Doku zum Attentat von Dallas John F. Kennedy und die magische Kugel

Von Fabian Tschamper

4.10.2021

Verschwörungstheorien sind meist starker Tobak, interessant können sie trotzdem sein. Regisseur Oliver Stone rollt jede Theorie zum Attentat auf JFK nochmals auf – auch die fantasiereichen.

Von Fabian Tschamper

Regisseur Oliver Stone mag Verschwörungstheorien. Besonders jene rund um das Attentat auf John F. Kennedy im Jahr 1963. Vor 30 Jahren drehte er deswegen die Dokumentation «JFK – Tatort Dallas».

Die Tötung des beliebten US-Präsidenten durch den angeblichen Schützen Lee Harvey Oswald liess ihn seither nicht los.

Am Zurich Film Festival präsentierte der US-amerikanische Filmemacher das Nachfolgewerk «JFK – Revisited». Eine Doku, die wiederum (fast) sämtliche Verschwörungstheorien rund um den Schützen und den 22. November 1963 auseinandernimmt.

Doch liefert Stone einen schlüssigen Beweis, den buchstäblichen rauchenden Colt?

Die Antwort lautet: nein.

Fake oder nicht – interessant allemal

Allerdings präsentiert Stone den ganzen Film als rauchenden Colt. Die Ermordung von JFK läutete in Amerika das Zeitalter der Verschwörungstheorien ein: Die Mondlandung war fake, Entführungen durch Aliens und Area 51, der Tod von Prinzessin Diana, 9/11 war ein Insider-Job – oder auch noch aktueller glaubt ein beträchtlicher Teil der Amerikaner, Joe Biden habe die Präsidentschaft «gestohlen».

Anyway, «JFK Revisited» rollt jedes noch so erdenkliche Stück konkreter Information auf und versucht, aus dem Attentat Sinn zu machen. Aller Fairness halber muss ich dir gestehen: Es ist verdammt interessant! Aber Oliver Stone weiss auch, dass dieses Archivmaterial schon Dutzende Male durchgekaut wurde. Er geizt also nicht mit dramatischen Effekten, etwa der Musik.

Die Verschwörungstheorien sind unterhaltsam: Die Magic-Bullet-Theorie – auch Single-Bullet-Theorie genannt – besagt beispielsweise, dass JFK und der Gouverneur von Texas, John Connally, von einer einzigen Kugel getroffen wurden, die insgesamt sieben Ein- und Austrittswunden verursachte.

Die magische Kugel, cool, nicht wahr?

Ein bisschen glaubwürdiger ist die Theorie, dass JFKs Körper nach dem Attentat aus Dallas rausgeschafft wurde. Der US-Präsident sei von mehreren Kugeln gleichzeitig getroffen worden, dies sollte vertuscht werden.

Auch siehst du Oswald, der in seinem Garten mit der späteren Mordwaffe hantiert. Stone richtet unsere Aufmerksamkeit darauf, wo der Waffenriemen angebracht war – auf der Seite oder auf dem Rücken? Auch zeigt er Bildmaterial, in dem Lee Harvey Oswald seinen Ehering an unterschiedlichen Händen trägt. Alles, um uns davon zu überzeugen, dass diese Bilder fake sind.

Du siehst also: Stone schafft eine interessante Doku zu einer Tragödie, die damals und auch heute noch die Welt bewegt. Wer historisch interessiert ist und sich die unzähligen Theorien zu JFK anschauen möchte, dem kann ich den Film wärmstens empfehlen.

Mach dir selbst ein Bild von den damaligen Ereignissen.

Alle, die Geschichte aber nur wenig tangiert: Wie wär's mit einem fiktiven Werk von Stone? «Wall Street» oder vielleicht «Natural Born Killers»?