InterviewJennifer Aniston: «Manchmal wünsche ich mir die Zeit vor dem Internet zurück»
Von Marlène von Arx, Los Angeles
5.11.2019
Die Schauspielerin ist nach langer Pause wieder in einer Serie zu sehen. Den Wandel vom Fernsehen zum Streaming und andere Veränderungen bespricht sie im «Bluewin»-Interview.
Am 1. November startete der neue Video-Service Apple TV+. Unter den Original-Programmen: «The Morning Show» – Jennifer Anistons Rückkehr zum Serien-Fernsehen. In den 25 Jahren seit dem Start von «Friends» habe sich viel verändert, findet die Schauspielerin, aber nicht alles zum Bessern.
Frau Aniston, ‹The Morning Show› ist eine der ersten Serien von Apple TV+. Sie sind auch eine Produzentin der Show. Wie war es, mit dem Tech-Konzern zusammenzuarbeiten?
Fantastisch. Klar müssen sie zuerst Erfahrungen machen. Sie bauen ja etwas von Grund auf neu auf. In dem Sinn ist es noch etwas wie der wilde Westen. Aber für uns war Apple ein grossartiger Partner, die uns auf der kreativen Seite völlig vertrauten und sich nicht einmischten.
Wurden Sie auch mit Apple Gadgets eingedeckt?
Ich weiss nicht, was Sie meinen [lacht verschmitzt und stützt ihr Kinn auf, sodass man die Armbanduhr, eine Apple Watch, gut sieht]. Ja, wir kriegen nette Geschenke.
Konsumieren Sie Ihre Unterhaltung nun selber vermehrt via Handy-App?
Nein, ich schaue auch keine Filme auf dem iPad oder auf dem Computer. Während eines Road-Trips schaute der Partner einer Freundin den Film ‹300› auf seinem iPhone. Da kriegt er doch gar nicht mit, wie monumental der Film ist! Überhaupt wünsche ich mir manchmal die Zeit vor iPhones und Internet zurück. Es war eine einfachere, friedlichere Zeit. Natürlich war auch schon damals immer etwas los auf der Welt, aber man musste sich zuschalten, man wurde nicht dauernd damit bombardiert. Und jeder wedelt einem heute eine Handy-Kamera ins Gesicht. Diese Macht, die ein einziger Knopfdruck hat, ist schrecklich.
Sie sind seit kurzem auch auf Instagram. Sehen Sie also doch auch Positives an der Online-Kultur?
Natürlich gibt es positive Seiten. Soziale Medien sollten die Leute einander näher bringen und klar ist es super, dass man etwas aufdecken kann, das aufgedeckt werden muss. Aber leider spaltet es die Leute auch. Jeder kennt solche verantwortungslosen Beispiele.
Zurück zu ‹The Morning Show›. Was hat Sie daran gereizt?
Reese Witherspoon und ich suchten zusammen ein Projekt. Der Produzent Michael Ellenberg brachte uns das Buch ‹Top of the Morning›. Wir fanden, diese schonungslose Welt der TV-Morgen-Shows wäre ein interessantes dramatisches Umfeld. Unsere Chef-Schreiberin Kerry Ehrin schuf erfrischend menschliche Figuren, und wir verkauften die Show im Voraus. Und dann ging es mit MeToo los. Wir mussten nochmals bei Null anfangen und diese neue Situation einbauen. Auf seltsame Weise schrieb es sich dann aber wie von selbst.
Sie spielen die fiktive Morgen-Show-Moderatorin Alex Levy, deren Co-Moderator wegen sexueller Belästigung gefeuert wird. Wie haben Sie selber das Vor-MeToo-Klima erlebt? Denken Sie manchmal, vielleicht hätte man sich früher wehren sollen?
