Aus nach 35 JahrenEnde einer TV-Ära: Zum letzten Mal «Lindenstrasse»
dpa
29.3.2020
Für so manchen Zuschauer waren Helga Beimer, Dr. Dressler oder Gabi Zenker fast sowas wie gute Bekannte. Die «Lindenstrasse» war für Jahrzehnte eine feste Instanz im TV. Nun heisst es Abschied nehmen.
Fans der «Lindenstrasse» war der Sonntagabend heilig: Um punkt 18:50 Uhr sassen sie vor dem Fernseher – Woche für Woche, jahrelang. Bald müssen sie diese Zeit anders verbringen: Heute Abend läuft die letzte Folge der ARD-Kultserie. Nach fast 35 Jahren ist Schluss mit den Geschichten um Mutter Beimer und Co.
Die Fernsehprogrammkonferenz der ARD hatte sich 2018 mehrheitlich gegen eine Verlängerung des Produktionsvertrags entschieden. Die «Lindenstrasse» sei zwar eine Ikone im deutschen Fernsehen, erläuterte ARD-Programmdirektor Volker Herres damals. Doch das Zuschauerinteresse und die Sparzwänge seien nicht vereinbar mit den Produktionskosten.
Der Erfinder der «Lindenstrasse», Hans W. Geissendörfer, kann dies bis heute nicht nachvollziehen. «Ich habe nach wie vor totales Unverständnis für die Entscheidung, die mir willkürlich erscheint», sagt er der Deutschen Presse-Agentur. «Das Ende der ‹Lindenstrasse› erfüllt mich mit grosser Trauer.»
Als die ARD am 8. Dezember 1985 die erste Folge zeigte, dachte wohl niemand, dass die «Lindenstrasse» eine der am längsten laufenden Serien im deutschen TV werden würde. In ihren Anfangszeiten, als es erst wenige Fernsehprogramme gab, waren die Ereignisse der jüngsten Folge am nächsten Tag Gesprächsthema in Büros und auf dem Schulhof – immerhin hatten am Vorabend durchschnittlich zwölf Millionen Menschen die Sendung eingeschaltet.
Von ihrer Grundidee her zeigte die «Lindenstrasse» den Alltag einer Nachbarschaft. «Wir wollten erzählen, was den Zuschauern passiert oder passieren könnte – Krankheit, Tod, Liebe, die grossen Begriffe, die immer wieder zu ungeheuer grossen Geschichten einladen», sagt Geissendörfer. «Der normale Zuschauer sollte sich selbst in der Serie wiederfinden.»
Mit Tabu-Brüchen sorgte die «Lindenstrasse» in den ersten Jahren immer wieder für gesellschaftlichen Zündstoff. Der legendäre Skandal-Kuss zwischen Carsten Flöter (Georg Uecker) und Robert Engel (Martin Armknecht) zum Beispiel war ein Dammbruch im deutschen Fernsehen. Die «Lindenstrasse» war auch die erste deutsche TV-Serie, die Aids thematisierte und in der zwei Schwule heirateten.
Solche Tabu-Brüche gelangen später angesichts der vielen Reality-Formate im TV nur noch selten. Doch ihrem Anspruch, brisante Diskussionen aufzugreifen, blieb die «Lindenstrasse» treu. In der jüngeren Vergangenheit gab es zum Beispiel längere Erzählstränge zu Themen wie Flüchtlinge, Rechtsextremismus, den Umgang mit Pädophilen oder die Legalisierung von Cannabis.
Was auch immer die Familien beschäftigte
Dank eines einfachen Kniffs war die Serie zudem Woche für Woche ganz nah am Puls der Zeit: In den weit im voraus gedrehten Folgen blieb stets ein Platzhalter frei, der erst kurz vor der Ausstrahlung gefüllt wurde – mit einem Dialog zu einem nahezu tagesaktuellen Thema. Bei Bundestagswahlen wurden sogar die zeitgleich ermittelten Hochrechnungen eingeblendet und von «Lindenstrasse»-Bewohnern kommentiert.
Auf dem WDR-Gelände in Köln-Bocklemünd, wo die in München spielende Serie produziert wurde, stehen nach Angaben einer Sprecherin inzwischen nur noch die hölzernen Aussenkulissen. Der letzte Drehtag war bereits kurz vor Weihnachten, danach habe der Abbau der aufwendigen Innenkulissen begonnen. Die beiden Hallen, in denen sich die Wohnungen und das Treppenhaus befanden, seien jetzt nahezu leer.
Eine Reihe von Requisiten gingen an Museen. Die Küche von Helga Beimer etwa wanderte nach WDR-Angaben ins Bonner Haus der Geschichte, das Technik Museum Speyer nahm das Restaurant «Akropolis» und das «Cafe Bayer» auf. Einige Liebhaberstücke wurden bei einem Fan-Flohmarkt verkauft.
