Serien-FinaleAn der «Lindenstrasse» fällt die letzte Klappe
dpa/fts
20.12.2019
Nach mehr als 34 Jahren ist im März Schluss mit der «Lindenstrasse». Für die Schauspieler endet ihre Arbeit schon jetzt. Sie sehen das Serien-Aus als Verlust für die TV-Landschaft – und blicken teils beruflich ins Ungewisse.
In den WDR-Kulissen der «Lindenstrasse» in Köln geht es trubelig zu. Schauspieler werden per Lautsprecher zur Probe gerufen, Komparsen warten aufgeregt auf ihren Einsatz. Äußerlich deutet nichts darauf hin, dass es hier sehr bald ganz still werden wird: Heute enden die Dreharbeiten für die ARD-Serie. Für die Zuschauer ist dann aber noch nicht Schluss: Die letzte Folge der «Lindenstrasse» läuft Ende März 2020.
Die Stimmung unter den Schauspielern ist erstaunlich gelöst – obwohl viele von ihnen noch nicht wissen, wie ihre berufliche Zukunft aussehen wird. «Wir hatten ja Zeit, uns an den Gedanken zu gewöhnen», sagt Moritz Sachs, der seit dem Start der Serie 1985 den Klaus Beimer spielt.
Vor gut einem Jahr hatte die Fernsehprogrammkonferenz der ARD sich mehrheitlich gegen eine Verlängerung des Produktionsvertrags entschieden. «Das war schon sehr emotional für mich. Da fällt ja nicht nur mein Arbeitsplatz weg. Viele der Kollegen sind meine Freunde. Wegen der ‹Lindenstrasse› bin ich als junger Mann nicht aus Köln weggezogen.»
Wenn die Dreharbeiten zu Ende sind, will Sachs zunächst sein geplantes Buch über sein Leben in der «Lindenstrasse» zu Ende schreiben. «Und dann mal sehen.» Es sei noch nichts spruchreif. In der Vergangenheit hat er neben der Schauspielerei auch im Bereich Regieassistenz und Produktionsleitung gearbeitet. «Durch die neue Situation ergeben sich auch Chancen, die man ansonsten nicht hätte.» Viel Ausräumen müsse er am letzten Arbeitstag nicht, sagt der 41-Jährige: Die wenigen persönlichen Gegenstände, die er in seiner Garderobe habe, passten in eine Tasche.
Darsteller sind untröstlich
Die Nachricht vom Ende der Serie sei ein Schock für ihn gewesen, sagt Erkan Gündüz. «Ich habe den Murat gerne gespielt.» Immer wieder hat die Serie die Integration von Ausländern thematisiert. Murat stand dabei in einem besonderen Spannungsfeld: Auf der einen Seite der bodenständige, gut integrierte Türke mit modernen Ansichten – auf der anderen Seite seine zum Islam konvertierte Ehefrau Lisa, die traditionelle muslimische Werte hochhält. Auch persönlich werde ihm etwas fehlen: «Die ‹Lindenstrasse› ist wirklich meine zweite Familie», sagt Gündüz, der sich künftig mehr auf den Bereich Kameraregie konzentrieren will.
«Ich fand es immer toll, dass die Lisa ganz anders ist als ich», sagt Sontje Peplow über ihre Figur Lisa, die oft durch ihr intrigantes, fieses Verhalten für Spannung sorgte. Bis heute Kultstatus hat die Szene, in der Lisa als junges Mädchen den Priester Matthias Steinbrück mit einer Bratpfanne erschlug. Abgesehen von solchen Extremen habe die «Lindenstrasse» aber hauptsächlich Geschichten aus dem Alltag erzählt, meint Peplow – «und das wird dem Fernsehen fehlen». Wie es für sie persönlich ohne die «Lindenstrasse» sein wird, könne sie sich nicht vorstellen: «Ich kenne ja gar kein Leben ohne sie», sagt die 38-Jährige, die wie Sachs seit ihrer Kindheit dabei ist.
1990 ging die «Lindenstrasse» mit dem ersten Schwulenkuss in einer deutschen Serie in die TV-Geschichte ein. Der Skandal war gross. Aber auch ansonsten griff sie unterschiedlichste gesellschaftliche Themen auf, sei es den Umgang mit Krankheit oder Behinderung, Scheidungen, Mobbing, Extremismus oder Flüchtlinge. «Die ‹Lindenstrasse› hat Politik anfassbar gemacht», meint Gunnar Solka (Lotti). Dank der Serie hätten aktuelle Diskussionen auch Menschen erreicht, die sich keine politischen Talkshows anschauten.
