Tragödie einer TranssexuellenCoco – der Engel aus Bern, den die Welt nicht verstand
Bruno Bötschi
5.2.2019
Coco – der Engel aus Bern, den die Welt nicht verstand
Performance-Künstlerin, selbstbekennende transsexuelle Anarchistin, Macho-Frau, seelisch Heimatlose, Model, Lieblings-Zielscheibe der Schweizer Boulevardpresse – Coco.
Bild: Olivier G. Fatton, «Coco», Edition Patrick Frey, 2019
Olivier G. Fatton begegnete Coco im November 1989 zum ersten Mal. Dieser «lichte und doch so schwermütige Engel» faszinierte den Fotografen vom ersten Moment an.
Bild: Olivier G. Fatton, «Coco», Edition Patrick Frey, 2019
Bei einem Kaffee in einem Berner Schwulenlokal schliessen sie einen fotografischen Vertrag: Coco posiert für ihn und dafür dokumentiert Fatton ihre Geschlechtsanpassung.
Bild: Olivier G. Fatton, «Coco», Edition Patrick Frey, 2019
Aus dem Pakt wurde eine Liebesbeziehung, in deren Verlauf Fatton zahlreiche Aufnahmen von Coco machte. Intime Porträts, ...
Bild: Olivier G. Fatton, «Coco», Edition Patrick Frey, 2019
... inszenierte Modefotografie, zuhause, unterwegs, in Clubs und in den Bergen zeigen die zahlreichen Facetten der schillernden Coco.
Bild: Olivier G. Fatton, «Coco», Edition Patrick Frey, 2019
Und immer wieder diese grossen, melancholischen Augen. Ihre Augen seien ihr zweiter Mund geworden, sagte Coco einmal.
Bild: Olivier G. Fatton, «Coco», Edition Patrick Frey, 2019
Und weil ihre tausendseitige Autobiographie von Dieben gestohlen wurde, erzählen uns diese Augen vom Leben einer Kameliendame des 20. Jahrhunderts – im Bildband «Coco», der dieser Tag erschienen ist.
Bild: Olivier G. Fatton, «Coco», Edition Patrick Frey, 2019
Coco – der Engel aus Bern, den die Welt nicht verstand
Performance-Künstlerin, selbstbekennende transsexuelle Anarchistin, Macho-Frau, seelisch Heimatlose, Model, Lieblings-Zielscheibe der Schweizer Boulevardpresse – Coco.
Bild: Olivier G. Fatton, «Coco», Edition Patrick Frey, 2019
Olivier G. Fatton begegnete Coco im November 1989 zum ersten Mal. Dieser «lichte und doch so schwermütige Engel» faszinierte den Fotografen vom ersten Moment an.
Bild: Olivier G. Fatton, «Coco», Edition Patrick Frey, 2019
Bei einem Kaffee in einem Berner Schwulenlokal schliessen sie einen fotografischen Vertrag: Coco posiert für ihn und dafür dokumentiert Fatton ihre Geschlechtsanpassung.
Bild: Olivier G. Fatton, «Coco», Edition Patrick Frey, 2019
Aus dem Pakt wurde eine Liebesbeziehung, in deren Verlauf Fatton zahlreiche Aufnahmen von Coco machte. Intime Porträts, ...
Bild: Olivier G. Fatton, «Coco», Edition Patrick Frey, 2019
... inszenierte Modefotografie, zuhause, unterwegs, in Clubs und in den Bergen zeigen die zahlreichen Facetten der schillernden Coco.
Bild: Olivier G. Fatton, «Coco», Edition Patrick Frey, 2019
Und immer wieder diese grossen, melancholischen Augen. Ihre Augen seien ihr zweiter Mund geworden, sagte Coco einmal.
Bild: Olivier G. Fatton, «Coco», Edition Patrick Frey, 2019
Und weil ihre tausendseitige Autobiographie von Dieben gestohlen wurde, erzählen uns diese Augen vom Leben einer Kameliendame des 20. Jahrhunderts – im Bildband «Coco», der dieser Tag erschienen ist.
Bild: Olivier G. Fatton, «Coco», Edition Patrick Frey, 2019
Coco war die erste berühmte Schweizer Transfrau. Sie wurde vom Mann zur Frau. Auch wenn damit ein grosser Wunsch in Erfüllung ging: Glücklich ist sie nie geworden. Dieser Tag erscheint der Bildband «Coco», gestaltet mit Bildern von ihrem Ex-Freund.
