Kolumne am MittagDer Unternehmer-Rockstar, der China die Stirn bietet
Von Carlotta Henggeler
27.1.2021
Das Leben des Alibaba-Gründers Jack Ma gleicht einem Wirtschaftsthriller. Erst Ende vergangenen Jahres verschwand der 56-Jährige aus der Öffentlichkeit. Man vermutete, China hätte ihn zum Schweigen gebracht. Doch der Jackie Chan unter den chinesischen Investoren lässt sich nicht einschüchtern.
Wochenlang spekulierten die Medien auf der ganzen Welt, was Jack Ma zugestossen sein könnte. Wagte es der Internet-Entrepreneur – mit einem geschätzten Vermögen von 34,4055 Milliarden Franken – doch, China bei einem Auftritt während eines Finanzforums in Shanghai im Oktober zu kritisieren. Das Finanzsystem des Reichs der Mitte habe gar kein System und die zu strengen Finanz-Regulierungen würden einen wirtschaftlichen Fortschritt behindern.
Klare und unmissverständliche Worte an die Adresse des Staatspräsidenten der Volksrepublik Chinas, Xi Jinping.
Nach dreimonatiger Funkstille tauchte Ma wie Phoenix aus der Asche wieder auf. In einer Videobotschaft verkündete er, sich vermehrt seinen philanthropischen Projekten widmen zu wollen.
Wer sich mit der sagenumwobenen Vita des Rock'n'Roll-Onlinehändlers befasst hat, der weiss, Jack Ma ist wie Actionstar Jackie Chan: Egal, wie viele Hiebe man im Leben abkriegt, man steht wieder auf. Das verdankt er seiner eigenen Lebens-Philosophie.
Jack Mas sieben Erfolgsschritte
Als junger Mann war es sein Traum, die renommierte Harvard Business School zu besuchen. Und ganze zehn Mal wurde er abgelehnt. Danach legte sich der Visionär eine Strategie zurecht, wie er am World Economic Forum 2020 in Davos erzählte.
Erstens: Arbeite jeden Tag an dir.
Um Englisch zu lernen, ging Teenager Ma jeden Tag zum Shangri-La Hotel in seiner Heimatstadt HangZhou und bot gegen Englisch-Praktika eine Gratis-Stadtbesichtigung an. Neun Jahre lang war das seine Strategie, egal ob die Sonne schien, es regnete oder hagelte.
Zweitens: Gib niemals auf
Dreimal rasselte er durch die Aufnahmeprüfung zur Uni. Dreissig Job-Bewerbungen wurden abgelehnt. Bei KFC bewarben sich 24 Bewerber, alle wurden genommen, ausser Jack Ma. Und zehn Mal klopfte er in Harvard an.
Rückblickend meinte er: «Eines Tages sollte ich vielleicht in Harvard unterrichten.»
Drittens: Lasse deine Bier-Idee Realität werden
Das erste Wort, welches Ma zu Beginn der 1990er-Jahre im Internet recherchierte, war Bier. Und das zweite: China. Da es keinen Match gab, beschloss er, einen Internethandel aufzuziehen.
Viertens: Niemals Angst haben
Sein erstes Online-Unternehmen startete er mit 2000 geliehenen Dollar von seiner Frau und seiner Familie. «Ich wusste nichts über Computer oder E-Mails. Ich hatte vorher noch nie eine Computer-Tastatur angefasst. Deshalb nenne ich mich einen Blinden, der auf dem Rücken eines blinden Tigers reitet.»
Fünftens: Glaube an dich
Mit siebzehn seiner Buddys wollte Ma den Online-Giganten Alibaba gründen. Doch alle Anwesenden hielten die Vision für eine Schnapsidee. Er liess sich nicht beirren und gründete am nächsten Tag das Unternehmen. Ohne seine Freunde.
Sechstens: Es gibt keine Feinde
Wenn es um Vertragsabschlüsse geht, dann sieht er seine Kontrahenten nicht als Feinde, sondern als Freunde, von denen er lernen kann. «Ein echter Businessmann oder Entrepreneur hat keine Feinde. Wenn man das verstanden hat, ist der Himmel die Grenze», lautet sein Credo.
Siebtens: Übernimm Verantwortung
Um seine Website samt Bestellsystem starten zu können, brauchte er eine Lizenz vom Staat. Doch diese zu erhalten, bewies sich als Hürde. Ma tobte: «Wenn ich dafür ins Gefängis muss, dann geht Jack Ma halt dafür ins Gefängnis».
Worte, die von Jackie Chan sein könnten aus einem seiner vielen Actionfilme.