Zum dritten Mal spielte Lars Eidinger (rechts) den Psychopathen Kai «der stille Gast» Korthals im Kieler «Tatort». Diesmal inklusive einer «amour fou» mit der blinden Seelsorgerin Teresa (Sabine Timoteo). Gab es andere «Tatort»-Mörder in der 51-jährigen Geschichte des Kultkrimis, die mehr als einen Fall überlebten?
Kai und Borowski (Axel Milberg) haben eine besondere Beziehung. Um sie zu verstehen, kann man sich zur Wiederkehr von Eidingers «stillem Gast» die ersten beiden Filme in der ARD-Mediathek anschauen.
Diese frühe Szene im «Tatort: Borowski und der gute Mensch» dürfte extra für Lars Eidinger erdacht und geschrieben worden sein. Als inhaftierter Mörder Kai Korthals spielt er im Schiller-Stück «Die Räuber» der Gefängnis-Theater-AG die Hauptrolle und legt – wie nicht anders zu erwarten – einen grossen Auftritt hin.
Ermittlerin Mila Sahin (Almila Bagriacik) begegnet dem «stillen Gast» zum ersten Mal. Sie hat daher einen unverstellten Blick auf den Mörder Kai Korthals, mit dem ihr Kollege Borowski bereits eine sehr persönliche Geschichte verbindet.
Das Grauen im Spiegel: Der Kieler «Tatort»-Ermittler Klaus Borowski trifft in seinem neuen Fall zum dritten Mal den Frauenmörder Kai Korthals.
Dem Mörder auf der Spur: Sahin und Borowski schleichen sich in eine Wohnung.
Der mythenumwobene Serienmörder Kai Korthals ist aus der Sicherheitsverwahrung entkommen. Die Kieler «Tatort»-Ermittler Schladitz (Thomas Kügel, links), Borowski und Mila Sahin machen sich grosse Sorgen.
Die blinde Telefonseelsorgerin Teresa wird vom Ermittlungsteam verhört.
Tatort: Borowski und der gute Mensch
Zum dritten Mal spielte Lars Eidinger (rechts) den Psychopathen Kai «der stille Gast» Korthals im Kieler «Tatort». Diesmal inklusive einer «amour fou» mit der blinden Seelsorgerin Teresa (Sabine Timoteo). Gab es andere «Tatort»-Mörder in der 51-jährigen Geschichte des Kultkrimis, die mehr als einen Fall überlebten?
Kai und Borowski (Axel Milberg) haben eine besondere Beziehung. Um sie zu verstehen, kann man sich zur Wiederkehr von Eidingers «stillem Gast» die ersten beiden Filme in der ARD-Mediathek anschauen.
Diese frühe Szene im «Tatort: Borowski und der gute Mensch» dürfte extra für Lars Eidinger erdacht und geschrieben worden sein. Als inhaftierter Mörder Kai Korthals spielt er im Schiller-Stück «Die Räuber» der Gefängnis-Theater-AG die Hauptrolle und legt – wie nicht anders zu erwarten – einen grossen Auftritt hin.
Ermittlerin Mila Sahin (Almila Bagriacik) begegnet dem «stillen Gast» zum ersten Mal. Sie hat daher einen unverstellten Blick auf den Mörder Kai Korthals, mit dem ihr Kollege Borowski bereits eine sehr persönliche Geschichte verbindet.
Das Grauen im Spiegel: Der Kieler «Tatort»-Ermittler Klaus Borowski trifft in seinem neuen Fall zum dritten Mal den Frauenmörder Kai Korthals.
Dem Mörder auf der Spur: Sahin und Borowski schleichen sich in eine Wohnung.
Der mythenumwobene Serienmörder Kai Korthals ist aus der Sicherheitsverwahrung entkommen. Die Kieler «Tatort»-Ermittler Schladitz (Thomas Kügel, links), Borowski und Mila Sahin machen sich grosse Sorgen.