«Olivier hörte eine tiefe jugendliche Stimme aus einer der dunklen Kammer hinter der Bar kommen. Er wagte sich selten in dieses triste Labyrinth, in dem sich die Männer, nachdem sie einander eine Weile gefolgt waren, gegenseitig ansprachen und sich dann in eine dunkle Nische zurückzogen, in der sie sich gegenseitig am Körper erfreuen konnten.
Olivier zog es vor, Männer an der Bar oder inmitten des heissen Dampfes der Sauna anzumachen. Bevor er Coco traf, fotografierte er junge Männer in inszenierten Nacktszenen. Seine Bilder waren reich an Schönheit – aber sein Leben war leer, ohne Liebe ... »
Olivier G. Fatton und Coco begegnen sich an einem Sonntag im November 1989 zum ersten Mal – in einem Berner Schwulenlokal.
Transgender Coco war die erste berühmte Schweizer Transfrau. 1969 wird sie in Thun geboren, als Frau in einem Männerkörper: «Ich war ein Wunderkind, aber im falschen Körper.» Die Kindheit im konservativen Berner Oberland gestaltet sich schwierig.
Mit 21 unterzieht sich Coco den Operationen zur Geschlechtsangleichung. Danach wird sie offiziell als Frau anerkannt; auch im Pass steht jetzt Eve-Claudine Lorétan statt Marc-Patric Lorétan.
Wenig später wird sie landesweit berühmt durch den Dokfilm «Traum Frau Coco» von Paul Riniker. «Auf dieser Welt», sagt sie im Film, «möchte ich nicht noch einmal leben.» Rund 660’000 TV-Zuschauer sehen die Erstaustrahlung. Schlagartig wird die junge Frau bekannt – und ein gefundenes Fressen für die Boulevardmedien.
«Ich lag ein Jahr lang darnieder»
Coco lässt niemanden kalt – auch Fotograf Fatton nicht. Dieser «lichte und doch so schwermütige Engel» fasziniert ihn vom ersten Moment an. Bei einem Kafi schliessen die beiden einen fotografischen Vertrag: Coco posiert für ihn und dafür dokumentiert Fatton ihre Geschlechtsumwandlung. Später werden die beiden ein Liebespaar.
Der Preis für die Umwandlung war hoch. Mit Schaudern erinnert sich Coco 1997 in einem Interview mit dem Nachrichtenmagazin «Facts» an die vielen Operationen. Chirurgen formten aus dem männlichen Glied eine Vagina. Die Schmerzen nach dem Eingriff waren schier unerträglich. «Ich lag ein Jahr lang darnieder.»
Von diesen Schmerzen ist im dieser Tage erschienenen Bildband «Coco», gestaltet mit Fotografien von Olivier G. Fatton, nichts zu sehen. Und das ist gut so. Es ist eine – fast durchwegs in Schwarz-Weiss gehaltene – Liebeserklärung an einen Menschen mit vielen Gesichtern.
An einen Menschen, der das Spiel mit der Kamera liebte. An einen Menschen, der je länger je mehr am Spiel «Leben» zerbrach, nein, es nicht mehr aushielt, nicht mehr aushalten wollte.
«Wenn es möglich wäre und ich Coco eine Nachricht schicken könnte», schreibt Fatton im Buch, «würde ich ihr sagen, wie schwer, wie grausam es für mich ist, unsere wunderbare Geschichte zu erzählen.» Er habe es mehrmals versucht und sei gescheitert – zumindest als Schriftsteller, aber nicht als Fotograf.
Eingriff nie bereut
Auch wenn mit der Geschlechteranpassung ein grosser Wunsch in Erfüllung ging: Glücklich ist Coco nicht geworden. Und trotzdem: Bereut hat sie die Eingriffe nie.
«Ich weiss nicht, warum die Menschen immer zwischen den Geschlechtern unterscheiden», sagte sie einmal in einem Interview. Der Gegensatz von Frau und Mann war für sie längst aufgehoben. «Mann ist Frau ist Mann, aber das begreifen die angeblich normalen Menschen nicht.»
Coco sucht das Glück und findet es je länger desto weniger. Sie will im Rampenlicht stehen und verkennt, dass das nicht das ganze Leben sein kann. Die persönliche Tragödie als Sensation: Dieses Lebensrezept hat sie verinnerlicht.
