LiteraturGian-Marco Schmid schreibt über Kindheit zwischen Sucht und Flucht
sda
13.1.2025 - 13:58
Der Bündner Autor Gian-Marco Schmid schreibt, wie er früher unter dem Künstlernamen Gimma gerappt hat. Wortgewandt und ohne Pathos arbeitet er im Buch «Abschiede von Mutter» seine Kindheit zwischen Sucht und Flucht auf.
Keystone-SDA, sda
13.01.2025, 13:58
SDA
Was dich nicht umbringt, macht dich stark. Das ist in etwa, was Gian-Marco Schmid, früher bekannt als Rapper Gimma, im neuen Buch über seine Mutter schreibt. Konkreter: Theres wurde sehr jung Mutter und gleich nach der Geburt vom Kindsvater verlassen. Sie trank, nahm Drogen, Medikamente, Männer in Serie.
«Du wärst eine resiliente Mutter gewesen, hätten die Bedingungen länger stabil ausgesehen», meint der 45-jährige Bündner Autor rückblickend in «Abschiede von Mutter». «Aber dein Fenster zum Glück war nur kurz offen und du hast es nicht gemerkt. Du hattest die Familie, mich, uns. Aber du wolltest dein wildes Leben zurück, das von vor uns. (...) Dennoch sind wir jetzt noch da und du bist fort.»
2023 ist Theres gestorben. Ihr «Knopf», wie sich ihr Sohn selbst bezeichnet, gibt zu, dass er Angst vor ihr hatte. Er war aus dem Mutterhaus geflohen, so oft er konnte, hatte sich mit 13 Jahren schon selbst finanziert, später Erfolge als Rapper gefeiert, eine eigene Drogenkarriere hingelegt und ist heute Werbetexter und Jugendarbeiter. «Auf jeden Fall traue ich mich nun endlich zu diesem Text und bin mir sicher, du hättest viel davon mit mir besprechen wollen – oder gleich mit dem Anwalt gedroht».
Abschied vor und nach dem Tod
Die Mehrzahl «Abschiede» im Titel von Schmids viertem Buch ist im übertragenen Sinne wie auch konkret zu verstehen. Als Kind musste Gian-Marco wohl immer wieder Abschied nehmen von einer Mutter, die sich weigerte, den übermenschlichen Ansprüchen, die unsere Gesellschaft an Mütter stellt, gerecht zu werden, und sich dem Kind entzog. Als sie dann starb, hatte er den Kontakt zu ihr seit zehn Jahren abgebrochen, ging nicht zu ihrer Beerdigung, besucht das Grab aber tags darauf mit seiner Schwester, nur um zu beschliessen, nie mehr dahin zurückzukommen.
Beim Schreiben des vorliegenden Buches schliesslich fand ein reflektierter und differenzierter Abschied statt, den Schmid nun mit der Öffentlichkeit teilt: «Das ist, was wir können: ein schlechtes Vorbild sein, für alle». Mit viel Sendungsbewusstsein engagiert er sich als Sozialarbeiter für randständige Jugendliche. Auf der anstehenden Lesetour tritt er unter anderem mit dem Verein «Löwenzahnkinder» auf, 2020 gegründet von «Platzspitzbaby»-Autorin Michelle Halbheer und weiteren Betroffenen aus Familien mit suchtkranken Eltern.
Parallelen zu Eminem
So versöhnlich das Buch «Abschiede von Mutter» immer wieder sein will – als junger Rapper liess Gimma seiner Wut über die Mutter freien Lauf und wurde dafür mit Preisen ausgezeichnet und mit Tantiemen belohnt. Er war vielleicht der einzige echte Gossen-Rapper der Schweiz, ein unfreiwillig Frühreifer, in Armut und Verwahrlosung aufgewachsen. Neben behüteten Mittelstands-Kids, die im Umfeld der HipHop-Szene auch mal unflätig sein durften, oder hochbegabten Überfliegern, die für ihre gerappten Lyrics bald Literaturpreise einheimsten, nahmen sich Gimmas verzweifelt-aggressiven Platten aus wie Mahnmale dafür, dass es auch in der Schweiz Elend gibt.
Kein Wunder, war eines seiner Vorbilder der weisse US-Rapper Eminem. Die privaten Biografien der beiden sind fast deckungsgleich. Eminems Mutter war 17, als sie ihn bekam, und auch dieser Vater sucht gleich nach der Geburt das Weite. Im Track «Closing Out My Closet» machte Eminem als junger Rapper die Verfehlungen seiner Mutter öffentlich und brach den Kontakt zu ihr ab. Sie nahm darauf einen Anwalt und verklagte ihren Sohn. Später folgten dann dessen versöhnliche Töne. So etwa im Song «Headlights», in dem Eminem der Mutter sagt: «Das Kreuz, das du trägst, muss das schwerste sein», und beteuert, dass er sie nicht hasse.
Gian-Marco Schmid zieht für sich einen weniger pathetischen Schluss, den er schon in seinem letzten Buch «#Scheitera» festhielt: «I glauba immerno, d’Kunscht bim Überleba isch, aifach so z’tua als wär das alles normal."*
*Dieser Text von Tina Uhlmann, Keystone-SDA, wurde mithilfe der Gottlieb und Hans Vogt-Stiftung realisiert.
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