#allesdichtmachen Jan Josef Liefers setzt sich erneut in die Nesseln – und mit ihm auch eine Schweizerin

Von Fabian Tschamper

30.4.2021

Jan Josef Liefers rang mit den Worten bei «Maybrit Illner». Eine richtige Erklärung für die Aktion #allesdichtmachen fand er nicht.
Jan Josef Liefers rang mit den Worten bei «Maybrit Illner». Eine richtige Erklärung für die Aktion #allesdichtmachen fand er nicht.
ZDF

In der deutschen Talkshow mit Maybrit Illner hat Jan Josef Liefers versucht, die Beweggründe für #allesdichtmachen zu erläutern. Die Aktion deutscher Schauspieler stiess auf heftige Kritik. Dabei verlor Liefers mehrfach den Faden.

Von Fabian Tschamper

Die Impfungen schreiten nicht nur bei uns in der Schweiz voran, sondern auch beim nördlichen Nachbarn Deutschland. Obwohl die deutsche Regierung schärfere Massnahmen ergriffen hat, scheint nun ein Ende in Sicht zu sein.

Wie auch wir haben die Deutschen die Faxen dicke – wie sie zu sagen pflegen. Die Corona-Müdigkeit und der Lockdown vernebeln so manchem die Sinne und scheinen das Urteilsvermögen zu trüben. In der Talkshow von Maybrit Illner drehte es sich gestern Abend um «Freiheit, Solidarität, Widerspruch» und die Frage, ob Corona das Land spalte. Die Pandemie tut das sehr wohl, doch Illner meinte damit die Aktion einiger deutscher und Schweizer Schauspieler*innen, die auf Twitter mit #allesdichtmachen trendeten.

Zu Gast war der «Tatort»-Schauspieler Jan Josef Liefers, einer der prominentesten Protagonisten der Aktion. Auch distanzierte sich Liefers selbst nach scharfer Kritik nicht von den Aussagen. Bei Maybrit Illner versuchte er zu erklären, was das Ganze eigentlich sollte. Und es blieb beim Versuch, wie der «Spiegel» berichtet.



«Welche Botschaft wollten Sie eigentlich aussenden?», fragte ihn Illner mehrfach, eine Antwort darauf hatte er nicht. Er verlor mehrmals den Faden und fand ihn nicht wieder.

Es schien ein bisschen eine Repräsentation einer falschen Wichtigkeit zu sein. Liefers fiel einem Klischee zum Opfer, das viele Schauspieler*innen trifft: Sie denken, sie hätten aufgrund ihrer Popularität zu allem etwas zu sagen. Weil einem die Leute ja deshalb auch zuhören. Mehr als heisse Luft war es diesmal nicht, schreibt der «Spiegel».

«Nicht jede Diskussion ist eine gute»

Jan Josef Liefers ist in diesem Unterfangen aber natürlich nicht allein, die ganze Industrie scheint an dieser Idee zu hängen. Jener, dass Schauspieler*innen immer etwas von Wert zu sagen hätten. Das erwies sich aber unter normalen Umständen schon als falsch. In prekären Zeiten wie jetzt kippt es offensichtlich sogar ins Absurde.

Kein Blatt vor den Mund nahm zudem die Wissenschaftsjournalistin Mai Thi Nguyen-Kim, die «keine Lust habe, über die Schauspieleraktion zu reden», denn nicht jede Diskussion sei eine gute. Ausserdem sprach sie von verschwendeter Aufmerksamkeit. Dort hätte Illner eigentlich einen Punkt machen können. Doch die unergiebige Diskussion ging weiter.

Der «Spiegel» geht so weit zu sagen, dass Deutschland nach über einem Jahr Pandemie-Bekämpfung damit wirklich am Ende ist. Dies zeige diese Aktion und die Reaktionen darauf.

Auch Schweizer Schauspielerin findet die Worte nicht

Miriam Stein, ihres Zeichens ebenfalls Schauspielerin, unterstützte die Aktion ihrer deutschen Kollegen. Die Schweizerin stellte sich im «Tagesanzeiger» diversen Fragen zum Thema – oder eben doch nicht.

Stein bekräftigte die Aussagen ihrer Kolleg*innen. Die Corona-Massnahmen in Deutschland würden zu wenig hinterfragt. «Was soll eine Ausgangssperre bringen im Kampf gegen das Virus?», fragt sich die Schauspielerin im Interview. Sie wolle das Augenmerk auf jene legen, die unter den Lockdowns leiden – nicht nur wirtschaftlich, sondern auch psychisch.

Folgefragen zur Entstehung von #allesdichtmachen, etwa, wessen Idee es war, wollte Stein nicht beantworten.