Überraschende ErkenntnisKalorien in Fertiggerichten machen dicker
Mara Ittig
17.5.2019
Convenient Food bestimmt die Essgewohnheiten vieler Schweizerinnen und Schweizer, obwohl der Ruf der Fertig-Gerichte nicht der beste ist. Zu Recht, wie eine neue US-Studie nun offenbart.
Dass in Fertiggerichten jede Menge Salz, Transfette, Geschmacksverstärker, Zucker und Konservierungsmittel stecken, ist nichts Neues. Oft sind die Inhaltsstoffe zudem relativ günstig und von minderer Qualität. Das Ergebnis: Viel Geschmack, viele Kalorien, wenig Nährstoffe. Kein Wunder, gelten Fertiggerichte als ungesunde Dickmacher. Bis anhin hat man diese Tatsache jedoch hauptsächlich den ungesunden Inhaltsstoffen zugeschrieben.
Eine neue Studie aus den USA kommt nun zum erstaunlichen Ergebnis, dass offenbar der Grad der Verarbeitung der Lebensmittel ebenfalls einen Effekt auf das Körpergewicht hat, nicht nur die ungesunden Inhaltsstoffe. Die Studie, die vom amerikanischen Gesundheitsministerium durchgeführt wurde, fand heraus, dass Menschen mehr essen, wenn sie verarbeitete Lebensmittel zu sich nehmen.
Studienteilnehmende, die sich während zwei Wochen von verarbeiteten Lebensmitteln ernährten, nahmen im Schnitt pro Tag 508 Kalorien mehr zu sich als jene, deren Ernährung aus nicht verarbeiteter Nahrung bestand. Jene Gruppe, die sich von Fertiggerichten ernährte, nahm in zwei Wochen zudem rund ein Kilo zu, die andere Gruppe hingegen verlor im selben Zeitraum ein Kilo Körpergewicht.
Von Fertiggerichten essen wir mehr
Das Ergebnis der Studie überrascht vor allem auch, weil die Mahlzeiten, die die Studienteilnehmenden zu sich nahmen, exakt gleich viel Kalorien, Fett, Eiweisse, Zucker, Salz, Ballaststoffe und Kohlenhydrate enthielten. Unabhängig davon, ob sie aus verarbeiteten Lebensmitteln bestanden oder aus frischer Zutaten.
Die Probanden konnten von den Mahlzeiten jeweils so viel essen, wie sie wollten – mit dem Ergebnis, dass die Gruppe mit den Fertiggerichten deutlich mehr zu sich nahm. Es scheint, als ob der Verarbeitungsgrad eines Lebensmittels ebenfalls eine Rolle dabei spielt, wie viel man tatsächlich isst.
Studienleiter Kevin Hall sagt dazu: «Faszinierend ist die Erkenntnis, dass sich der Spiegel einiger Hormone, die unter anderem die Menge der Nahrung steuern, die wir zu uns nehmen, sich bei den beiden Ernährungsformen stark unterscheidet.» So hätten Menschen, die sich von verarbeiteten Lebensmittel ernährten, eine deutlich höhere Ghrelin-Konzentration im Blut; der Stoff wird auch als Hungerhormon bezeichnet und regt den Appetit an.
Fertiggerichte sind einfacher zu essen
Eine weitere Theorie zur Erklärung bildet neben dem Hormonspiegel die sogenannte Protein-Leverage-Hypothese. Diese besagt, dass Menschen bei einer Mahlzeit so lange essen, bis sie ihren Eiweiss-Bedarf gestillt haben. In der US-Studie nahmen beide Gruppen gleich viele Proteine zu sich. Jene, die sich von Fertiggerichten ernährten, assen jedoch deutlich mehr Kohlenhydrate und Fette. Es steckten schlicht mehr Kalorien in einem Bissen, die Menschen mussten also mehr Kohlenhydrate und Fette essen, bis sie ihren Proteinbedarf gedeckt hatten.
Zudem kam man zum Ergebnis, dass Fertiggerichte schneller gegessen werden, weil sie einfacher zu verspeisen sind, als unverarbeitete Lebensmittel, die etwa einen höheren Anteil an Ballaststoffen aufweisen.
Doch was zählt eigentlich alles zur Kategorie der «verarbeiteten Lebensmittel» neben den offensichtlichen wie Chips, Fertiggerichte oder Süssigkeiten? Dazu gehören etwa auch Fertigmüesli, abgepacktes Brot, Fertigsaucen, Fruchtjoghurts und verarbeitetes Fleisch wie Würste.
Barry Popkin, Professor für Ernährung an der University of North Caroline sagt, man erkenne verarbeitete Lebensmittel oft an der hohen Zahl an Zutaten, die sie enthielten. Je mehr Zutaten ein Lebensmittel enthält, desto höher ist die Wahrscheinlichkeit, dass es stark verarbeitet wurde.
Ein zünftiges Stück Fleisch - es gehört für viele zur Ernährung dazu. Und das ist auch in Ordnung. In den darauf folgenden Tagen sollte es dann aber mehr Gemüse geben.
Bild: Lino Mirgeler
Obacht beim Anbraten von Fleisch oder Wurst: Zu dunkel sollte es nicht werden. Dabei können schädliche Stoffe entstehen.
Bild: Christin Klose
Ob Leber- oder Fleischwurst: Sie enthalten in der Regel viel Fett. Wer sich bewusst ernährt, sollte das einkalkulieren.
Bild: Kai Remmers
Der Konsum von Schweinefleisch wie diesem geht in Deutschland etwas zurück. Stattdessen essen die Menschen mehr Rind oder Geflügel.
Bild: Kai Remmers
Wer die empfohlenen 300 bis 600 Gramm Fleisch pro Woche nicht überschreiten will, muss auch Wurst einrechnen.
Bild: Kai Remmers
Gabriele Janthur ist Ernährungsexpertin bei der Verbraucherzentrale NRW.
Nadia Brönimann: «Deswegen wird sie in der Trans-Community angefeindet»
Eine Netflix-Doku erzählt die Transformation-Geschichte des Zehnkampf-Olympiasiegers Bruce Jenner. Transfrau Nadia Brönimann hat sich «Untold: Caitlyn Jenner» angeschaut und erklärt, was sie von der öffentliche Inszenierung hält.
04.10.2021
«Es gibt Armut in der Schweiz, das wollen viele nicht wahrhaben»
Die Armut ist hierzulande kaum sichtbar. Aber es gibt sie. Betroffene haben oft das Gefühl, von einer ansteckenden Krankheit befallen zu sein. «blue News»-Redaktor Bruno Bötschi besuchte eine Abgabestelle der Lebensmittel-Hilfe Tischlein deck dich.
13.09.2021
Claudio Del Principe: «Wer behauptet, backen muss präzise sein? – Bullshit!»
Claudio del Principe ist ein Tausendsassa: Storyteller, Kochbuchautor und Initiator des Foodblocks «Anonyme Köche». Doch seine grösste Leidenschaft gilt dem Brot. Konkreter: dem Sauerteig.
07.06.2020
Nadia Brönimann: «Deswegen wird sie in der Trans-Community angefeindet»
«Es gibt Armut in der Schweiz, das wollen viele nicht wahrhaben»
Claudio Del Principe: «Wer behauptet, backen muss präzise sein? – Bullshit!»