Die blinde Telefonseelsorgerin Teresa wird vom Ermittlungsteam verhört.
Lars Eidinger spielte in neun Jahren dreimal furios den «Tatort»-Mörder Kai Korthals alias «der stille Gast». Ein Unikum oder gab es zuvor schon Fälle, in denen der Mörder zurückkehrte?
Lars Eidinger ist derzeit vielleicht die grösste Nummer unter den deutschen Schauspielern. Der 45-Jährige, früher lange Jahre Ensemblemitglied der Berliner Schaubühne, ist der klassische Typ des exzentrischen «Gross-Schauspielers», der auch mal Kinski-mässig verrückte Dinge tut. Selbst wenn Eidinger den mimischen Bogen arg überspannt, ist dies ob seiner Extra-Klasse immer noch faszinierend anzuschauen.
Wem sonst würde man es «verzeihen», wenn ein Krimi wie der «Tatort: Borowski und der gute Mensch» mit einem längeren Monolog aus Schillers «Die Räuber» beginnt – dargestellt von der Theater-AG eines Gefängnisses?
Weil Eidingers Psychopathen-Mörder Kai Korthals Macher und Publikum faszinierte, durfte der in (West-)Berlin geborene Schauspieler ihn dreimal geben. Die ganz grosse Ausnahme in 51 Jahren «Tatort» – oder gab es andere Mörder, die zu wiederkehrenden Hauptdarstellern wurden?
Worum ging es?
Mit einem seiner berühmten Verkleidungs-Tricks gelingt Frauenmörder Kai Korthals während eines Brandes die Flucht aus dem Gefängnis. Kommissar Borowski (Axel Milberg), dessen grosse Liebe Frieda Jung (Maren Eggert) sich nach dem letzten Zwischenfall mit Korthals von ihm getrennt hatte, versucht mit dem traumatischen Aufflammen der Vergangenheit möglichst cool umzugehen – was natürlich nicht klappt.
Der Serienmörder, welcher Borowski als «seinen einzigen Freund» bezeichnet, erhielt in seiner Knastzeit viele Liebesbriefe. Eine der Frauen, die sich zum Inhaftierten hingezogen fühlten, war die blinde Telefonseelsorgerin Teresa Weinberger, gespielt von der Schweizerin Sabine Timoteo. Eben zu ihr scheint sich der geflohene Psychopath nun auf den Weg zu machen.
Worum ging es wirklich?
Eine tolle TV-Thriller-Trilogie sollte hier mit neuem Erzähl-Twist zu Ende gebracht werden. Film eins, «Borowski und der stille Gast», lebte 2012 vom brillanten Grusel eines gelungenen «Home Invasion»-Thrillers. Lars Eidinger als stummer Paketbote und Verkleidungskünstler, der scheinbar wie ein Geist am Leben seiner Opfer teilnahm – das fühlte sich beim Zuschauen wunderbar irritierend, innovativ und unheimlich an.
Teil zwei, «Borowski und die Rückkehr des stillen Gastes», inszenierte 2015 die persönliche Beziehung zwischen Borowski und Korthals. Reichlich «larger than life», aber auch dieser Ansatz hatte seine Momente.
Und nun? Autor Sascha Arango (auch Teil 1 und 2) spielte meisterhaft mit alten Motiven (das «durch Wände Gehen», das geisterhafte Lutschen an fremden Zahnbürsten), unterfütterte den spannenden Thriller aber mit viel grimmigem Humor und tollen, durchaus witzigen Dialogen. Das passte.
Nun ist aber auch gut – wie das Ende unmissverständlich klarmachte. Kai Korthals wird nicht zum «Tatort»-Franchise. Es sei denn, er kommt 2030 geklont zurück ...
Kehrten andere «Tatort»-Mörder zurück?
