichts, während er an einer Zoom-Konferenz teilnahm:
Wer jedoch glaubt, solche televisionären Fauxpas gebe es erst, seit das Coronavirus uns das Leben schwer macht, liegt falsch.
Kann man mit Kindern im Homeoffice berühmt werden? Ja! Das beste Beispiel dafür ist Robert Kelly, ein Politikprofessor. 2017 gab der Korea-Experte der BBC ein Skype-Interview – von zu Hause. Leichtfertig hatte er dabei die Tür zu seinem Zimmer offen gelassen.
Seine Tochter, 4, tanzte plötzlich ins Bild, Kelly schob sie ungelenk zur Seite. Kurz darauf rollte auch noch der kleine James in einem Laufstuhl herein. Das Chaos war perfekt und Kelly plötzlich ein Internetstar – der Clip vom «BBC-Dad» ging viral.