Festspiele Eine romantische Schauergeschichte auf der Bregenzer Seebühne

gn, sda

15.7.2024 - 09:31

Szene aus den Proben zu "Der Freischütz". Die Oper feiert am Mittwoch ihre Premiere auf der Seebühne in Bregenz.
Szene aus den Proben zu "Der Freischütz". Die Oper feiert am Mittwoch ihre Premiere auf der Seebühne in Bregenz.
Keystone

«Der Freischütz», eine der populärsten deutschsprachigen Opern, ist ab dem 17. Juli zum ersten Mal auf der Seebühne der Bregenzer Festspiele zu erleben. Regisseur Philipp Stölzl will das Publikum mit einer romantischen Schauergeschichte in den Bann ziehen.

1821 bekam die italienische Oper ernsthafte Konkurrenz: Carl Maria von Webers Oper «Der Freischütz» wurde uraufgeführt. Von nun an sang man nicht nur in einem Singspiel auf Deutsch, sondern auch in einer Oper mit noch dazu typisch romantischen Elementen: Wald, Jäger, Natur.

«Ich wollte diese Oper hier schon aufführen, als ich in Bregenz erstmals angetreten bin», sagt Philipp Stölzl. Der Münchner, der nach seinem gefeierten «Rigoletto» (2019/2021) an den Bodensee zurückgekehrt ist, führt bei «Der Freischütz» nicht nur Regie, er ist ausserdem für Lichtdesign und Bühne verantwortlich.

Stölzl hat die Bregenzer Seebühne in den vergangenen Monaten mehr und mehr in das unheimliche Dorf am Ende des Dreissigjährigen Krieges verwandelt, in dem Carl Maria von Webers Oper spielt. Mehrere windschiefe Hütten, eine alte Mühle und eine halbversunkene Kirche stehen in der Winterlandschaft.

Ganz nah am Sumpf

In «Der Freischütz» wird nicht nur über, sondern auch auf und im Wasser gespielt und gesungen. Nur ein Sumpf trennt Bühne und Publikum. Zwischen dem Dorf und der Zuschauertribüne ist ein breites Wasserbecken angelegt worden. Die Lagune wird für die Vorstellungen mit einer halben Million Liter Bodenseewasser geflutet. «Der Ort, den wir hier ganz nah am Publikum geschaffen haben, ist eine poetische-magische Welt», so Stölzl.

«Der Freischütz» sei im Grunde eine dunkle Faust-Geschichte. Der junge Amtsschreiber Max verkauft seine Seele für ein irdisches Glück und bezahlt bitter dafür. «In den zugigen Hütten werden essenzielle Konflikte ausgetragen, es wird mit harten Bandagen gekämpft», erklärt der Filmfan. Er habe bei der altväterlichen Oper, die fast zur Hälfe ein Sprechtheater ist, vieles verdichtet, umgeschrieben und mit erzählerischen Kniffen entstaubt.

Frösteln trotz Sommerhitze

Der Regisseur wünscht sich, dass die Zuschauerinnen und Zuschauer frösteln – trotz Sommerhitze. Dazu sollen auch die modernen Toneffekte beitragen: Wölfe heulen, der Wind bläst, das Eis knackt und es gibt Donner und Schüsse. Eine Schauergeschichte à la «Sleepy Hollow» von Tim Burton, gut erzählt, mit einem Plot, der das Publikum emotional an die Angel nehmen soll.

Zur Geschichte: Max liebt Agathe, die Tochter des Erbförsters Kuno. Doch damit Max sie heiraten kann, muss der ungeübte Schütze sich einem Brauch unterwerfen und einen Probeschuss absolvieren. Das Stück führt von der biedermeierlichen Försteridylle einer bevorstehenden Hochzeit tief hinab in die sagenumwobene Wolfsschlucht.

Philipp Stölzl arbeitet nach dem Erfolg von Giuseppe Verdis «Rigoletto» wieder mit Enrique Mazzola zusammen. Der italienische Dirigent ist seit 2022 «Conductor in Residence» bei den Bregenzer Festspielen.

gn, sda