Das war doch gar keine Option. Es wurde als normal betrachtet, dass es Leute gab, die ihre Macht missbrauchten. Damit ist jetzt Schluss. Ich hatte es relativ einfach. Natürlich habe ich auch Sexismus erlebt, und Ungleichheit bei den Honoraren. Deshalb tat es gut, hier den Frauen hinter der Kamera ihre Stimme und ihre Machtposition zur positiven Nutzung zu geben – und vor der Kamera als Alex in einem Sitzungszimmer den Herren zu sagen, dass es ab jetzt anders läuft. Obwohl ich ja selber nie so ausraste.
Sie werden nie wütend?
Ich verliere einfach nicht die Fassung, vielleicht, weil ich mit rasenden Gemütern aufgewachsen bin. Es ist auch nicht produktiv. Ich will nicht am Morgen aufwachen und mich ausrastend auf YouTube sehen. Das ist ein Entscheid, den man bewusst fällen kann.
Das ‹Friends›-Ensemble hat schon vor Jahren darauf bestanden, dass alle Sechs gleich bezahlt werden …
Ja, da ging es aber weniger darum, dass die Frauen gleich bezahlt werden wie die Männer, denn gewisse Frauen wurden besser bezahlt als gewisse Jungs. Es ging eher darum, dass wir alle gleich viel Arbeit leisteten und also gleich kompensiert werden sollten. Ich hätte mich bei der Arbeit nicht wohlgefühlt, wenn ich mehr als andere bekommen hätte.
15 Jahre nach dem Ende von ‹Friends› sind Sie nun erstmals wieder in einer Serie zu sehen. Ist es eine Art Heimkommen?
Es ist schon ganz anders. ‹Friends› hatte ein Live-Publikum und fünf Kameras. ‹The Morning Show› ist eher wie ein Film, nur muss man viel mehr Material an einem Tag drehen. Das würde ich nicht zehn Jahre schaffen! Die Arbeit ist aber letztlich die gleiche Arbeit, egal wo sie landet. Und momentan sind alle interessanten Shows ja auf den Streaming-Anbietern.
Ihr ‹Morning Show›-Co-Star Reese Witherspoon spielte Ihre Schwester in ‹Friends›. Wie erinnern Sie sich an diese frühe Zusammenarbeit?
Ich weiss noch, ich fand sie unheimlich klein. Wie ein kleiner Cherub. Und sie kam mit ihrem Baby. Ich dachte: Da ist ein Baby mit einem Baby! Ich war so beeindruckt, was sie alles gleichzeitig auf sich nahm und was für eine starke junge Schauspielerin sie ist.
Morgen-Show-Moderatorinnen müssen sehr früh aufstehen. Sind Sie ein Morgenmensch?
Nein, ich bin eine Nachteule. Weil es dann so schön ruhig ist. Vielleicht hat es damit zu tun, dass ich in der Nacht geboren wurde. Am Morgen brauche ich zuerst einmal Kaffee. Es folgt die Interaktion mit den Hunden, Meditation und Fitness. Und dann kann der Tag beginnen.
«The Morning Show» ist ab sofort auf Apple TV+ abrufbar.
Lächeln zum Debüt: Mit Apple TV+ betritt im November ein neuer Streaminggigant die Bildfläche – unter anderem mit Jennifer Aniston (links) und Reese Witherspoon in der Serie «The Morning Show». Ein Selbstläufer wird der Start des neuen Angebots aber nicht. Denn wie die Serienhighlights im November zeigen, heisst es auch bei Netflix, Amazon und Co.: Klotzen statt Kleckern.
Bild: Apple
Ein Erfolgsstoff in neuem Gewand: Das deutsche Netflix-Original «Wir sind die Welle» (ab 1. November) orientiert sich lose an Morton Rhues Roman «Die Welle». Die Serienadaption folgt einer Gruppe Jugendlicher, die von einer besseren Zukunft träumen. Angetrieben von einem geheimnisvollen Anführer, nimmt das Engagement der Schüler bald bedrohliche Dimensionen an.
