Kolumne am Mittag Jane Fonda – eine Frau, die seit 60 Jahren bewegt

Von Michelle de Oliveira

24.8.2020

Fällt der Name Jane Fonda, erscheinen vor dem inneren Auge sofort Badeanzüge über hautengen Leggins und Waden, die in wollenen Stulpen stecken. Aber die 82-Jährige ist weit mehr als eine Fitness-Ikone.

Mit ihrer Rolle als Astronautin in «Barbarella» wurde Jane Fonda 1968 zum Sexsymbol. Eine Rolle, die ihr zwar auf den attraktiven Leib geschneidert war, aber nicht zu ihrem Freigeist passte. In den 1970er-Jahren wurde sie politisch aktiv und protestierte gegen den Vietnamkrieg, was ihr den zweifelhaften Spitznamen «Hanoi Jane» einbrachte.

Als sie schliesslich 1982 ihr erstes Fitness-Video produzierte und damit Aerobic in die gute Stube brachte, bediente sie mit ihren knallengen Outfits und Nahaufnahmen auf Po und Hüften scheinbar erneut das Klischee des Sexsymbols.

Aber eigentlich war sie einfach eine clevere Geschäftsfrau, die sich mit den Videos ein millionenschweres Fitness-Imperium aufbaute. Und bereits damals den Grundstein dafür legte, was in Coronazeiten aktueller ist denn je: Fitness zu Hause.

Sie spielt eine neurotische ältere Dame

Aber anstatt sich zurückzulehnen – was sie durchaus hätte tun können, denn drei geschiedene Ehen haben ihr zusätzlich einen netten Batzen an Abfindungen eingebracht – kehrte die zweifache Oscar-Gewinnerin zurück zur Schauspielerei.

Jane Fonda als Vortänzerin.
Jane Fonda als Vortänzerin.
Bild: Keystone/Rue des Archives

Jüngst ist sie in der Netflix-Serie «Grace and Franky» zu sehen, wo sie eine neurotische ältere Dame spielt, die von ihrem Mann verlassen wird, weil dieser sich zu seiner Liebesbeziehung mit seinem Geschäftspartner bekennt.

Fonda sieht Folge für Folge blendend aus: stets perfekt frisiert, jugendlich, schlank und rank wie eh und je. Und hadert trotzdem mit sich. Eine Parallele zu ihrem Leben?

Das könnte man sich durchaus zusammenreimen: Fonda litt über Jahrzehnte an Bulimie, unterzog sich immer wieder Schönheitsoperationen, schwor ihnen ab, wurde wieder rückfällig. Doch sie scheint fest entschlossen, ihren inneren Kampf gewinnen zu wollen: An den Oscars 2020 zeigte sie sich statt mit ihrer gewohnten blonden Föhnfrisur mit einem grauen Kurzhaarschnitt. Für eine, die jahrelang ein altersloses Aussehen anstrebte, sicherlich kein einfacher Schritt.

Sie kämpft gegen den Klimawandel

Vielleicht wagte sie ihn auch deswegen, weil sich ihre Prioritäten erneut verschoben haben. Sie kämpft heute aktiv gegen den Klimawandel. Während der von ihr ins Leben gerufenen «Fire Drill Fridays»-Demonstrationen wurde sie mehrfach verhaftet. Auf Instagram teilt sie Bilder, die sie mit gefesselten Händen zeigen – selbstverständlich stilbewusst im signalroten Mantel.

An den Oscars 2020 zeigte sich Jane Fonda statt mit ihrer gewohnten blonden Föhnfrisur mit einem grauen Kurzhaarschnitt.
An den Oscars 2020 zeigte sich Jane Fonda statt mit ihrer gewohnten blonden Föhnfrisur mit einem grauen Kurzhaarschnitt.
Bild: Getty Images

Im September erscheint ihr Buch «What Can I Do? My Path from Climate Despair to Action». Darin schreibt sie, was sie über den Klimawandel gelernt hat und gibt konkrete Tipps, was man selbst tun kann. Doch dann postete sie auf dem Videoportal «TikTok» ein Video, in dem sie auf einer Fitness-Matte liegt und in die Kamera sagt: «I’m gonna bring back the Jane Fonda Workout», und leitet eine Übung an.

Doch wieder zurück zur Fitness-Queen? Mitnichten: Sie bricht ab und sagt: «Wisst ihr was? Es gibt mehr als genug Workouts! Was ich wirklich von euch möchte, ist, dass ihr mit mir für den Planeten kämpft. Der Klimawandel findet statt und es ist ein Notfall. Die Zukunft braucht dich. Ich brauche dich.»

Jane Fonda will die Menschen bewegen. Früher, damit sie den Speck verlieren. Heute, damit sie den Respekt für die Umwelt wiederfinden.

Zur Autorin: Michelle de Oliveira ist Journalistin, Yogalehrerin, Mutter und immer auf der Suche nach Balance – im Leben und auf der Yogamatte. Sie lebt mit ihrer Familie in Zürich.


Regelmässig gibt es werktags um 11:30 Uhr und manchmal auch erst um 12 Uhr bei «Bluewin» die Kolumne am Mittag – es dreht sich um bekannte Persönlichkeiten, mitunter auch um unbekannte – und manchmal wird sich auch ein Sternchen finden.

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