Nein. In den 51 Jahren «Tatort» ist die Rückkehr einer Mörderfigur über mehrere, getrennt zu betrachtende Folgen einmalig. Natürlich gab es in der Geschichte des Formats Zweiteiler (wie zuletzt zum 50. Geburtstag der Reihe 2020 mit dem Münchner-Dortmunder Doppelfall «In der Familie») Mörder, die in beiden Filmen auftraten – aber dies dann im Rahmen desselben Falls. Laut Datenquelle «Statistika» kamen dafür zwischen 1970 und März 2018 67 «Tatort»-Filme ganz ohne Mörder aus.
Der Leichenfund im Falke-«Tatort: Zorn Gottes» dürfte zu den bizarrsten in der Geschichte der Reihe zählen. Die Leiche des Flugreisenden Asis Berhan (Neil Malik Abdullah) ist aus grosser Höhe aus einem Flieger gefallen. Wir haben nachgeschaut und die denkwürdigsten «Fundstücke» in einer Galerie aufgebahrt.
Zum Beispiel dieses hier, vielleicht erinnern Sie sich: Der «Tatort: Du gehörst mir» lief vor einigen Wochen. Ein Bodybuilder wurde überfahren und verbrannt. Auto und Leiche scheinen zu einer Art Skulptur verschmolzen. Die Ludwigshafener Ermittler (von links: Andreas Hoppe, Ulrike Folkerts, Lisa Bitter, Peter Espelover) schauen sich am Tatort, einem Parkhaus, um.
Da schau her! Schlüpfriger war wahrscheinlich kein Leichenfund der «Tatort»-Geschichte. Der Musikmanager Udo Hausberger (Peter Karolyi) wurde nackt und stranguliert in pikanter Pose gefunden. Die Wiener Ermittler Bibi Fellner (Adele Neuhauser) und Moritz Eisner (Harald Krassnitzer) glauben zunächst an einen Sex-Unfall.
Sie gehört zum «Tatort» wie Vorspann und Titelfanfare: die Stippvisite im Leichenschauhaus. Die niedersächsische LKA-Frau Lindholm (Maria Furtwängler) informiert sich hier bei Gerichtsmediziner Hans Jepsen (Niels Bormann) über das Mordopfer. Die zweite «Leiche» im Hintergrund ist allerdings fast noch interessanter, sie wird von Kai Diekmann gespielt, dem damaligen Chefredakteur der «Bild» und heutigen Herausgeber der Publikationen der «Bild»-Gruppe. Wie sich leider (oder zum Glück) nur im Film zeigt, hat der Maskenbildner gerade im Bauchbereich bei ihm Erstaunliches geleistet.
Nur gut, dass das Geruchsfernsehen noch nicht erfunden ist: Die Berliner Robert Karow (Mark Waschke, Mitte) und Nina Rubin (Meret Becker, rechts) wurden im «Tatort» mit dem passenden Titel «Ätzend» zu einem Säurefass gerufen, in der eine halb zersetzte Leiche schwimmt. Später fingert Karow auf dem Seziertisch einen Herzschrittmacher aus dem Glibberkorpus. Prost Mahlzeit!
Resozialisierung: fehlgeschlagen! Bezeichnenderweise in einem Stuttgarter Müllcontainer wird die Leiche des Vergewaltigers und Mörders Jörg Albrecht (David Bredin) gefunden. Der gerade aus der Haft entlassene Kriminelle hat seinen ersten Tag in Freiheit nicht überlebt.
Abfallszenarien sind bei den «Tatort»-Machern durchaus beliebt. Einen starken Magen brauchte man für das Debüt der Berlin-Ermittler Robert Karow und Nina Rubin. Die Leichenteile einer zerstückelten und ausgeweideten Drogenkurierin werden in einer Mülldeponie sichergestellt. Viel Luft nach oben haben sich die Macher in Sachen Gewaltdarstellung da nicht gelassen.
Wenn aus Bierleichen echte Leichen werden: An der U-Bahn-Station Marienplatz fällt dem Münchner Kommissar Leitmayr (Udo Wachtveitl, hinten), der auf dem Weg in die Ferien ist, ein italienischer Tourist auf. Dass der Wiesnbesucher nicht betrunken ist, sondern betäubt wurde und später verstirbt, kann der Kommissar da noch nicht ahnen.
