Seine letzte Show«Wetten, dass..?» Sie das noch nicht über Frank Elstner wussten?
Martin Oversohl, dpa
13.6.2020
Als Fernsehunterhalter ist Frank Elstner seit Jahrzehnten Millionen bekannt. Er moderiert wie kaum ein Zweiter, wurde fürs Lebenswerk ausgezeichnet und zuletzt sogar als Newcomer gefeiert. Nun steht er am Anfang vom Ende seiner Showkarriere.
Zwischen Spionagethrillern, Liebesdramen und schillernden Tierdokus taucht künftig beim Streamingdienst Netflix ein vertrautes Gesicht auf. Frank Elstner, bekannt auch als Erfinder von Strassenfegern wie «Wetten, dass..?», hat sich zwar zuletzt vom TV-Bildschirm weitgehend zurückgezogen. Der 78-Jährige ist aber nach wie vor präsent. Nun sucht der erfahrene Interviewer sein Glück mit dem alten Angebot im neuen Format. Die letzte Staffel von «Wetten, das war's..?» startet am Freitag bei Netflix – seine letzte Show. Da geht es vor allem um seine Gäste, Elstner nimmt sich zurück. Ein Dutzend Dinge, die Sie so vermutlich noch nicht über ihn wussten:
Auszeichnungen hat Frank Elstner ja genug bekommen. Abitur hingegen hat er nicht – als Einziger seines damaligen Schuljahrgangs, wie er sich in einem Interview erinnert. Die Folge: Theaterwissenschaften wollte Elstner zwar studieren, durfte es aber nicht. «Und dann kam das Angebot von Radio Luxemburg, dort als Discjockey zu arbeiten.»
Kennen Sie das Bambi? Nein, nicht die Auszeichnung. Das Rehkitz oder korrekter gesagt: Hirschkalb. Unter damals noch anderem Vornamen verleiht der junge Frank Elstner dem weltberühmten Tierchen seine Stimme. Auch «Der kleine Lord» (1956) und ein Schüler in Kästners «Das fliegende Klassenzimmer» (1964) werden von Elstner vertont.
Abba fand er damals gut, Jimi Hendrix auch und Peter Maffay, der allein 17-mal bei «Wetten, dass..?» zu Gast war. Aber dass Elstner auch mal beim Rapper Cro in einem Video mitmischt? Das hätte auch seine Tochter nicht gedacht, bei der er das erste Mal vom Musiker gehört hat, wie er in einer Kolumne schreibt. Im Video zum Song «Traum» spielt er im Jahr 2014 – was sonst? – einen Showmaster. Und lernt Cro ohne Maske kennen.
Im Alter von 77 Jahren wird Elstner 2019 bei den YouTube Goldene Kamera Digital Awards der Preis als «Best Newcomer» verliehen für seine Interviewreihe «Wetten, das war’s..?». Für Kai Pflaume eine Sensation: «Der erste Mensch weltweit, der einen Newcomer-Preis nach dem Preis fürs Lebenswerk gewonnen hat», sagte er als Laudator.
Von 2002 bis 2009 moderierte Frank Elstner die Versteckte-Kamera-Show «Verstehen Sie Spass?». Viele Jahre zuvor war er selbst schon vom Vorgänger Kurt Felix aufs Glatteis geführt worden. Der Schweizer verkleidete sich und bot Elstner puren Essig aus einer Champagnerflasche an. Da er einen kräftigen Schluck nahm, verlor der Moderator eine persönliche Wette mit seiner Familie, niemals von dem ARD-Spassmacher hereingelegt zu werden.
Der Showmaster wurde mit einem Defekt am rechten Auge geboren, einer sogenannte Mikrophthalmie, bei der der Augapfel fehlgebildet ist. Sein aus weissem und farbigem Spezialglas hergestelltes Ersatzauge steckt er auf – und nimmt es ab und zu bei Partys als Gag auch einmal ab, wie er in einem Zeitungsinterview erzählt hat.
Frank Elstner war nie mit Hannelore Elsner verheiratet. Das muss man vielleicht mal betonen. Denn es ist bei Google eine immer wieder gestellte Frage zum Showmaster. Hannelore Elsner – ohne t – war zu Lebzeiten zwar verheiratet, aber keineswegs mit Elstner. Und mal im Ernst: Sein Nachname lässt auch nicht auf eine solche Ehe schliessen.
Joachim «Joko» Winterscheidt und Klaas Heufer-Umlauf – bekannt als Moderatoren-Duo Joko und Klaas – stehen ebenso auf der Gästeliste von Elstners zweiter und letzter «Wetten, das war's..?»-Staffel bei Netflix wie Charlotte Roche, Daniel Brühl und Lena Meyer-Landrut. Mit der damals noch sehr jungen Sängerin und Titelträgerin führte Elstner 2011 vor dem ESC ein Gespräch, das beiden in Erinnerung geblieben ist. Patzig, arrogant und pampig – Lenas Auftreten kam nicht wirklich gut an, Elstner verteidigte sie dennoch.
Elstner ist übrigens seit einigen Jahren auch Pate. Von einem Känguru. Glauben Sie nicht? Schauen Sie sich «Frank» an, das weisse Bennett-Känguru, das nach wie vor durch den Karlsruher Zoo hüpft. Die Idee zur Ehrenpatenschaft kam während gemeinsamer Dreharbeiten für eine Folge von «Elstners Reisen» in Australien und Tasmanien auf, erzählt Zoodirektor Matthias Reinschmidt, ein Freund Elstners.
Fast ebenso lang wie die Liste seiner TV-Shows ist die Zusammenstellung seiner Auszeichnungen. Elstner war im Jahr 2000 nicht nur «Oberösterreicher des Jahrhunderts», er wurde unter anderem auch mit dem Saumagen-Orden, dem Ohrenorden der Bürgergesellschaft Köln von 1863, der Narrenschelle und dem Münchhausenpreis gewürdigt. Mal abgesehen vom Deutschen Fernsehpreis, dem Bambi für sein Lebenswerk und dem Bundesverdienstkreuz 1. Klasse.
Elstner ist an Parkinson erkrankt. Die Krankheit ist aber nicht der Grund für seinen Abschied vom Bildschirm, betont er stets: Parkinson schränke sein Leben nicht ein. «Dann zittere ich halt», sagte er zuletzt in einem Interview.
Der Talkmaster prägte in den 1960er- und 1970er-Jahren Radio Luxemburg. Und Radio Luxemburg prägte Elstner, unter anderem auch seinen Namen. Elstner, der damals noch Tim Elstner hiess, wurde gebeten, statt seines richtigen Vornamens einen anderen zu wählen. Denn es gab damals bereits einen Sprecher namens Tom. Der ähnliche Klang hätte zu Verwechslungen führen können. «Tim und Tom, das wäre mir vorgekommen wie Fix und Foxi», erklärte er vor einigen Jahren in einem Rückblick. Tim wählte also den Namen seines Bruders: Frank.
«Frank Elstner: Wetten, das war's?» ist ab sofort auf Netflix abrufbar.