Bild: Netflix
Was spielt sich eigentlich hinter den Kulissen des amerikanischen Frühstücksfernsehens ab? Diese spannende Frage stellt das bissige Drama «The Morning Show» (ab 1. November bei Apple TV+). Mit Reese Witherspoon (Bild), Steve Carell und Jennifer Aniston trifft in der kritischen Serie die geballte Hollywood-Prominenz aufeinander.
Bild: Apple
Bei einem Einsatz in Venezuela kommt Jack Ryan (John Krasinski, Bild) einer weltweiten Verschwörung auf die Spur. Das Komplott schliesst höchste politische Kreise mit ein und birgt grosse Gefahr. Die zweite Staffel des Amazon-Originals «Tom Clancy's Jack Ryan» startet am 1. November. Mit dabei: der deutsche «Game of Thrones»-Star Tom Wlaschiha.
Bild: Kurt Iswarienko/Amazon Studios
Ohne es zu wollen, wird Hal (Timothée Chalamet, Bild) nach dem Tod seines Vaters zu Heinrich V. gekrönt. Als Erstes muss er die chaotischen Verhältnisse am Königshof in den Griff bekommen. Für das Netflix-Historiendrama «The King» (ab 1. November) liess sich Regisseur David Michôd von zwei Stücken William Shakespeares inspirieren.
Bild: Netflix
Die Drama-Serie «See – Reich der Blinden» (ab 1. November bei Apple TV+) mit Jason Momoa spielt 600 Jahre in der Zukunft. Ein Virus hat den Grossteil der Menschheit dahingerafft. Die wenigen Überlebenden sind erblindet und müssen sich den widrigen Bedingungen der Wildnis anpassen. Doch dann werden Kinder geboren, die sehen können ...
Bild: Apple
Die Polizistin Angela Abar (Regina King) und ihr Chef Judd Crawford (Don Johnson) versuchen in «Watchmen» (ab 4. November bei Sky Atlantic HD, über Teleclub empfangbar) ein anarchisches Amerika unter Kontrolle zu halten. Gar nicht so leicht – erst recht, weil die weisse rassistische Terrorgruppe «Siebte Kavallerie» um die Vorherrschaft ringt.
Bild: Homoe Box Office
Lang lebe die Legende: FOX (über Teleclub empfangbar) legt ab 6. November den Sci-Fi-Klassiker «Krieg der Welten» neu auf. Auf Basis von H. G. Wells Roman von 1898 werden die Menschen in der neuen Mini-Serie plötzlich mit Ausserirdischen konfrontiert. Besonders spannend: Die Mischung aus Drama und Science-Fiction spielt im zeitgenössischen Europa.
Bild: Urban Myth Films Ltd
Von Grimme-Preis bis Goldene Kamera – kaum eine deutsche Serie war in den letzten Jahren erfolgreicher als «4 Blocks». Auch in der finalen dritten Staffel (ab 7. November bei TNT Serie, über Teleclub empfangbar) kehrt im Berliner Clanmilieu keine Ruhe ein. Neue Gegenspieler erschweren Toni (Kida Khodr Ramadan) die Geschäfte und selbst der unerschütterliche Zusammenhalt der Hamadys droht zu bröckeln.
Bild: 2019 Turner Broadcasting System Europe Limited – a WarnerMedia Company / W & B Television GmbH & Co. / Foto: Julian Baumann
Bei Netflix weihnachtet es schon sehr: In seinem ersten Animationsfilm «Klaus» erzählt der Streamingdienst ab 15. November von dem gutmütigen Postboten Jesper (rechts). Der freundet sich mit dem Zimmermann Klaus an und überredet den Eigenbrötler, künftig Kinder mit seinem Spielzeug zu beschenken – der Beginn einer einzigartigen Erfolgsgeschichte.
