Meret Beckers Abschied Wie viele «Tatort»-Ermittler starben in den letzten Jahren?

tsch

22.5.2022

Dass Meret Becker ihre Rolle im Berliner «Tatort» aufgeben würde, war lange klar. Nun steht auch fest, wie sich die 53-Jährige verabschiedete: Sie starb amtlich im Kugelhagel. Hätten Sie gewusst, wie viele «Tatort»-Ermittelnde seit 2012 ins Gras bissen?

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Manche Kommissarinnen und Kommissare sterben so unvermittelt wie ein «Game of Thrones»-Charakter. Schluss, Aus, Exitus – ohne Vorwarnung. Zuletzt schockte die Dortmunder Ermittlerin Martina Bönisch, gespielt von Anna Schudt, ihre Fans, indem sie im «Tatort: Liebe mich» (Februar 2022) ohne mediale Vorankündigung einer Schussverletzung erlag.

Bei Meret Becker war hingegen lange klar, dass sie aufhören würde. Bereits im Mai 2019, damals gab es noch nicht einmal Corona, lief die Meldung über den Ticker. In Meret Beckers Fall wurde die lange Vorbereitungszeit gut genutzt: Der «Tatort: Das Mädchen, das allein nach Haus' geht» war nicht nur ein toller Kriminalthriller, sondern auch ein emotional grosser Abgang. Warum war in diesem Film so viel Liebe im Spiel? Und wie viele «Tatort»-Ermittler starben in den letzten zehn Jahren?

Worum ging es?

In der Spree wird ein Toter geborgen. Kurz zuvor mischte er noch als verdeckter Polizei-Ermittler bei der Berliner Russenmafia mit. Dann wird Kommissarin Nina Rubin (Meret Becker) im Schutze der Nacht von Julie Bolschakow (Bella Dayne) angesprochen, die aus ihrer Ehe mit Russenmafia-Boss Yasha (Oleg Tikhomirov) aussteigen und eine neue Identität annehmen will. In mehreren geheimen Treffen kommen sich Nina und Julie auch emotional näher.

Gleichzeitig entzweien sich die Ermittelnden Rubin und Karow (Mark Waschke), die seit einigen Folgen eine maximal undefinierte Liebesbeziehung miteinander pflegen, über das mangelnde gegenseitige Vertrauen, das nun in der Luft liegt. Bald mutiert der Liebesfilm zum Verfolgungsthriller – und bleibt doch im Kern: ein Liebesfilm.

Worum ging es wirklich?

Dass gerade in der ersten Hälfte des Krimis akribisch erklärte Polizeiarbeit mit sensationell sarkastischen Sprüchen und schwarzem Humor garniert wird, ist in dieser Qualität im hiesigen Fernsehen äusserst selten. Verantwortlich für das beeindruckende Drehbuch zeichnet Günter Schütter, der schon einige legendäre Krimis zu Papier brachte – darunter Meisterwerke wie Dominik Grafs Münchener «Tatort: Frau Bu lacht» oder den Matthias-Brandt-Polizeiruf «Der Tod macht Engel aus uns allen» mit Lars Eidinger. Schütter ist eben ein Mann für besondere Fernsehfilme.

Hier schafft er es, einen brettharten Thriller aus dem Milieu des organisierten Verbrechens mit dem maximal zärtlichen Liebesfilm über die Glückssuche der Ermittlerin Nina Rubin zu verbinden – ohne dass eines der beiden gegensätzlichen Genres unter dem Kniff leidet. Ist Kollege Karow Nina Rubins Bestimmung? Typ: harte Schale, weicher Kern. Oder doch die ausserirdisch schöne Julie Bolschakow? Am Ende entscheidet eine Kugel. Grosses Kino!

Wer spielte die schöne Ehefrau des Russenmafia-Bosses?

Julie Bolschakow wird von der 34-jährigen Bella Dayne verkörpert. Einer Deutschen, die trotz internationaler TV-Karriere in ihrer Heimat noch weitgehend unbekannt ist. Dayne wurde unter dem weitaus weniger glamourösen Namen Isabelle Knispel in Berlin geboren. 2006 wurde die Pankower Schülerin zur Miss Germany gekrönt.

Nach ihrer Zeit als Schönheitskönigin absolvierte sie eine Schauspielausbildung in New York und übernahm Episodenrollen in durchaus renommierten Formaten wie «American Horror Story» oder «The Man in the High Castle». In anderen Serien wie «Humans» oder «Troja – Untergang einer Stadt» hatte Dayne sogar eine durchgehende Rolle. Der «Tatort: Das Mädchen, das allein nach Haus' geht» ist ihre erste Arbeit fürs deutsche Fernsehen – der nach diesem Auftritt weitere folgen dürften.

Wie viele «Tatort»-Ermittler starben in den letzten zehn Jahren?

Kommt darauf an, wie man zählt. Gelten auch «Assistentinnen» wie die Münsteraner Ermittlerin Nadeshda Krusenstern (Friederike Kempter, Tod im «Tatort: Das Team», 2020) oder die Kölnerin Franziska Lüttgenjohann (Tessa Mittelstaedt, Tod im «Tatort: Franziska», 2014)? Oder Ermittelnde, die nur ein- oder zweimal dabei waren wie Ben Becker als Polizist Stefan Tries (1991 im Ludwigshafener «Tatort: Tod im Häcksler» und letztmals im «Tatort: Die Pfalz von oben», 2019)?

Ebenfalls legendär: Der Einmal-Auftritt von Fabian Hinrichs, im Münchner «Tatort: Der tiefe Schlaf» als Gisbert Engelhart (Dezember 2012). Dieser Part war so eindrücklich, dass Fans den skurrilen, aber leider getöteten Ermittler zurück haben wollten. Und tatsächlich: Heute verkörpert Hinrichs im Franken-«Tatort» den Kommissar Felix Voss.

Doch bleiben wir beim Haupt-Cast – hier verstarben in dieser (Rückwärts-)Reihenfolge: Nina Rubin (Meret Becker, 2022, Berlin), Martina Bönisch (Anna Schudt, 2022, Dortmund), Lessing (Christian Ulmen, 2021, Weimar), Nils Stedefreund (Oliver Mommsen, 2019, Bremen) und Cenk Batu (Mehmet Kurtulus, 2012, Hamburg). Macht fünf «bestätigte» Tode von Haupt-Ermittelnden im «Tatort» über zehn Jahre.

Wie geht es beim Berliner «Tatort» weiter?

Bevor Corinna Harfouch als Partnerin Robert Karows (Mark Waschke) beim Berliner «Tatort» übernimmt, ermittelt der «Hinterbliebene» zunächst solo. Die Dreharbeiten zum «Tatort: Das Opfer» (Arbeitstitel) wurden im April 2022 abgeschlossen. Das Drehbuch schrieb Erol Yesilkaya, Regie führte Stefan Schaller.

Im Film findet Karow die Leiche eines Jugendfreundes (Andreas Pietschmann), der als verdeckter Ermittler arbeitete. Um herauszufinden, was wirklich passiert ist, übernimmt Robert Karow im Laufe des Krimis das Leben des Opfers. Karow zieht in die alte Wohnung des Toten und taucht so auch tief in die eigene Vergangenheit ab. Im Sommer starten dann die Dreharbeiten mit dem neuen Duo: Corinna Harfouch und Mark Waschke. Der erste «Tatort» mit den beiden wird 2023 zu sehen sein.