Kolumne am MittagBernie Ecclestone – greiser Papi, armer Sohn
Von Marianne Siegenthaler
6.7.2020
Vergangene Woche ist Bernie Ecclestone, der ehemalige Formel-1-Chef, zum vierten Mal Vater geworden – mit 89 Jahren. Die Kolumnistin hat sich einige Gedanken dazu gemacht.
Urgrossvater ist er bereits. Jetzt aber ist er zum vierten Mal Vater geworden. Gemeinsam mit seiner Frau Fabiana, 44, freut sich Bernie Ecclestone, 89, über seinen ersten Sohn. Ace heisst das Kind. Da gratulieren wir ganz herzlich.
Als sogenannter «später Vater» steht Formel-1-Bernie aber nicht alleine da. So war Charlie Chaplin bei der Geburt von Sohn Christopher 73 Jahre alt. Paul McCartney war bei der Geburt von Tochter Beatrice 61 Jahre alt. Schauspieler Anthony Quinn wurde mit 81 Jahren nochmals Vater.
Und «The Rolling Stones»-Frontmann Mick Jagger freute sich im Alter von 73 Jahren über Söhnchen Deveraux Octavian Basil. Bergsteiger Luis Trenker soll sogar mit 96 nochmals Vater geworden sein – was allerdings nicht ganz unumstritten ist.
Und wo wir schon bei den Zahlen sind: Die älteste Tochter von Ecclestone Deborah ist 65. Sie könnte also rein altersmässig locker die Grossmutter ihres jüngsten Bruders sein. Immerhin sind seine beiden anderen Schwestern Petra und Tamara mit 32 beziehungsweise 36 Jahren erst gerade im Mami-Alter.
Fast schon ein Wunder
Bernie Ecclestone ist also der Vater, könnte altersmässig aber gut der Urgrossvater sein. Eigentlich ein Wunder, dass es mit der Zeugung überhaupt geklappt hat. Denn Männer über 50 verfügen über eine deutlich verminderte Samenproduktion und -qualität.
Aber natürlich reicht ein einziger funktionstüchtiger Samen aus für eine Schwangerschaft – auf welche Art auch immer der dann zum Ei findet. Denn bereits ab 40 nimmt die Erektionsfähigkeit ab.
Aber dagegen gibt es ja die blaue Pille – wobei ich Herrn Ecclestone da nichts unterstellen will. Aber Mediziner vermuten, dass das Potenzmittel mit ein Grund sein könnte für die vielen späten Väter.
Nerven wie Drahtseile?
Aber wie auch immer: Das Kind ist jetzt da, und am Materiellen wird es ihm garantiert nicht mangeln. Und bestimmt wird sich auch seine Mutter liebevoll um den kleinen Ace kümmern.
Was aber ist mit dem Vater? Noch scheint er recht munter, aber dass er seinem Sohn dereinst das Velofahren beibringen wird, ist unwahrscheinlich. Oder mit ihm Fussball spielt. Ihm die ersten Autofahrstunden gibt. Halt all die Dinge, die Väter üblicherweise mit ihren Kindern tun wollen.
Aber es geht nicht nur um Spiel und Spass. Eltern sein heisst, über viele, viele Jahre für das Kind da zu sein, es zu erziehen, Konflikte auszuhalten und Verantwortung zu übernehmen. Das braucht zuweilen Nerven wie Drahtseile.
Ob man als beinahe 90-Jähriger dazu noch die nötige Kraft hat? Das wage ich zu bezweifeln.
Woran es aber keinen Zweifel gibt: Der arme, kleine Ace wird wohl schon als Kind am Grab seines Vaters stehen müssen. Und das ist doch einfach traurig.
Zur Autorin: Marianne Siegenthaler ist freie Journalistin und Buchautorin. Wenn sie grad mal nicht am Schreiben ist, verbringt sie ihre Zeit am liebsten im, am und auf dem Zürichsee.
Regelmässig gibt es werktags um 11:30 Uhr und manchmal auch erst um 12 Uhr bei «Bluewin» die Kolumne am Mittag – es dreht sich um bekannte Persönlichkeiten, mitunter auch um unbekannte – und manchmal wird sich auch ein Sternchen finden.