«Borowski und der brennende Mann» ist dieser Kieler «Tatort» betitelt, was exakt die eine Szene beschreibt, die sich beim Zuschauer, nun ja, «einbrennt». Der Schulleiter Michael Eckart stürzt lichterloh entflammt aus den Unterrichtsräumen und bricht tot zusammen.
In der bisweilen exzentrischen Bodensee-Folge «Chateau Mort» wird Kommissar Kai Perlmann (Sebastian Bezzel) in ein finsteres Verlies eingesperrt, dort ist er nicht allein. Sein Leidensgenosse, ein Revolutionär aus den Zeiten des Vormärz, ist aber schon gut 150 Jahre tot. Am Ende klärt der Kommissar en passant auf, wer den Freischärler auf dem Gewissen hat - satte anderthalb Jahrhunderte nach der Tat. Wahrscheinlich «Tatort»-Rekord.
Nicht nur menschliche Leichenfunde halten die «Tatort»-Kommissare auf Trab, manchmal ist es auch ein (fast) verendeter Vierbeiner. In Ludwigshafen ging dereinst ein sadistischer Pferderipper um, der sein Opfer schwer verletzt und leidend zurückgelassen hatte. Lena Odenthal (Ulrike Folkerts) setzt zum Gnadenschuss an.
Wie Sie sehen, sehen Sie nichts! Auch das gab's beim «Tatort»: einen Leichenfund ohne Leiche. Wie Kriminaltechniker Menzel (Maxim Mehmet, vorne) den Leipziger Hauptkommissaren Saalfeld (Simone Thomalla) und Keppler (Martin Wuttke) erklärt, ist ein Mann mit Phosphor in Berührung gekommen und dabei nahezu rückstandslos verbrannt.
«Es ist böse» ist einer der abgründigsten und blutigsten «Tatorte» aller Zeiten: Ein perverser Frankfurter Serienkiller metzelt Prostituierte nieder. An den Tatorten sieht es aus wie auf einem Schlachtfeld. Die Hauptkommissare Mey (Nina Kunzendorf) und Steier (Joachim Król, rechts) sind ziemlich fassungslos, und das ist man als Zuschauer auch. Umso mehr, wenn man weiss, dass die Folge auf einer authentischen Mordserie im Raum Bremen basiert.
Nicht immer gelingt es den «Tatort»-Ermittlern, ihre Leichen am Stück sicherzustellen. Oft kommen ihnen auch erst mal nur Leichenteile unter. So wie hier in Münster, als Professor Boerne (Jan Josef Liefers, rechts) eine mausgraue Mauke inspiziert. Zufälle gibt's: Den Rechtsmediziner erinnert der abgetrennte Fuss wegen einer seltenen Zehenfehlstellung an eine alte Klassenkameradin. Alberich (ChrisTine Urspruch) kann da nur staunen, Thiel (Axel Prahl) dreht sich der Magen um.
Skurril? Surreal? Oder geht das zu weit für einen «Tatort»? Der Kieler Kommissar (Axel Milberg) steht in der Folge «Borowski und der vierte Mann» vor einem besonders schaurigen Rätsel der Sorte: «Jetzt bloss nicht den Kopf verlieren!» Wer sich so etwas Makaberes ausdenkt? Natürlich ein Schwede! Die Drehbuchidee stammte seinerzeit vom inzwischen verstorbenen Krimiautor und «Wallander»-Erfinder Henning Mankell.
Und noch mal Stückwerk. Seien Sie froh, dass Sie nicht sehen müssen, was dem armen Kommissar Frank Thiel (Axel Prahl) am Ufer des Münsteraner Aasees so schwer auf den Magen schlägt: eine Leiche ohne Kopf. Den Rechtsmediziner Professor Karl-Friedrich Boerne kann so ein Anblick freilich nicht mehr schocken.
