Interview, Teil 2 Mike Müller: «Da bin ich demütig und wortkarg geworden»

Von Carlotta Henggeler

16.2.2020

Mike Müller erzählt, warum die Fichen-Affäre eine wichtige Lektion  für die Schweiz war, ob er «Giacobbo/Müller» vermisst, und wann er einmal demütig und wortkarg gewesen ist.

Den ersten Teil des Interviews mit Mike Müller können Sie hier lesen.

Herr Müller, was hat den Ausschlag für Ihre Zusage bei «Moskau Einfach!» gegeben?

Zu 50 Prozent war es der Regisseur, und das Drehbuch hat mich auch interessiert und der Armee-Bruch mit der Fichen-Diskussion 1989. Es ist ein wichtiger Stoff für die Schweiz, er gehört zu ihrer DNA, aber es ist auch ein Trauma, eine Haltung, in die die Schweiz auch zurückfallen könnte. Ich bin kein Hegelianer, der denkt, die Geschichte entwickelt sich weiter. Wenn es heute immer noch wichtige Kreise gibt, die die Ficherei nicht schlimm gefunden haben, diese sogar rechtfertigen.

Am Donnerstag lief «Moskau Einfach!» in den Kinos an. Mit wie vielen Zuschauerinnen und Zuschauern wären Sie glücklich?

Was die Zuschauerzahlen betrifft, da habe ich mich schon unglaublich getäuscht. Da bin ich demütig und wortkarg geworden. Die absoluten Zahlen haben sich in den letzten Jahren verändert, weil sich die Kanäle die ganze Zeit verschieben. Sagen wir es so: Ich habe den Film gesehen und finde ihn sehr gelungen. Micha Lewinsky erzählt mit einer gewissen Leichtigkeit, auch mit Ruhe, es hat eine tolle Ausstattung, eine Top-Schauspielführung – mehr kann man nicht wollen.



Woran arbeiten Sie aktuell?

Mein Stück «Gemeindeversammlung» spiele ich bis Ende April noch 60 bis 70 Mal. Danach arbeite ich an zwei neuen Sachen, beides Theatersachen – und ein neuer Film ist am Horizont.

Bitte verraten Sie uns mehr.

Bei Filmangeboten ist es so, da glaube ich erst dran, wenn sich alle am Set versammelt haben und die Kamera läuft. Vorher kann so viel schiefgehen.

Ihre Latenight-Sendung auf SRF «Giacobbo/Müller» lief von 2008 bis 2016. Fehlt Ihnen das Format heute noch?

Die wöchentliche Sendung vermisse ich nicht, die Arbeit im Team manchmal schon. Wenn man Aktuelles machen will, kann man es twittern oder ein Stand-up-Programm schreiben. Oder ins bestehende Programm einbauen. Ich war in den letzten drei Jahren nicht unterfordert.

Seit Sie und Viktor Giacobbo weg sind, ist bei SRF im Comedy-Bereich viel passiert.

Michael Elseners Sendung wurde abgesetzt. Und der Gammenthaler auch. Ich hätte Michi gern etwas mehr Vorlaufzeit gewünscht. Aber dazu äussere ich mich nicht öffentlich, ich habe es ihm direkt gesagt. Und der Deville ist ein unglaubliches Phänomen, mit seiner Quäki-Stimme. Jeder Assessment-Leiter würde sagen, das geht leider nicht. Und trotzdem kann er ein so toller Moderator sein. Er hat ein fucking Talent zu moderieren. Und sein Side-Kick, Patrick Karpiczenko, der Karpi, das funktioniert gut. Deville unterhält, und Karpi weiss über Politik Bescheid.

«Moskau einfach!» – die Fichenaffäre als Kinokomödie

«Moskau einfach!» – die Fichenaffäre als Kinokomödie

«Moskau Einfach!» sei «ein Spiegel der Verarbeitung des Fichenskandals», so konnte man es allenthalben lesen. Und: «Etwas zu harmlos und geradezu nostalgisch.» Lohnt sich der Film trotzdem?

22.02.2020

«Giacobbo/Müller», Ihr Bühnenstück «Die Gemeindeversammlung, «Der Bestatter» und Knie: In den letzten Jahren ist es bei Ihnen beruflich rund gelaufen.

Einmal ein Loch zu haben, würde mich gar nicht stören. Manchmal überschätze ich mich auch, weil ich glaube, ich sei unglaublich leistungsfähig. Wenn es heftig brennt, muss man Ruhepausen einbauen, sonst wird man krank. Du musst ja auch mit Fieber oder kaputter Stimme auf der Bühne stehen.

Können Sie einfach runterschalten?

Problemlos.

Und was machen Sie dann?

Sport, genug schlafen. Oder wir gehen mal segeln oder laufen. Ich war kürzlich segeln, es war arschkalt. Ein Top-Segeltag, wunderbar!

«Moskau Einfach!» läuft in den Kinos.

Das sind die Serien-Highlights im Februar.

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