«Eine einzigartige Serie»
Für Moritz Sachs ist das Aus zum jetzigen Zeitpunkt deshalb besonders bitter: «Gerade jetzt gibt es so viele Themen, die die Serie weiterhin auf bissige Weise umsetzen könnte – zum Beispiel Rechtspopulismus oder Klimaschutz.»
Nach Ansicht von Marie-Luise Marjan (Helga Beimer) wird vielen langjährigen Zuschauern künftig ein Stück Struktur im Leben fehlen. «Für die Fans ist das furchtbar. Die sagen zu mir: Was soll ich denn jetzt sonntagabends ohne Sie machen?» Es sei für eine Serie einzigartig, über so lange Zeit ein Publikum an sich zu binden.
Marjan will demnächst mehr Zeit für Lesungen und ihr soziales Engagement aufwenden. Sie bedaure das Ende der «Lindenstrasse», sehe das Ganze aber professionell, sagt die 79-Jährige: «Wenn eine Tür zu geht, öffnet sich eine andere.»
Die Goldene Kamera hat die hervorragende Krimiserie «Der Pass» bereits gewonnen. Die Herzen der Free-TV-Zuschauer könnten bald hinzukommen, wenn die Serie mit Julia Jentsch und Nicholas Ofczarek im ZDF debütiert. Doch auch die Konkurrenz lässt sich im Dezember nicht lumpen. Welche Serienhighlights Sie zum Jahresausklang erwarten, offenbart die Galerie.
Bild: ZDF und Sky Deutschland / Wiedemann & Berg Television GmbH & Co. KG / Sammy Hart
Auf der deutsch-österreichischen Grenze in den Alpen wird eine grausam zugerichtete Leiche gefunden. Das Werk eines Serienkillers, da sind sich die Ermittler Ellie Stocker (Julia Jentsch) und Gedeon Winter (Nicholas Ofczarek) sicher. Den gilt es in «Der Pass» (Free-TV-Premiere am 1. Dezember, ZDF) dingfest zu machen, bevor er sein diabolisches Werk vollendet.
Bild: ZDF und Sky Deutschland / Wiedemann & Berg Television GmbH & Co. KG / Sammy Hart
Knallharte Rolle für die ehemalige «Tatort»-Kommissarin Sibel Kekilli (Bild): In der RTL-Crime-Serie «Bullets» verkörpert sie ab 3. Dezember die Terroristin Madina Taburova. Die sucht in Finnland unter falscher Identität Zuflucht, hat aber die Rechnung ohne die Undercover-Polizistin Mari Saari (Krista Kosonen) gemacht.
Bild: TVNOW/Vertigo
Aus Mitleid gibt die Polizeichefin Jo Evans (Alison Tolman) nach einem Flugzeugabsturz der kleinen Piper (Alexa Skye Swinton) Obdach. Schon bald ereignen sich rund um das Mädchen mysteriöse Dinge, die Jo an eine grosse Verschwörung denken lassen. Was es damit auf sich hat, löst ab 4. Dezember die Mystery-Serie «Emergence» (FOX, über Teleclub empfangbar) auf.
Bild: FOX/MagentaTV
Ein Mordfall verschaffte der Podcasterin Poppy Parnell (Octavia Spencer) einst grosse Aufmerksamkeit. Jedoch holt sie bald ihre Vergangenheit ein, als Poppy auf Warren Cave (Aaron Paul) trifft, zu dessen fälschlicher Inhaftierung sie mutmasslich beigetragen hat. Die starbesetzte Drama-Serie «Truth Be Told» startet am 6. Dezember bei Apple TV+.
Bild: Apple
Nach zehn Jahren Beziehung ist es zwischen Charlie (Adam Driver) und Nicole (Scarlett Johansson) aus. Ihrem Sohn Henry (Azhy Robertson) zuliebe wollen sie friedlich auseinandergehen. Doch dem guten Willen zum Trotz droht ein wahrer Rosenkrieg. Mit dem Drama «Marriage Story» (ab 6. Dezember) erhofft sich Netflix nichts weniger als einen Oscar.
Bild: Netflix / Wilson Webb
Eigentlich hatte die Meisterdiebin Daisy «Jett» Kowalski (Carla Gugino) nach der Gefängnisentlassung ihrer Tochter zuliebe ihr Karriereende beschlossen. Nur ein letzter grosser Coup soll es noch sein. Einziges Problem: Ihr Komplize Quinn (Mustafa Shakir) sitzt noch hinter Gittern. Die Thriller-Serie «Jett» läuft ab 6. Dezember auf Sky Atlantic HD (über Teleclub empfangbar).