Wie die «Lindenstrasse» nach ihren fast 35 Jahren ausgehen wird, bleibt bis Sonntag eine Überraschung. Die 1758. und letzte Folge heisst «Auf Wiedersehen». «Über das Ende haben wir uns lange die Köpfe zerbrochen», sagt Produzentin Hana Geissendörfer, Tochter des Serienerfinders, der dpa. Es sei dramaturgisch nicht leicht gewesen, alle Figuren so an einen Punkt zu bringen, dass sich die Zuschauer von ihnen verabschieden könnten. «Ich hoffe, es ist uns gelungen. Für uns fühlt es sich zumindest rund an.»
Corona: Die Konsequenzen für TV- und Film-Produktionen
Dialekt-Coach und «Star Wars»-Schauspieler Andrew Jack ist an COVID-19 gestorben. Der Amerikaner war 76 Jahre alt.
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«The Voice of Switzerland» wird mit einer Weltneuheit das Finale ausstrahlen. Details gab der Sender 3+ nicht bekannt, aber sie soll direkt aus den Stuben der Kandidaten stattfinden.
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Finn Wolfhard («Stranger Things») wird die Hauptrolle spielen im neuen «Ghostbusters: Legacy»-Film. Eigentlich sollte jener im Sommer starten, wurde jetzt aber auf März 2021 verschoben.
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Steffen Hallaschka wollte mit seinen Zuschauern eigentlich das 30-jährige «Stern TV»-Jubiläum feiern, doch die Festivitäten wurden aufgrund der Corona-Pandemie abgeblasen.
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«The Masked Singer» macht Pause bis Mitte April, dies weil zwei Mitarbeiter der Crew am Coronavirus erkrankt sind.
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Mona Vetsch sollte die Sendung «Zäme dihei» moderieren – zusammen mit Marco Thomann. Die Kult-Moderatorin hat sich aber eine Erkältung eingefangen und muss in Quarantäne bleiben. Sie sagt aber, es gehe ihr gut.
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«Let's Dance» steht ebenfalls vor einem grossen Problem: Einige Profitänzer wollen wegen des Coronavirus nicht mehr auftreten in der RTL-Show. Dies auch, weil die Maskenbildner und Friseure teils keine Handschuhe tragen.
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Die «Quarantäne-WG» wird nach nur drei Tagen bereits wieder abgesetzt. Die Sendung mit Thomas Gottschalk, Oliver Pocher und Günther Jauch sollte den Alltag zuhause veranschaulichen und dabei unterhalten. Schrumpfende Zuschauerzahlen haben der Sendung den Gar schon ausgemacht.
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Der Start der neuen Staffel der «Bachelorette» mit Chanelle Wyrsch wird aufgrund der aktuellen Situation vom 6. April auf den 20. verschoben.
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Mario Grossniklaus, der die SRF Sondersendung moderiert hat, befindet sich in freiwilliger Quarantäne. Einer seiner Gäste wurde positiv auf den Coronavirus getestet.
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Jennifer Bosshard von «Glanz&Gloria» oder auch Arthur Honegger («10vor10») müssen sich ab sofort selber schminken. Zudem hat das SRF ein neues Homeoffice-System eingeführt mit wechselnder Anwesenheit.
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Schlager-Moderator Andy Borg will eine zweistündige Live-Musikshow aus seiner Stube senden. Unter dem Motto «Wir halten zusammen» plant er mit SWR das Konzept. Der «Musikantenstadl» wird vorerst auch ohne Publikum gefilmt.
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Gal Gadot muss sich noch ein bisschen gedulden. Die gebürtige Israelin sollte eigentlich schon bald wieder bei uns im Kino zu sehen sein. Der Start von «Wonder Woman 1984» wurde nun aber auch Mitte August verschoben.
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Dominique Deville (links) und Patrick Karpiczenko werden ihre Satire in abgespeckter Form weiterhin senden.
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Die neue Staffel der Satire wird in den eigenen Redaktionsräumlichkeiten aufgezeichnet – natürlich nimmt sich auch «Deville» die Corona-Krise zur Brust.
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Als Gast begrüsst Host Dominique Deville die Slampoetin Martina Hügi, die im aktuellen Alltagswahnsinn doch noch eine Spur Humor findet.
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Günther Jauch sieht ebenfalls einige Regeln auf sich zukommen, doch wie kann man das Quiz-Format retten?
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Der Moderator muss einige Vorsichtsmassnahmen hinnehmen in seiner Sendung: Ab April gibt es neue Regeln bei «WWM».
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Da ohne Publikum gedreht wird, müssen zwei Joker ersetzt werden: Aus dem Zusatzjoker wird der Millionärsjoker. Drei ehemalige Millionäre sind dabei und können befragt werden. Aus dem Publikumsjoker wird der Begleitjoker: Dabei darf die Begleitperson vor Ort bei einer Frage helfen.
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Gölä und Trauffer müssen sich noch etwas gedulden. Das Finale von «The Voice» wurde auf den 6. April verschoben.
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Die Jury von «The Voice» wird beim Finale zudem ohne Publikum auskommen müssen. Da die Sendung in Köln aufgezeichnet wird, muss erst ein geeigneter Termin gefunden werden. Das Finale wird also nicht am 30. März ausgestrahlt.
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