Tatwaffe: Silberbesteck. Die Münchner Kommissare Ivo Batic (Miroslav Nemec) und Franz Leitmayr (Udo Wachtveitl, rechts) staunen nicht schlecht über das, was sich ihnen in der Folge «Nicht jugendfrei» bietet: Der Apotheker Karl Kreuzer wurde mit einem Kaffeelöffel erstochen, den ihm der Täter ins Ohr gerammt hat.
Zum Abschluss der Galerie noch etwas ganz Besonderes, eine mörderische Performance: Die Kunststudentin Viktoria Schneider hängt im Engelsgewand von der Decke ihres Installationsraumes. Die Saarbrücker Ermittler Stefan Deininger (Gregor Weber, links), Franz Kappl (Maximilian Brückner) und Rhea Singh (Lale Yavas) begutachten das schaurig-schöne Kunstwerk.
Nichts für schwache Nerven: Die bizarrsten Leichenfunde beim «Tatort»
Der Leichenfund im Falke-«Tatort: Zorn Gottes» dürfte zu den bizarrsten in der Geschichte der Reihe zählen. Die Leiche des Flugreisenden Asis Berhan (Neil Malik Abdullah) ist aus grosser Höhe aus einem Flieger gefallen. Wir haben nachgeschaut und die denkwürdigsten «Fundstücke» in einer Galerie aufgebahrt.
Zum Beispiel dieses hier, vielleicht erinnern Sie sich: Der «Tatort: Du gehörst mir» lief vor einigen Wochen. Ein Bodybuilder wurde überfahren und verbrannt. Auto und Leiche scheinen zu einer Art Skulptur verschmolzen. Die Ludwigshafener Ermittler (von links: Andreas Hoppe, Ulrike Folkerts, Lisa Bitter, Peter Espelover) schauen sich am Tatort, einem Parkhaus, um.
Da schau her! Schlüpfriger war wahrscheinlich kein Leichenfund der «Tatort»-Geschichte. Der Musikmanager Udo Hausberger (Peter Karolyi) wurde nackt und stranguliert in pikanter Pose gefunden. Die Wiener Ermittler Bibi Fellner (Adele Neuhauser) und Moritz Eisner (Harald Krassnitzer) glauben zunächst an einen Sex-Unfall.
Sie gehört zum «Tatort» wie Vorspann und Titelfanfare: die Stippvisite im Leichenschauhaus. Die niedersächsische LKA-Frau Lindholm (Maria Furtwängler) informiert sich hier bei Gerichtsmediziner Hans Jepsen (Niels Bormann) über das Mordopfer. Die zweite «Leiche» im Hintergrund ist allerdings fast noch interessanter, sie wird von Kai Diekmann gespielt, dem damaligen Chefredakteur der «Bild» und heutigen Herausgeber der Publikationen der «Bild»-Gruppe. Wie sich leider (oder zum Glück) nur im Film zeigt, hat der Maskenbildner gerade im Bauchbereich bei ihm Erstaunliches geleistet.
Nur gut, dass das Geruchsfernsehen noch nicht erfunden ist: Die Berliner Robert Karow (Mark Waschke, Mitte) und Nina Rubin (Meret Becker, rechts) wurden im «Tatort» mit dem passenden Titel «Ätzend» zu einem Säurefass gerufen, in der eine halb zersetzte Leiche schwimmt. Später fingert Karow auf dem Seziertisch einen Herzschrittmacher aus dem Glibberkorpus. Prost Mahlzeit!
Resozialisierung: fehlgeschlagen! Bezeichnenderweise in einem Stuttgarter Müllcontainer wird die Leiche des Vergewaltigers und Mörders Jörg Albrecht (David Bredin) gefunden. Der gerade aus der Haft entlassene Kriminelle hat seinen ersten Tag in Freiheit nicht überlebt.
