Kolumne am Mittag Eric Cantona säuft und gibt den König

Der langjährige Spieler von Manchester United arbeitet in seiner Zweitkarriere als Schauspieler. Für einen Auftritt in einem Musikvideo hat er gar einem anderen Enfant terrible vergeben, das ihn einst mit einem Eimer Wasser überschüttet hat.

Fussballfans sind eingefleischt, keine Frage. Engländer sind da wohl die extremsten mit ihrem Fanatismus. Und noch spezifischer: Der Hass zwischen Man United und Stadtrivale Manchester City liess schon manche Derbys ausarten.

United ist der englische Rekordmeister und das Jahr 1999 darf als ein Höhepunkt in der Klubgeschichte genannt werden: Sie gewannen das Triple. Gleichzeitig befand sich die englische Band schlechthin – nach den Beatles natürlich, sagt das aber nicht vor einem eben dieser eingefleischten Fans – Oasis um Liam und Noel Gallagher im Höhenflug. Die beiden Brüder sind Man City ergeben. Dieser Club war jener der Arbeiterklasse, aus der die Musiker stammten.

Doch wo kommt jetzt Eric Cantona ins Spiel?

Beim Rivalen wird nicht lange gefackelt

Der Franzose lief von 1992 bis 1997 für Manchester United auf, Oasis gaben ihr Debütalbum 1994 heraus. Beide Brüder der Band mussten sich vorher also sonstig über Wasser halten, ha Wasser. Der Witz kommt gleich, nur Geduld.

Liam arbeitete dabei in einer Gärtnerei, später auch in einer Autowaschanlage. Der schroffe – noch unbekannte – Rock-Musiker traute seinen Augen kaum, als eines Tages der Superstar von Man United, Eric Cantona himself, in seiner Waschanlage seine Karre putzen lassen wollte. Liam fackelte nicht lange und schüttete dem Fussballer einen Eimer Seifenwasser über die Rübe.

Sicherlich nicht Cantonas erste Begegnung mit einem Fanatiker eines rivalisierenden Vereins, dass Gallagher ihn an Berühmtheit bald überholen würde, das hat wohl auch Eric nicht kommen sehen.

Die perfekte Metapher

Wir spulen vor ins Jahr 2009: Die Gebrüder Gallagher zerstreiten sich und lösen Oasis auf, Tausenden Fans bricht das Herz. Sie starten beide ihre Solokarrieren, wobei Noel zunächst der erfolgreichere ist. Liams Band «Beady Eye» kann nicht recht überzeugen, zu hässig ist die Musik, zu inhaltslos ohne die Feder von Noel.

Erst 2017 veröffentlicht der heute 48-jährige Liam seine erste Solo-Platte «As you were» und haut jegliche Kritiker und Fans von den Socken. Seine Musik ist beruhigter, seine Texte stark und emotionsgeladen. Die Stimme? Noch immer ikonisch.

Auf dem zweiten Solo-Album «Why Me? Why Not» beschreibt er auf dem Song «Once» seine Beziehung zu Noel. Wie es damals einfacher war, als sie beide noch nichts hatten. Wie sie zu ihrem Superstar-Status gelangten und man dafür im Leben halt nur einmal – «once» – die Chance kriegt.

Damit schlagen wir den Bogen zurück zu Cantona.

Im Musikvideo zu «Once» spielt Cantona den weintrinkenden König, der den Song vor sich hinmurmelt, tanzt, das Klavier spielt – und von Liam Gallagher bedient und chauffiert wird. Angesichts ihrer Geschichte, dem Eimer Wasser, der einzigartigen Karriere von Eric Cantona, könnte die Metapher für seinen Bruder nicht treffender sein: Liam dient einem ehemaligen Man-United-Star, er ist erwachsen geworden und will die Zankerei hinter sich lassen.

Noel, bitte, hör dir die Musik deines Bruders an!

Eric Cantona ist perfekt für das Musikvideo, auch weil er wohl am nächsten an einen Rockstar im Fussball herankommt.

Regelmässig gibt es werktags um 11:30 Uhr und manchmal auch erst um 12 Uhr bei «blue News» die Kolumne am Mittag – sie dreht sich um bekannte Persönlichkeiten, mitunter auch um unbekannte – und manchmal wird sich auch ein Sternchen finden.