Hitzetage Essen im Sommer – Glacé hilft eher dem Gemüt als der Abkühlung

Von Sulamith Ehrensperger

23.7.2019

Diese kulinarischen Tipps machen die Hitze erträglicher. Und nein, es ist nicht das Feierabendbier oder die Glacé, verrät Ernährungsdiagnostiker Jürg Hösli. 

Die Hitze kommt. Wir sehnen uns nach Abkühlung. Jürg Hösli, was kann die passende Ernährung dazu beitragen?

Die Hitze belastet unseren Körper. Insbesondere der Darm hat an hohen Temperaturen keine Freude. Essen wir schwer verdauliche Kost, liegt uns diese noch mehr auf dem Magen. Vermeiden sollten wir vor allem fettreiche Lebensmittel, um den Darm etwas zu schonen. Ein weiterer Tipp ist, auf kleinere Portionen setzen. Das gilt vor allem, wenn grosse Mengen an Proteinen auf dem Grill locken, diese heizen den Körper auf. Doch genau das wollen wir vermeiden.

Wassermelone, Salate, Joghurt – oder anders gefragt: Gibt es das ideale Sommermenü überhaupt?

Das wäre schon eine sehr gute Kombination. Die meisten Stärkequellen sind sehr gut verdaulich. Ich würde hier Salzkartoffeln herausheben, da diese auch den Salzgehalt regulieren, wenn mehr geschwitzt wird. Als Proteinquelle würde ich einen leicht verdaulichen Fisch wählen, Linsen oder Kichererbsen.

Jürg Hösli ist Ernährungswissenschaftler und greift gerne kontroverse Themen aus Sport, Psychologie und Ernährung auf. Er ist Begründer der Ernährungsdiagnostik und der Schule für Ernährungsdiagnostik erpse in Winterthur und Zürich. 
Jürg Hösli ist Ernährungswissenschaftler und greift gerne kontroverse Themen aus Sport, Psychologie und Ernährung auf. Er ist Begründer der Ernährungsdiagnostik und der Schule für Ernährungsdiagnostik erpse in Winterthur und Zürich. 
Bild: erpse

Welche weiteren Tricks helfen bei Hitzewallungen?

Viel Trinken ist einer der wichtigsten Tipps. Wer das nicht schafft, Wassermelonen, Pfirsiche oder weitere wasserhaltige Lebensmittel wie Gurkensalate oder Suppen einbauen. Je leichter verdaulich unser Abendessen ist, desto besser werden wir schlafen. Darum würde ich rund vier Stunden vor dem Schlafen gehen die letzte Mahlzeit essen. Umso wichtiger ist es dann, dass wir frühstücken oder kleinere Zwischenmahlzeiten einbauen. Sonst haben wir am späten Abend den Salat – mit einer ausgewachsenen Hungerattacke.

Mit steigenden Temperaturen wächst die Lust auf Glacé und Co. Inwiefern helfen diese beim Abkühlen?

Sie helfen vielleicht dem Gemüt, die Hitze ein bisschen besser zur ertragen – und Genuss darf auch mal sein. Doch bei Glacé und allen kalten Getränken muss der Körper diese auf Körpertemperatur bringen – und heizt ihn somit noch mehr auf. Wir schwitzen noch mehr und verlieren so wichtige Mineralstoffe und auch Wasser.

Welches sind denn die besten Getränke für zwischendurch?

Am besten ist unser Hahnenwasser oder wer ohne Geschmack nicht kann, der kann es mit etwas Fruchtsaft mischen. Weniger optimal sind Getränke wie Cola, Kaffee, Schwarztee oder Süssgetränke. Koffein kann entwässernd wirken. Süssgetränke haben einen solch hohen Zuckergehalt, dass der Körper zusätzlich Wasser in den Magen pumpen muss, um es dem Dünndarm weiterzuleiten. Der Körper entwässert also weiter. Wenn wir also ein Glacé essen, bitte gleich noch ein Wasser dazu bestellen. Alkoholhaltiges Bier ist ebenfalls weniger sinnvoll, da es den Körper dehydriert.

Wir bestehen bekanntlich mehr als zur Hälfte aus Wasser. Ist es nötig literweise zu trinken, wenn das Thermometer über 30 Grad klettert?

Es kommt auf unseren Alltag an. Die meisten von uns kommen im normalen Alltag kaum auf zwei bis zweieinhalb Liter. Daher würde ich diese an Hitzetagen als Minimum ansehen. Wer jedoch gleich flaschenweise Wasser in sich hineindrückt, der tut seinem Körper auch nichts Gutes. Dieser gewöhnt sich schnell an die hohen Mengen und entwässert plötzlich umso mehr.

Was ist mit Scharf und Schärfer im Sommer?

Scharf ist gut, auch bei Hitze. Hier ist vor allem die Chili zu nennen. Der Wirkstoff Capsaicin sagt dem Körper, dass Hitze kommt und öffnet die Poren. Wir beginnen zu schwitzen, was dazu führt, dass die Körpertemperatur sinkt. 

Auch wenn's heiss ist, liebe ich Kaffee ... 

Mit Kaffee ist das so eine Sache. Früher hiess es, dass Kaffee dehydrierend wirkt, heute sieht man das anders. Es ist sicherlich besser, Kaffee oder Tee zu trinken, als gar nichts zu sich zu nehmen. In meinen Beratungen habe ich aber viele Menschen, die nach einem Kaffee relativ schnell Wasser lassen müssen. Genau diese möchte ich sensibilisieren, dass sie doch eher zu einem Früchtetee greifen mögen.

Welches ist Ihr Lieblingsmenü an heissen Tagen?

Fondue. Nein, Spass beiseite, ich bin ein Gewohnheitstier und liebe es beim Thai um die Ecke zu essen. Das ändert sich auch nicht, wenn das Thermometer über 30 Grad steigt. Ich trinke aber deutlich mehr Wasser mit Zitronensaft gemischt.

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