Scharfseher Trennung im Guten – so sagt Kurt Aeschbacher adieu SRF

Lukas Rüttimann

31.12.2018

In seiner letzten Sendung zog Kurt Aeschbacher noch einmal alle Register. Die grossen Abschiedsgesten überliess die SRF-Legende jedoch anderen.

So steht er nun also zum letzten Mal da, nach 18 Jahren «Aeschbacher» und exakt 785 Sendungen. Sanft lächelnd bedankt sich Kurt Aeschbacher beim Publikum für die Treue, wünscht einen guten Rutsch und verabschiedet sich von seinen Zuschauern.

Den riesigen Strauss mit den roten Rosen hat er zuvor an seine Mitarbeiter und ins Publikum verteilt, doch die ganz grossen Abschieds-Gesten bleiben aus. Nicht mal Tränen fliessen beim Moderator. Und das, obwohl er bei den Standing Ovations zum Anfang seiner letzten Sendung von einem «tränendrüsenreichen Auftakt» gesprochen hat.

Zu Gast bei Freunden

Tatsächlich bleibt sich der Berner auch bei seiner Dernière im Schweizer Fernsehen treu. Als erfahrener Conférencier weiss er schliesslich, wann er die Show anderen überlassen kann. Tenor Christian Jott Jenny etwa, der ihm zu Ehren «My Way» und «Time To Say Goodbye» ins Mikrofon schmettert oder SRF-Direktor Ruedi Matter, der den «Meister des Gesprächs» vor laufenden Kameras mit ehrfürchtigen Worten («Deine Zeit wird als Aeschbacher-Epoche in die Geschichte eingehen») verabschiedet.



Dass es auch jener Ruedi Matter war, der dem SRF-Talker im Sommer mitteilen musste, dass seine Sendung aus Spargründen gestrichen wird, spielte keine Rolle. Denn Kurt Aeschbacher inszeniert seine letzte Show als Trennung im Guten. Langjährige Freunde wie sein ehemaliger Lebenspartner Andrin Schweizer sind da, dazu Mitglieder seines Teams von heute und früher, der ehemalige Unterhaltungschef Christoph Gebel auch.

Er hoffe, so Aeschbacher, dass «man mir in den vergangenen Jahren immer mal wieder nicht nur bloss aus Langweile, sondern auch aus ehrlichem Interesse zugeschaut» habe. Und wie um diesen Anspruch zu unterstreichen, fährt der TV-Talker bei seiner letzten Sendung aus der Labor-Bar noch einmal eine besonders illustre Gästeschar auf.

Der «Anti-Schawinski»

Bei den Gesprächen mit so unterschiedlichen Gästen wie der Schweizer Stand-up-Komikerin Hazel Brugger, Opernstar Cecilia Bartoli, dem beinamputierten Spitzensportler Johannes Floors, den beiden ETH-Forschern Peter Fankhauser und Linus Isler samt Roboterhund Anymal oder jenen Drillingen, die bereits vor 18 Jahren in der ersten Sendung ihren Auftritt hatten, kann Aeschbi noch einmal unter Beweis stellen, dass ihm im Eins-zu-eins-Talk nur ganz wenige etwas vormachen können.



Freilich hilft, dass sich seine Gäste bei ihm wohlfühlen. Als eine Art «Anti-Schawinski» steht Aeschbacher für Gesprächssituationen, in denen sich das gegenüber sicher wähnt. Doch gerade deshalb gelingt es ihm, auch sensible Themen anzusprechen. So redet etwa Hazel Brugger offen wie selten über ihren Background, Cecilia Bartoli bekennt sich bei ihm zu ihrer Flugangst, und die Drillinge Brigitte Hagen, Elisabeth Simon und Daniela Hagen berichteten amüsant von ihren Problemen bei der Männerwahl – trotz 30 Minuten Überlänge vergeht die Sendung wie im Flug.

Emotionale Wiedergutmachung für SRF-Paradiesvogel Kurt Aeschbacher

Am Schluss regnet es Lametta, Kurt Aeschbacher geht auf Abschiedstour durch sein Studio, und mit den Worten «bleiben Sie neugierig, dann kommt es gut» verabschiedet sich der gute Mensch vom Leutschenbach vom SRF-Bildschirm. Ohne Pathos, ohne übertriebene Emotionen, ohne Misstöne, dafür mit einem warmen Lächeln. Man wird ihn vermissen.

Die letzte Ausgabe von «Aeschbacher» lief am Sonntag, 30. Dezember, um 21.40 Uhr auf SRF 1. Mit Swisscom TV Replay können Sie die Sendung bis zu sieben Tage nach der Ausstrahlung anschauen.

Kurt Aeschbacher
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