Kolumne am Mittag Happy Birthday, Sean Connery, du alter Schwan

Von Carlotta Henggeler

25.8.2020

Sean Connery alias 007 in «Man lebt nur zweimal» 1967. 
Sean Connery alias 007 in «Man lebt nur zweimal» 1967. 
Keystone-France/Gamma-Keystone via Getty Images

Heute feiert Sir Sean Connery alias James Bond seinen 90. Geburtstag.
Kein 007-Agent war je schlitzohriger, attraktiver und eleganter. Eine Liebeserklärung.

Geschüttelt, nicht gerührt: So und nicht anders wirst du auch heute deinen Martini geniessen. Wahrscheinlich auch nur ein Glas. Huch, das Alter, herrje! Als glühender Veganer bist du bekannt für einen umweltbewussten und gesunden Lifestyle. Und coronabedingt wirst du wohl nur im engsten Familienkreis feiern können. Das wird dich nicht stören – bist du berühmt dafür, einer der bodenständigsten Schauspieler ever zu sein.

Kaum zu glauben, ging dein Bond-Alter-Ego früher in teuren Aston Martins und dauernd von den schönen Frauen bezirzt im Auftrag ihrer Majestät auf Bösewichtjagd.

Und kein James Bond tat dies in meinen Augen smarter als du, Sean. Du hast nicht nur Köpfchen, mit deiner Sexyness hast du die Köpfe aller Frauen verdreht – von Miss Moneypenny bis zur Spionin. Alle sind deinem Charme verfallen, deinem athletischen Body, deinen haselnussbraunen Augen, deinem Lächeln.

Deinen gestählten Körper hast du dir mit Bodybuilding antrainiert. Denn ursprünglich wolltest du mit zarten 17 Jahren bei der Royal Navy Karriere machen. Ein Magengeschwür setzte deinem Militärtraum ein vorzeitiges Ende. Doch einer, der in ärmlichen Verhältnissen aufwächst, der lässt sich kaum unterkriegen – und schon gar nicht so schnell.

Milchmann, Baggerfahrer, Pferdekutscher, Drucker und zum Schluss Möbelpolierer: Alles hast du ausprobiert, um dich über Wasser zu halten. Die Möbel haben es dir zum Schluss angetan. In der Glasgower Berufsschule hast du die französische Methode des Möbelpolierens gelernt. In einem Beerdigungsinstitut hast du dich dann aufs Polieren von Särgen spezialisiert. Nebenbei hast du deinen Adoniskörper mit Gewichtheben getrimmt.

Dein Körper war dein erstes Kapital. Damit bist du den Studenten – und noch mehr den Studentinnen – des Edinburgh College of Art aufgefallen. Du wurdest ein gefragtes Aktmodell und als griechischer Athlet oder römischer Krieger gebucht.

Doch der Weg zum besten Geheimagenten war ein steiniger und führte dich über die Bodybuilder-Szene. 1950 hast du die schottische Meisterschaft gewonnen, beim bekannten Mister-Universum-Wettbewerb wurdest du gar Dritter. Durch Bekanntschaften stemmtest du dich in die Filmindustrie. Zum Start warst du erst in kleinen Statistenrollen und Werbungen zu sehen. Zum Beispiel verpflichtete dich 20th Century Fox für das Weltkriegsdrama «Der längste Tag» (1962).

Dein grosses Filmglück liess dann aber nicht lange auf sich warten. 1961 suchten die Produzenten Albert R. Broccoli und Harry Saltzman einen Darsteller für Ian Flemings Romanhelden James Bond. Cary Grant fühlte sich dafür mit 60 Jahren schon zu alt, Roger Moore kam damals nicht aus dem Serien-Deal zu Simon Templar raus. Und du warst mit Abstand der günstigste Geheimagent, den man finden konnte.

Zum Glück für deine vielen weiblichen Fans machtest du mit deinem griechisch-römischen Körper das Rennen. Deine legendäre Rolle in «James Bond jagt Dr. No» (1962) brachte dir lächerliche 6'000 Pfund (rund 7'100 Franken) ein.

«Dr. No» mit der fantastischen Ursula Andres katapultierte dich in Hollywood-Sphären. Und schon bald folgte der zweite Bond-Film «Liebesgrüsse aus Moskau» (1963). Mit jeder neuen Verbrecherjagd im Auftrag ihrer Majestät wurden das Ansehen und dein Bankkonto grösser.

Für viele 007-Liebhaber gilt «Goldfinger» als bester Bond-Film ever. Diese Meinung teile ich nicht. Aber egal, denn – ob «James Bond jagt Dr. No», «Liebesgrüsse aus Moskau» oder eben «Goldfinger» – jeder Streifen hat mir schon einige nasskalte, graue Tage versüsst.

Danke dafür, lieber James Bond, äh, Sean Connery. Mögest du im Kreise deiner Familie ein wunderschönes Geburtstagsfest haben. Deine zweite Frau, die Künstlerin Micheline Roquebrune (91), wird dir bestimmt ein unvergessliches, intimes Fest organisieren. Mit ihr bist du seit 1975 in zweiter Ehe liiert.

2007: Sean Connery und Micheline Roquebrune-Connery an einem Anlass in New York City.
2007: Sean Connery und Micheline Roquebrune-Connery an einem Anlass in New York City.
Getty Images

In Hollywood-Sphären, wo Scheiden ein Volkssport ist, bist du fast schon so etwas wie ein alter Schwan. Diesen sagt man nach, besonders treue Tierchen zu sein.

Happy Birthday, lieber Sir Thomas Sean Connery, geniess deinen geschüttelten und nicht gerührten Geburtstags-Martini.

Regelmässig gibt es werktags um 11:30 Uhr und manchmal auch erst um 12 Uhr bei «Bluewin» die Kolumne am Mittag – es dreht sich um bekannte Persönlichkeiten, mitunter auch um unbekannte – und manchmal wird sich auch ein Sternchen finden.

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