Abfallszenarien sind bei den «Tatort»-Machern durchaus beliebt. Einen starken Magen brauchte man für das Debüt der Berlin-Ermittler Robert Karow und Nina Rubin. Die Leichenteile einer zerstückelten und ausgeweideten Drogenkurierin werden in einer Mülldeponie sichergestellt. Viel Luft nach oben haben sich die Macher in Sachen Gewaltdarstellung da nicht gelassen.
Wenn aus Bierleichen echte Leichen werden: An der U-Bahn-Station Marienplatz fällt dem Münchner Kommissar Leitmayr (Udo Wachtveitl, hinten), der auf dem Weg in die Ferien ist, ein italienischer Tourist auf. Dass der Wiesnbesucher nicht betrunken ist, sondern betäubt wurde und später verstirbt, kann der Kommissar da noch nicht ahnen.
«Borowski und der brennende Mann» ist dieser Kieler «Tatort» betitelt, was exakt die eine Szene beschreibt, die sich beim Zuschauer, nun ja, «einbrennt». Der Schulleiter Michael Eckart stürzt lichterloh entflammt aus den Unterrichtsräumen und bricht tot zusammen.
In der bisweilen exzentrischen Bodensee-Folge «Chateau Mort» wird Kommissar Kai Perlmann (Sebastian Bezzel) in ein finsteres Verlies eingesperrt, dort ist er nicht allein. Sein Leidensgenosse, ein Revolutionär aus den Zeiten des Vormärz, ist aber schon gut 150 Jahre tot. Am Ende klärt der Kommissar en passant auf, wer den Freischärler auf dem Gewissen hat - satte anderthalb Jahrhunderte nach der Tat. Wahrscheinlich «Tatort»-Rekord.
Nicht nur menschliche Leichenfunde halten die «Tatort»-Kommissare auf Trab, manchmal ist es auch ein (fast) verendeter Vierbeiner. In Ludwigshafen ging dereinst ein sadistischer Pferderipper um, der sein Opfer schwer verletzt und leidend zurückgelassen hatte. Lena Odenthal (Ulrike Folkerts) setzt zum Gnadenschuss an.
Wie Sie sehen, sehen Sie nichts! Auch das gab's beim «Tatort»: einen Leichenfund ohne Leiche. Wie Kriminaltechniker Menzel (Maxim Mehmet, vorne) den Leipziger Hauptkommissaren Saalfeld (Simone Thomalla) und Keppler (Martin Wuttke) erklärt, ist ein Mann mit Phosphor in Berührung gekommen und dabei nahezu rückstandslos verbrannt.
«Es ist böse» ist einer der abgründigsten und blutigsten «Tatorte» aller Zeiten: Ein perverser Frankfurter Serienkiller metzelt Prostituierte nieder. An den Tatorten sieht es aus wie auf einem Schlachtfeld. Die Hauptkommissare Mey (Nina Kunzendorf) und Steier (Joachim Król, rechts) sind ziemlich fassungslos, und das ist man als Zuschauer auch. Umso mehr, wenn man weiss, dass die Folge auf einer authentischen Mordserie im Raum Bremen basiert.
Nicht immer gelingt es den «Tatort»-Ermittlern, ihre Leichen am Stück sicherzustellen. Oft kommen ihnen auch erst mal nur Leichenteile unter. So wie hier in Münster, als Professor Boerne (Jan Josef Liefers, rechts) eine mausgraue Mauke inspiziert. Zufälle gibt's: Den Rechtsmediziner erinnert der abgetrennte Fuss wegen einer seltenen Zehenfehlstellung an eine alte Klassenkameradin. Alberich (ChrisTine Urspruch) kann da nur staunen, Thiel (Axel Prahl) dreht sich der Magen um.
