Perfektion und Chaos Heidi Abel und Kurt Aeschbacher – die Fehde zweier TV-Stars

Bruno Bötschi

20.2.2019

Schwierige Zusammenarbeit: Heidi Abel fühlte sich von Kurt Aeschbacher «traumatisch bedroht».
Schwierige Zusammenarbeit: Heidi Abel fühlte sich von Kurt Aeschbacher «traumatisch bedroht».
Bild: SRF

TV-Zuschauer denken mit Wehmut an Heidi Abel zurück. Nun erzählt ein neuer Film von Licht und Schatten in der Karriere der Schweizer Fernsehlegende – und den Streitereien mit Kurt «Aeschbi» Aeschbacher.

Heidi Abel war einer der ersten helvetischen Fernsehstars. Am 21. Februar wäre die Moderatorin, die 1986 einem Krebsleiden erlag, 90 geworden. Zu ihren Ehren zeigt SRF einen neuen Dokfilm «Heidi Abel – Licht und Schatten einer TV-Pionierin». Darin erinnern sich Weggefährten an gemeinsame Momente.

Abel prägte das Fernsehland Schweiz bis in die 1980er-Jahre wie keine andere. Kurt «Aeschbi» Aeschbacher tat es ihr Jahre danach gleich. Was viele Fernsehzuschauerinnen und -zuschauer jedoch nicht wissen: Mitte der 1980er Jahre arbeiteten die beiden TV-Stars kurz zusammen.

Gegen Ende des Dokfilmes sitzt Heidi Abel in ihrem Auto und wird interviewt. Sie spricht über ihre Arbeitskollegen beim Fernsehen und ganz speziell über Kurt «Aeschbi» Aeschbacher. Der Neuling arbeitete gemeinsam mit der Ikone im «Karambuli»-Redaktionsteam, ihrer letzten grossen TV-Samstagabendshow.

Hammer und Amboss

Abel fühlt sich, dass wird rasch klar, von Aeschbi ausgeschlossen. Im Auto sitzend sagt sie: «Weisst du, ich sehe das auch, wenn wir in der Kantine zusammensitzen. Dann geht das Gespräch zwischen den Männern hin und her. Manchmal kommt es Aeschbi in den Sinn, auch mich anzusehen.» Sie habe viel über die Körpersprache gelernt, erzählt Abel, und wisse genau, wie sie diese Zeichen deuten müsse.

Filmschnitt. «Karambuli»-Regisseur Helmy Heim sagt: «Abel und Aeschbi waren wie Hammer und Amboss.» Als Zuschauer spürt man sofort: Heim mochte Abel und Aeschbacher, und zwar gleichermassen, aber er sass zwischen Stuhl und Bank. Und fand das ungemütlich – total.

Das alles wird noch deutlicher, als Filmemacher Felice Zenoni später Kurt Aeschbacher über die damalige Arbeitsituation befragt. Und obwohl die Geschichte 40 Jahre her ist, ist sofort eine Angespanntheit in seinem Gesicht zu erkennen. Jetzt nur ja nichts Falsches sagen!

Aeschbacher antwortet: «Es war eine hochspannende Zeit. Aber ich scheiterte an einer Person, die ich grundsätzlich bewundert habe, aber die ich laut eigener Aussage traumatisch bedroht›  hatte.» Deshalb habe er sich aus dem Redaktionsteam zurückgezogen.

Perfektion und Chaos

Und wie war die Wirklichkeit? Wer hat wen nicht oder zu wenig berücksichtigt?

Abels Worte im Auto geben Hinweise darauf, dass es manch heftigen Knatsch gegeben haben muss und ihr häufiger der Kragen geplatzt ist. Die Gründe dahinter werden im Dokfilm mehrfach dargelegt: Die Moderatorin wurde von ihren männlichen Mitarbeitern oft nicht für voll genommen – und von ihren Vorgesetzten nur ungenügend gefördert. Vielleicht deshalb, weil manch ein Mann mit ihrer paradoxen Gemengelage aus Perfektion und Chaos nicht zurecht kam – oder zurechtkommen wollte? Oder die Herren wollten Heidi Abel, die bis zu ihrem Tod in der Bevölkerung Kultstatus besass, einfach nicht zugestehen, Themen durchaus kritisch zu hinterfragen und tiefgründig zu recherchieren.

Gerne hätten wir über die damalige Arbeitssituation noch etwas vertieft mit Kurt Aeschbacher gesprochen. Über die SRF-Medienstelle liess er jedoch der «Bluewin»-Redaktion ausrichten, dass er für ein Interview zum Dokfilm nicht zur Verfügung stehe.

«Heidi Abel – Licht und Schatten einer TV-Pionierin» läuft am Donnerstag, 21. Februar, um 20.05 Uhr auf SRF 1. Mit Swisscom TV Replay können Sie die Sendung bis zu sieben Tage nach der Ausstrahlung anschauen.

Heidi Abel – die Seele des Schweizer Fernsehens
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