Berlinale: Das Tagebuch, 3Und plötzlich kreuzt Hillary Clinton mit sechs Bodyguards auf
Von Carlotta Henggeler
26.2.2020
Zwei Schweizer «Tatort»-Kommissare sind in der Botschaft in Berlin aufeinander getroffen, die hiesigen Produktionen «Mare» und «Schwesterlein» sind überaus gelungen. Und so voll wie bei Hillary Clinton Auftritt müssten (Kino-)Säle immer sein.
Unzählige, interessante Filmproduktionen, Gesprächs-Anlässe mit Promis wie Cate Blanchett oder Helen Mirren. Kurzum: Um an der Berlinale alles sehen und in vollen Zügen geniessen zu können, müsste man sich klonen können – dies am besten gleich mehrfach.
Deshalb gilt es, eine strenge Auswahl zu treffen, quasi sich die Sahnehäubchen der 70. Berlinale herauszupicken – und davon gibt es einige.
Ich entscheide mich aus patriotischen Gründen für die (Welt)-Premiere von «Schwesterlein» und «Mare». Und treffe damit eine vorzügliche Wahl.
Meisterwerk «Schwesterlein»
«Schwesterlein» dreht sich um das symbiotische Leben der Zwillinge Lisa (Nina Hoss) und Lars (Lars Eidinger). Beide sind erfolgreich im Beruf, Lisa als Theaterautorin und Lars als Theaterschauspieler.
Doch eines Tages gerät ihr Leben aus den Fugen.
Bei Lars wird Leukämie festgestellt – und Lisa leidet sodann an einer Schreibblockade, sie fühlt eben mit ihrem erkrankten Bruder mit.
Einen feinsinnigen Film, so nennt «Die Zeit» «Schwesterlein» – und trifft es damit. Es ist ein traurig-schönes Werk über Geschwisterliebe und Schicksalsschläge, meisterhaft gespielt von Nina Hoss, Lars Eidinger und der Schweizer Grand Dame Marthe Keller («Der Marathon-Mann»).
Auch «Mare» ist geglückt
In der Sektion Panorama zeigte die Schweiz-Kroatin Andrea Štaka ihren Film «Mare». Die kleine Crew drehte auf Super 16mm. Das ermöglicht eine besondere Nähe zu den Protagonisten.
«Mare» ist die Geschichte der dreifachen Mutter gleichen Namens, die in der Nähe des Flughafens Dubrovnik lebt. Mares Familie lebt in den Tag hinein, das Geld ist immer knapp. Vergnügen, wie ins Kino zu gehen, liegen nicht drin. Mare sehnt sich nach einem anderen Leben, einem abwechslungsreicheren Leben. Und von einer besseren Zukunft für ihre Kinder. Als sie sich mit Haut und Haaren in einen polnischen Gastarbeiter verliebt, gerät ihr Leben ins Schwanken.
Andrea Štaka hat punkto ihres Films die besondere Aufnahmetechnik herausgestellt: «Super 16mm ist sinnlich, Licht fliesst durch die Kamera, die Körnigkeit macht das Bild roh, imperfekt, authentisch – genau das wollte ich.» Das ist der Filmemacherin perfekt gelungen. Eine eindrücklich, intime Geschichte, die nachklingt.
Hillary Clinton im Blickpunkt
Mit «Hillary» stellte Filmemacherin Nanette Bernstein ihren vierteiligen Dokfilm über die ehemalige US-Aussenministerin vor. Hillary Rodham Clinton erschien elegant in Chanel und mit sechs Bodyguards an der Pressekonferenz.
Der Saal war zum Bersten voll.
Die Politikerin und Ex-First-Lady (1993 bis 2001) fand an der Pressekonferenz klare Worte – zum Beispiel zur Verurteilung von Filmmogul Harvey Weinstein.
«Das Urteil der Jury spricht wirklich für sich. Es war Zeit für eine Abrechnung». Und HC macht zudem keinen Hehl daraus, Donald Trump lieber in Rente zu sehen.
Die Serie «Hillary» läuft ab dem 8. März exklusiv auf Sky. Zum Inhalt sagte Clinton dies: «Es geht nicht nur um mein Leben, es geht um den Lebenslauf von Frauen, um unsere Politik, um alle Herausforderungen, denen sich ein Mensch in seinem Leben stellt.»
Flückiger trifft Ott
Beim Berlinale-Empfang in der Schweizer Botschaft trafen sie aufeinander: Der pensionierte Luzerner Kommissar Reto Flückiger alias Stefan Gubser und seine Nachfolgerin, die Schauspielerin Carol Schuler. Sie wird ab Herbst erstmals als «Tatort»-Kommissarin Tessa Ott zu sehen sein. Es war eine witzige Begegnung der beiden.
Beim edlen Berlinale-Apéro empfingen der Schweizer Botschafter Dr. Paul R. Seger und Ivo Kummer, Head of Film beim Bundesamt für Kultur, das Who is Who Schweizer Filmschaffender. Darunter befanden sich etwa Shooting-Star Ella Rumpf, die wegen Staus zu spät erschien, Regisseurin Andrea Štaka, Swiss-Films-Chefin Catherine Ann Berger und Schauspieler Beat Marti («Amur senza fin»).
Der Schweizer Botschafter Dr. Seger hat zwar gemäss eigener Aussage wenig Zeit für Berlinale-Filme gehabt. Aber «Schwesterlein» habe er gesehen, der Streifen habe ihm gefallen.
«Die Autorinnen sind sehr unpathetisch mit diesem schweren Thema umgegangen» – diese Krebsgeschichte habe ihn berührt.
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