InterviewDermatologe: «Kurzes tägliches Duschen ist gut für trockene Haut»
Marianne Siegenthaler
29.11.2018
Im Winter leiden viele Menschen unter trockener Haut. Was man dagegen tun kann und wie man sie richtig pflegt, erklärt der Dermatologe Tobias Plaza vom Hautzentrum Uster.
Herr Dr. Plaza, was sind die häufigsten Ursachen für trockene Haut?
Die Haut ist dann zu trocken, wenn zu wenig Talgstoffe bzw. so genannte Natural Moistering Factor NMF gebildet werden. Dadurch ist die Hautbarriere gestört, und es kommt in der Folge zu Feuchtigkeitsverlust und verminderter Hautschutzfunktion. Ursachen dafür können einerseits eine genetische Veranlagung, die sogenannte Atopie sein. Zum anderen sinkt mit dem natürlichen Hautalterungsprozess ebenfalls die Fähigkeit der Haut, Feuchtigkeit zu speichern.
Warum ist die Haut im Winter besonders trocken?
Im Winter halten wir uns mehr drinnen in der trockenen Heizungsluft auf, so dass die Haut aufgrund dieses Klimaeffekts zusätzlich austrocknet.
Wie reinigt man trockene Haut schonend?
Bei der Reinigung trockener Haut sollte man vor allem milde, rückfettende Hautwaschlotionen verwenden. Optimalerweise sollten diese auch noch antiseptisch sein, da die trockene Haut anfälliger für Entzündungen und Infektionen ist. Ausserdem zeigen neuere wissenschaftliche Untersuchungsergebnisse, dass kurzes tägliches Duschen oder Baden, also maximal zehn Minuten, einen sehr positiven Einfluss hat auf die Mikroorganismen, die die Haut besiedeln, das so genannte Microbiom. Von früheren Empfehlungen, bei trockener Haut nur ein bis zwei Mal pro Woche zu duschen, ist man daher abgekommen.
Und wie sieht die Pflege nach der Reinigung aus?
Grundsätzlich gilt: Einmal täglich sollte die ganze Haut eingecremt werden. Dabei sollten vor allem Cremes oder Lotionen verwendet werden, da diese einen langanhaltenden feuchtigkeitsspeichernden Effekt haben. Öle sind dagegen eher ungeeignet – sie fühlen sich auf der Haut zwar angenehm an, haben aber keinen nachhaltigen feuchtigkeitsspeichernden Effekt. Am besten fährt man, wenn man die «Drei-Minuten-Regel» einhält: Man sollte sich innerhalb von drei Minuten nach dem Duschen oder Baden eincremen, da der schützende Effekt von Cremes aufgrund des besseren Eindringens in die Haut am höchsten ist.
Wie viele Pflegeprodukte braucht es?
Am besten beschränkt man sich auf eine Waschlotion, eine Bodylotion und ein Produkt zur Gesichtspflege. Die meisten Menschen cremen im Gesicht zu viel. In der Folge kommt es oft zu trocken wirkenden Rötungen durch Überfettung. Am Körper hingegen wird eher zu wenig gecremt. Aus allergologischer Sicht empfiehlt sich, bei einem Produkt zu bleiben, wenn man sich damit wohl fühlt, da viele Wechsel das Risiko erhöhen, eine Allergie auf Salbeninhaltsstoffe zu entwickeln.
Behandelt man die Haut je nach Körperstelle mit unterschiedlichen Produkten?
Ja, am Körper benötigt man in der Regel gut rückfettende Pflegeprodukte, im Gesicht, wo wir viele Talgdrüsen haben und die Haut per se deutlich weniger trocken ist, reicht meist eine leichte Feuchtigkeitscreme. Meine Empfehlung ist ein tägliches Cremen mit einer Sonnencreme auf Feuchtigkeitsbasis, damit beugt man mit der Pflege Hautkrebs und Faltenbildung vor.
Welche Inhaltsstoffe sollten die Pflegeprodukte haben? Können Sie ein Produkt besonders empfehlen?
Die Körperlotionen für trockene Haut sollten Inhaltsstoffe haben, die Feuchtigkeit gut speichern. Dazu gehören vor allem Urea, also Harnstoff, und Milchsäure. Sollte die Haut aufgrund der Trockenheit ausserdem stark jucken, empfehlen sich Pflegeprodukte mit dem Juckreiz-stillenden Polidocanol. Sollten Urea und Milchsäure aufgrund von Brennen auf der Haut nicht als angenehm empfunden werden, kann statt einer Körperlotion eine reichhaltigere Grundlage wie eine Creme oder Salbe verwendet werden.
Was kann man sonst noch tun gegen trockene Haut?
Die tägliche Rückfettung mit einem passenden Pflegeproduckt steht absolut im Vordergrund. Zusätzlich sollte man ausreichend Wasser trinken.
Wann ist ein Besuch beim Hautarzt angezeigt?
Der Hautarzt sollte aufgesucht werden, wenn es aufgrund der Trockenheit zu juckenden Rötungen oder gar nässenden Stellen kommt.
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