Bild: Netflix
Das Amazon-Original «The Man in the High Castle» geht in seine finale Runde. Die vierte Staffel dreht sich ab 15. November vor allem um den Widerstand gegen die Naziherrschaft und dessen Anführerin Juliana Crains (Alexa Davalos). Muss auch Reichsmarschall John Smith (Rufus Sewell) um sein Leben fürchten? Und ist das American Reich dem Tode geweiht?
Bild: Liane Hentscher/Amazon Studios
Neue Folgen, neue Herausforderungen für Queen Elizabeth II.: Die dritte Staffel von «The Crown» (ab 17. November bei Netflix) spielt in der Zeit von 1964 bis 1972. Darin löst Oscarpreisträgerin Olivia Colman (Bild) Claire Foy in der Hauptrolle ab. Zudem stossen mit Helena Bonham Carter und Tobias Menzies weitere bekannte Gesichter zum Cast.
Bild: Netflix / Sophie Mutevelian
Mit «His Dark Materials» zeigt Sky Atlantic HD (über Teleclub empfangbar) ab 25. November die Serienadaption der gleichnamigen Bestsellerreihe von Philip Pullman. In einer mysteriösen Parallelwelt und beherrscht von religiösen Mächten zieht es die Jugendliche Lyra (Dafne Keenm, Bild) nach London. Dort lebt sie gemeinsam mit Marisa Coulter (Ruth Wilson). Doch kann Lyra ihr vertrauen?
Bild: Home Box Office, Inc.
Klassentreffen der «GoodFellas»: Robert De Niro (links), Al Pacino und Joe Pesci (Mitte) spielen die Hauptrollen im Netflix-Film «The Irishman» (ab 27. November). Das Mafia-Epos von Martin Scorsese nimmt den Auftragskiller Frank Sheeran (De Niro) in den Fokus. Als der mächtige Gewerkschaftsführer Jimmy Hoffa (Pacino) verschwindet, gerät der Verbrecher in Verdacht.
Bild: Netflix
Waterboarding, Schlafentzug, physische Gewalt: Als der Senatsmitarbeiter Daniel Jones (Adam Driver) interne Ermittlungen gegen die CIA einleitet, kann er kaum glauben, worauf er stösst. Am Ende steht ein 7'000 Seiten langer Bericht. Der Amazon-Original-Film «The Report» (ab 29. November) basiert auf wahren Begebenheiten und ist ein Plädoyer für Zivilcourage.
Nadia Brönimann: «Deswegen wird sie in der Trans-Community angefeindet»
Eine Netflix-Doku erzählt die Transformation-Geschichte des Zehnkampf-Olympiasiegers Bruce Jenner. Transfrau Nadia Brönimann hat sich «Untold: Caitlyn Jenner» angeschaut und erklärt, was sie von der öffentliche Inszenierung hält.
04.10.2021
Walz vs. Vance: So läuft das TV-Duell der Vizekandidaten ab
Tim Walz gegen J.D. Vance: Zum ersten und voraussichtlich einzigen Mal treffen am frühen Mittwochmorgen die US-Vizepräsidentschaftskandidaten in einem TV-Duell aufeinander. Das bietet beiden eine wichtige Gelegenheit, die Wählerinnen und Wähler von sich und den Präsidentschaftskandidaten zu überzeugen. Insbesondere in den umkämpften sogenannten Swing States.
02.10.2024
«Der heisst Salami!» - Peinliche TV-Panne bei «Tagesthemen»
Während «Tagesthemen»-Anchor Helge Fuhst über die aktuelle Politlage spricht, ist plötzlich aus dem Off eine Stimme zu hören. «Der heisst Salami», sagt diese zusammenhanglos. Die Panne amüsiert das Netz.
05.08.2024
Nadia Brönimann: «Deswegen wird sie in der Trans-Community angefeindet»
Walz vs. Vance: So läuft das TV-Duell der Vizekandidaten ab
«Der heisst Salami!» - Peinliche TV-Panne bei «Tagesthemen»