Umsonst geschwitzt Bürojob – darum macht langes Sitzen den Trainingserfolg zunichte

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15.4.2019

Sitzen ist ungesund – wie wäre es mit einem Stehpult im Büro?
Sitzen ist ungesund – wie wäre es mit einem Stehpult im Büro?
Bild: Getty Images

Den ganzen Tag körperlich passiv auf dem Bürostuhl verbringen und danach zum Ausgleich ins Fitnessstudio: Ob diese Kombination den gewünschten gesundheitlichen Nutzen bringt, stellen US-Wissenschaftler infrage.

Erst sitzen, dann schwitzen: Nach einem langen, bewegungsarmen Arbeitstag Sport treiben, etwas für die Gesundheit tun: Viele, die endlose Stunden auf den eigenen vier Buchstaben verbringen müssen, geben in ihrer Freizeit dem Bewegungsdrang nach. 

Wer sich regelmässig intensiv bewegt und Sport treibt, reduziert das Risiko, an einem Herz-Kreisauf-Leiden zu erkranken. 

Sitzen verkürzt die Lebenszeit

Ausser Frage steht, dass ein passiver Lebensstil die Gesundheit negativ beeinflusst. Langes Sitzen soll sogar die Lebenszeit verkürzen. Belege dafür liefern zahlreiche Studien, unter anderem eine Übersichtsstudie, die 2016 im renommierten medizinischen Fachjournal «The Lancet» veröffentlicht wurde.

Während sechs Stunden nach dieser Mahlzeit kontrollierten die Forscher die Blutwerte ihrer Probanden. Im Fokus standen dabei Nahrungsfette wie Triglyceride, Blutzucker und Insulin –  Stoffe, die, abhängig davon, in welcher Menge sie im Blut vorkommen –, Herz-Kreislauferkrankungen begüngstigen können. Danach wurde die gesamte Testreihe wiederholt.

Ob sich die Effekte, die das Dauerhocken auf unseren Organismus haben, durch schweisstreibendes Training so einfach kompensieren lassen? Forscher der University of Texas in Austin (USA) wollten es genauer wissen und liessen zehn ihrer Doktoranden vier Tage in Folge sitzen. Um nicht zuzunehmen, passten die Probanden ihre Ernährungsgewohnheiten an und konsumierten während dieser Zeit weniger Kalorien. Am fünften Tag wurde ihnen ein Shake serviert, der besonders fett- und zuckerhaltig war.

Training zeigte keinen Effekt

Anders als beim ersten Durchlauf liefen die Probanden am vierten Tag eine Stunde lang auf einem Laufband. Am fünften Tag bekamen sie – wie schon während der ersten Phase des Experiments – den kalorienhaltigen Shake.

Im Anschluss erfolgte wieder die Blutuntersuchung. Die Forscher verglichen die Resultate mit der Analyse des ersten Durchlaufs, der ohne sportliche Betätigung durchgeführt wurde. Dabei zeigte sich, dass das Laufen während der zweiten Studienphase keinen positiven Einfluss auf die Blutwerte hatte.

Langes Sitzen soll sogar die Lebenszeit verkürzen. Belege dafür liefern zahlreiche Studien.
Langes Sitzen soll sogar die Lebenszeit verkürzen. Belege dafür liefern zahlreiche Studien.
Bild:  Keystone

Edward Coyle, der mit seinen Kollegen von der University Texas die Versuchsreihe durchführte, schliesst daraus, dass das Sitzen über einen längeren Zeitraum Bedingungen im Körper hervorrufen könnte, «die uns gegen die üblichen Stoffwechselverbesserungen nach aktivem Training resistent machen». Mit anderen Worten: Wer viel sitzt, profitiert nicht vom positiven Effekt auf die Gesundheit, die ein Workout normalerweise hat.

Ob man zehn, zwölf oder fünfzehn Stunden sitzend verbringen muss, bis sportliche Kompensationsbemühungen keine messbare Wirkung mehr zeigen, lässt sich den Versuchsergebnissen nicht entnehmen. Zudem waren ausschliesslich junge und gesunde Probanden am Experiment beteiligt, dessen Resultate im Journal of Applied Physiology veröffentlich wurden.

Edward Coyle geht davon aus, dass langes Sitzen die körpereigene Produktion bestimmter unerwünschter biochemischer Stoffe im Körper erhöht und die Freisetzung anderer nützlicher Komponenten behindert, die normalerweise während des Trainings produziert werden. Mittels grösserer Studien will das Forscherteam dem Phänomen zukünftig weiter auf den Grund gehen. 

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