Bild: Home Box Office
Bühne frei für Midge Maisel: Ab 6. Dezember reisst die charmanteste fiktive Komikerin, die Amazon zu bieten hat, in «The Marvelous Mrs. Maisel» wieder Witze. Während Midge (Rachel Brosnahan) die Freuden und die Tücken des Tourlebens kennenlernt, versucht ihr Ex-Mann Joel (Michael Zegen) ihr den Rücken freizuhalten – sogar vor Gericht.
Bild: 2019 Amazon.com
Pfarrer Martin (Dietrich Siegl, rechts) kann es kaum glauben: Seine Kirche soll geschlossen werden, während die Moschee um Hodscha Hadschi Hamid (Özgür Karadeniz, links) sogar ausgebaut werden soll. Ein grosser Konflikt bahnt sich an. Die Culture-Clash-Komödie «Amen Saleikum – Fröhliche Weihnachten» strahlt SRF 1 am 8. Dezember aus.
Bild: SRF / Sava Hlavacek
Hin- und hergerissen zwischen der muslimischen Gemeinschaft und dem sorglosen Leben von Millennials, versucht Ramy (Ramy Youssef), seinen Platz in der Welt zu finden. Deswegen macht sich der Sohn ägyptischer US-Einwanderer in der Comedyserie «Ramy» (ab 12. Dezember bei Starzplay, verfügbar via Amazon) auf eine spirituelle Reise durch New Jersey.
Bild: Starzplay
Das neue Werk von Regisseur Michael Bay verspricht Action vom Allerfeinsten. In dem Netflix-Film «6 Underground» schickt er ab 13. Dezember Ryan Reynolds (dritter von rechts) und fünf garantiert tödliche Superagenten in einen globalen Kampf gegen das Verbrechen. Das Beste daran: Die Truppe agiert wie von Geisterhand, denn alle Welt hält sie für tot.
Bild: Netflix
Aufbruch in neue Welten: Für das Team der Roscinante um Amos (Wes Chatham, links), Naomi (Dominique Tipper) und James (Steven Strait) geht es in der vierten Staffel der bildgewaltigen Science-Fiction-Serie «The Expanse» (ab 13. Dezember bei Amazon) auf den Planeten Ilus. Dort erwarten die Truppe nicht nur die Überreste einer verlassenen Alienzivilisation ...
Bild: 2019 Amazon.com Inc.
Als er einen Glaubensbruder an die Polizei verrät, bekommt der Pastor Noah Funk (Ryan Robbins, Bild) die Härte der Mafia zu spüren. Um seine Familie vor dem Clan-Boss Eli Voss (Peter Outerbridge) zu schützen, lässt er sich in der Crimeserie «Pure» (16. Dezember, Sony AXN, über Teleclub empfangbar) auf einen verhängnisvollen Drogendeal ein. «Breaking Bad» lässt grüssen.
Bild: Two East Productions
Ab 20. Dezember schickt Netflix die Serienadaption des Videospielerfolgs «The Witcher» ins Rennen. Sie erzählt vom Monsterjäger Geralt von Riva (Henry Cavill), der sich in einer Welt zwischen grausamen Menschen und wilden Kreaturen zu verlieren droht. Erst eine mächtige Zauberin und eine junge Prinzessin geben ihm neue Hoffnung.
Bild: Netflix / Katalin Vermes
Um seine Theorien zu testen, begibt sich der Meteorologe James Glaisher (Eddie Redmayne) gemeinsam mit der Pilotin Amelia Wren (Felicity Jones) auf eine Expedition im Heissluftballon. Oben in der Luft überraschen die beiden im Amazon-Film «The Aeronauts» (ab 20. Dezember) extreme Wetterkapriolen, und der Kampf ums Überleben beginnt.
Bild: 2019 Amazon.com Inc.
Getrieben von Zweifeln reicht Kardinal Bergoglio (Jonathan Pryce, links) 2012 ein Rücktrittsgesuch bei Papst Benedikt (Anthony Hopkins) ein. Der denkt gar nicht daran und beruft Bergoglio nach Rom, wo Benedikt ein gut gehütetes Geheimnis lüftet. Der Netflix-Film «Die zwei Päpste» erzählt ab 20. Dezember vom aufsehenerregendsten Ereignis der Kirchengeschichte.
Bild: Netflix / Peter Mountain
Zunächst läuft es für den Buchhändler Joe Goldberg (Penn Badgley) in der zweiten Staffel von «You – Du wirst mich lieben» (ab 26. Dezember) wie geschmiert. In Love Quinn (Victoria Pedretti) hat sich der Stalker ein neues Ziel ausgesucht. Doch als seine totgeglaubte Ex-Freundin Candace (Ambyr Childres) wieder auftaucht, droht Joe die Kontrolle zu entgleiten.
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