«Tatort»-Check Wer war die kleine Raser-Schwester der Kommissarin?

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2.4.2023

Im Bremer «Tatort: Donuts» erfuhr man, dass Donuts nicht nur zum Essen da sind und man erlebte die tolle junge Schauspielerin Luisa Böse als Liv Moormanns Schwester. Dazu gab es einen der schönsten «Tatort»-Songs aller Zeiten.

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Es war nicht das erste Mal in der seit 1997 währenden Geschichte des Bremer «Tatorts» (einen einzigen Film gab es schon mal 1973), dass Bremerhaven, die am Meer gelegene Exklave des norddeutschen Stadtstaates, wichtiger Handlungsschauplatz war.

In «Donuts» spielten nun extrem viele Szenen rund um das Autoterminal, das mit rund 1,7 Millionen umgeschlagenen Fahrzeugen pro Jahr zu den grössten Autohäfen der Welt zählt. Dennoch war der Höhepunkt von «Donuts» eine junge Frau, die atemberaubend gut Autofahren konnte – und dabei trotzdem eine wundersam traurige Aura hatte.

Worum ging es?

Am Bremerhavener «Car Terminal» lag der Bereichsleiter der Fahrer tot im Kofferraum eines Wagens. Die Ermittler Liv Moormann (Jasna Fritzi Bauer), Linda Selb (Luise Wolfram) und Gast-Kommissar Robert Petersen (Patrick Güldenberg) stiegen in die harte Männerwelt der Hafenarbeiter, Autonarren, Tuner und nächtlichen Rennen ein.

So schraubten in der Werkstatt des Opfers auch die Brüder Gheorghe (Adrian But) und Oleg Rusu (Jonas Halbfas) an besonders schicken Automobilen herum. Und auch ein sehr schnelles Mädchen trieb sich hier herum: Marie (Luisa Böse) ist nicht nur die Freundin von Gheorge, sondern auch die kleine Schwester von Kommissarin Moormann, die in Bremerhaven aufgewachsen ist. Hatte sie etwas mit dem Fall zu tun?

Worum ging es wirklich?

Erzählerisch ist der vierte Fall des Bremer Teams Moormann, Selb und Andersen (Dar Salim ist als Exil-Däne Mads Andersen nur kurz via Video-Schalte dabei) die «Story» Liv Moormanns und ihrer Jugend mit trinkender, promiskuitiver Mutter (stark: Angelika Richter) und ihrer kleinen Schwester (bärenstark: Luisa Böse).

Die ersten Fälle hatten bereits angedeutet, dass Polizeistreberin Moormann aus schwierigen Verhältnissen kommt, es aber da «rausgeschafft» hat. Doch zu einem hohen Preis: Ihre kleine Schwester Marie ist mit der haltlosen Mutter zurückgeblieben.

Einen markanten Gegensatz zum psychologischen Schwestern-Drama bildeten nächtliche Autorennen mit chromglänzenden Boliden. Hier schien der «Tatort» von Nicolas Winding Refns stilprägender Gangster- und Autoballade «Drive» (2011) mit Ryan Gosling beeinflusst. Nur dass der «Driver» hier eine junge Frau ist, gegen deren Fahrkünste kein Kraut gewachsen war.

Was sind «Donuts»?

Im «Tatort» erfuhr man, dass Donuts nicht nur zuckrige Kringel sind, die auf die Hüften schlagen, sondern dass in der Racing-Szene auch jene Figuren so benannt werden, die sich auf dem Asphalt ergeben, wenn ein Auto mit qualmenden Reifen im Kreis schlittert. Das ist nicht sinnvoll (Reifenabnutzung, Lärm, kein «Raumgewinn») und auch ganz und gar unökologisch, sieht aber gut aus.

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Was bitteschön ist ein Tallymann?

Einer der mysteriösesten Begriffe der Popmusik wird in diesem Krimi geklärt: «Come Mister Tally Man, Tally Me Banana», sang Harry Belafonte in seiner berühmten Version des «Banana Boat Songs» von 1956. In letzter Zeit war die Melodie durch den TikTok-Hit «Theo, mach mir ein Bananenbrot!» mal wieder auf allen Schulhöfen Deutschlands präsent.

Doch was bitteschön ist ein Tally Man oder Tallymann, wie man in deutschen Häfen sagt? Gemeint ist der Ladungskontrolleur, der im Belafonte-Song die Anzahl der «Hände» an einem «Bananenbüschel» (Fruchtstand) zählte, da die Arbeiter nach der abgelieferten Menge an Bananen bezahlt wurden. Im «Tatort» kontrolliert der Tallymann, ob die gewünschten Autos alle geliefert wurden.

Wer spielte die kleine Schwester Liv Moormanns?

Die 1999 in Rostock geborene Luisa Böse studierte ab 2019 Schauspiel an der Theaterakademie August Everding in München. Der Bremer «Tatort» ist ihre erste grosse TV-Rolle, aber wohl nicht ihre letzte. Ihre mädchenhaft taffe Darstellung einer perspektivlosen Jugend in verkrachten Familienverhältnissen ist das Highlight des von Mathias Schnelting (Buch) sowie dem Bremerhavener Sebastian Ko (Buch und Regie, «Tatort: Kartenhaus») verantworteten Krimis.

Einen ersten «festen Job» hat der neue «Tatort»-Star nun aber erst mal in einer anderen norddeutschen Stadt: Ab der Spielzeit 2023/24 gehört Luisa Böse dem Ensemble vom Theater Lübeck an.

Welcher Song ist am Ende des Krimis zu hören?

Eine der schönsten Schlussszenen der jüngeren «Tatort»-Geschichte kommt ohne Worte aus. Liv Moormann legt einfach nur ihre Hand auf die ihrer kleinen Schwester, die in ihrem Rennwagen gestellt wurde. Dazu erklingt ein zauberhafter, ungewöhnlicher Song, der die Härten schwieriger Familien und des Aufwachsens in ihnen tröstlich zu kommentieren scheint.

Das Lied «Easy» stammt von der ziemlich unbekannten englischen Band Mesadorm, deren Debütalbum «Heterogaster» 2018 von britischen Qualitätsmedien gefeiert wurde. Im Netz existieren auch zwei tolle Videos des Songs. Das «offizielle» mit einer zauberhaften Collage von Freunden und Familie, die den Song «singen», sowie eine Live-Perfomamce der Band in einer Studiosituation.