«Erst wenn ich Gras fresse, komme ich zur Ruhe», sagte Coco einmal. Irgendwann war da nur noch Orientierungslosigkeit und keine Hoffnung mehr. Sie litt psychisch und körperlich.
1998 nahm sich Coco im Alter von 29 Jahren das Leben; vier Jahre vorher hatten Fatton und sie sich getrennt.
Die kursiven Textstellen, aus dem Englischen übersetzt, sind dem Bildband «Coco» entnommen.
Bibliografie: «Coco», Olivier. G. Fatton, Patrick Frey Edition, 264 Seiten, 134 Farbabbildungen, Englisch/Französisch, ISBN 978-3-906803-81-4, 52 Fr.
Karlheinz Weinberger – der Schweizer Fotograf für das Ungewöhnliche:
Karlheinz Weinberger – der Fotograf für das Ungewöhnliche
Hells Angels Camp, Mesocco, 1974.
Bild: Nachlass Karlheinz Weinberger, Zürich
Halbstarke in der Wohnung von Fotograf Weinberger, 1962.
Bild: Nachlass Karlheinz Weinberger, Zürich
Halbstarke an der Herbstmesse in Basel, 1962.
Bild: Nachlass Karlheinz Weinberger, Zürich
Zürich, ca. 1962.
Bild: Nachlass Karlheinz Weinberger, Zürich
Zürich, ca. 1972
Bild: Nachlass Karlheinz Weinberger, Zürich
Karlheinz Weinberger am Tag seiner Pensionierung, 1986.
Bild: Nachlass Karlheinz Weinberger, Zürich
«Der Kreis» war nicht nur ein Magazin für Homosexuelle, sondern auch eine Organisation, die Clubabende und Feiern organisierte. Karlheinz Weinberger hiess im «Kreis» Jim und war einer der beiden Vereinsfotografen. Dieses Bild stammt von einem Maskenball im Neumarkt.
Bild: Nachlass Karlheinz Weinberger, Zürich
Zürich, ca. 1968
Bild: Nachlass Karlheinz Weinberger, Zürich
Zürich, ca. 1974
Bild: Nachlass Karlheinz Weinberger, Zürich
Blues war ein beliebtes Modell. Madonna – so sagt das Gerücht – habe in einer Gruppenausstellung in New York in der 303gallery ein Blues-Portrait von Karlheinz Weinberger erworben (Zürich, 1968).
Bild: Nachlass Karlheinz Weinberger, Zürich
Karlheinz Weinberger war in den frühen 1950er Jahren im Athletik-Sportverband Adler in Zürich der Hausfotograf, später auch Ehrenmitglied. Im Adler trainierten vor allem junge Arbeitsmigranten ihre Muskeln.
Bild: Nachlass Karlheinz Weinberger, Zürich
Zwei kämpfende Ringer: Das Lieblingsbild von Nachlassrverwalter Patrik Schedler.
Bild: Nachlass Karlheinz Weinberger, Zürich
Zwischen 1955 und 1964 reiste Weinberger jeden Sommer in den Süden, nach Sizilien, auf die Liparischen Inseln und nach Tanger. Dieses Bild entstand wahrscheinlich in Sizilien um 1958.
Bild: Nachlass Karlheinz Weinberger, Zürich
Dieses Bild entstand ebenfalls auf Sizilien um 1958.
Bild: Nachlass Karlheinz Weinberger, Zürich
Jünglinge, Sizilien zwischen 1958 und 1963.
Bild: Nachlass Karlheinz Weinberger, Zürich
Arbeiter, frühe 1950er Jahre.
Bild: Nachlass Karlheinz Weinberger, Zürich
Arbeiter, frühe 1950er Jahre.
Bild: Nachlass Karlheinz Weinberger, Zürich
Als im Hallenstadion die Stühle flogen: Rolling-Stones-Konzert, Hallenstadion Zürich, 14. April 1967.
Bild: Nachlass Karlheinz Weinberger, Zürich
Tätowierer Rocky, 1970er Jahre.
Bild: Nachlass Karlheinz Weinberger, Zürich
Rocker in der Leventina, 1972.
Bild: Nachlass Karlheinz Weinberger, Zürich
Lone Star Camp, Bad Ragaz, 1969.
Bild: Nachlass Karlheinz Weinberger, Zürich
Grosser Urlaub im Militär: Karlheinz Weinberger auf dem Genfersee bei Vevey, Ostern 1942.
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