Skurril? Surreal? Oder geht das zu weit für einen «Tatort»? Der Kieler Kommissar (Axel Milberg) steht in der Folge «Borowski und der vierte Mann» vor einem besonders schaurigen Rätsel der Sorte: «Jetzt bloss nicht den Kopf verlieren!» Wer sich so etwas Makaberes ausdenkt? Natürlich ein Schwede! Die Drehbuchidee stammte seinerzeit vom inzwischen verstorbenen Krimiautor und «Wallander»-Erfinder Henning Mankell.
Und noch mal Stückwerk. Seien Sie froh, dass Sie nicht sehen müssen, was dem armen Kommissar Frank Thiel (Axel Prahl) am Ufer des Münsteraner Aasees so schwer auf den Magen schlägt: eine Leiche ohne Kopf. Den Rechtsmediziner Professor Karl-Friedrich Boerne kann so ein Anblick freilich nicht mehr schocken.
Tatwaffe: Silberbesteck. Die Münchner Kommissare Ivo Batic (Miroslav Nemec) und Franz Leitmayr (Udo Wachtveitl, rechts) staunen nicht schlecht über das, was sich ihnen in der Folge «Nicht jugendfrei» bietet: Der Apotheker Karl Kreuzer wurde mit einem Kaffeelöffel erstochen, den ihm der Täter ins Ohr gerammt hat.
Zum Abschluss der Galerie noch etwas ganz Besonderes, eine mörderische Performance: Die Kunststudentin Viktoria Schneider hängt im Engelsgewand von der Decke ihres Installationsraumes. Die Saarbrücker Ermittler Stefan Deininger (Gregor Weber, links), Franz Kappl (Maximilian Brückner) und Rhea Singh (Lale Yavas) begutachten das schaurig-schöne Kunstwerk.
Was es dafür häufiger gab: Schauspieler, die in «Tatort»-Folgen unterschiedliche Mörder spielten. Eine Kategorie, in der immer noch Florian Bartholomäi führen könnte, der 2016 – zur 1'000 Folge des «Tatorts» – als bislang häufigster Mörder-Darsteller enttarnt wurde. Seine Bilanz: Allein sechsmal zwischen 2005 und 2016 war er der Täter. Bei fünf weiteren Auftritten gab er den (zu Unrecht) Verdächtigten.
Mit welchen «Nebenprodukten» feiert das Erste den Korthals-Kult?
Wer die alten Filme mit dem «stillen Gast» noch einmal sehen will, kann dies in der ARD Mediathek tun, wo «Borowski und der stille Gast» sowie «Borowski und die Rückkehr des stillen Gastes» zusammen mit dem neuen Film ab 3. Oktober als Trilogie «on demand» bereitstehen.
Zusätzlich hat sich der NDR entschlossen, den in dieser Form wohl einmaligen «Tatort»-Coup per Serien-Podcast zu feiern. Das Hörprodukt erzählt in neunmal 30 Minuten – mit den Stimmen der Original-Schauspieler – die Geschichte vom «stillen Gast» in der XXL-Audioversion. Seit Freitag, 17. September, erscheinen immer freitags drei neue Episoden in der Reihe «Tatort. Der Podcast». Sie werden ein Jahr ausschliesslich in der ARD Audiothek verfügbar sein.
Wie geht es beim Kieler «Tatort» weiter?
Ende September 2021 verkündete der NDR den Dreh eines neuen Kieler «Tatorts» mit dem Titel «Borowski und das hungrige Herz». Darin geht es um eine tote Frau, die zu einer Erotikparty und Sex mit sechs Männern eingeladen hatte. Warum tut man so etwas, fragen sich die Ermittelnden Sahin (Almila Bagriacik) und Borowski (Axel Milberg)? Der einzige Schlüssel zur Aufklärung scheint eine Freundin (Laura Balzer) zu sein, die die Tote entdeckt hat. Borowski und Sahin tauchen in die Welt von Sex- und Liebessüchtigen ein.
Sendung ist älter als 7 Tage und nicht mehr verfügbar.
Tatort
So 03.10. 20:05 - 21:40 ∙ SRF 1 ∙ CH 2021 ∙ 95 Min
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