Kolumne am MittagClaus Kleber: «Ich war ein kleiner Klugscheisser»
Von Bruno Bötschi
12.1.2021
Vom Anwalt zum Nachrichtensprecher: Claus Kleber hat einige Jahre gebraucht, bis er endlich seinen Traumberuf gefunden hat.
Im Klassenzimmer sei er «ein kleiner Klugscheisser», aber kein Revoluzzer gewesen. Er habe ein geradezu pathologisch gutes Verhältnis zu seinen Eltern gehabt, erzählt Claus Kleber in einem Interview mit der Wochenzeitung «Die Zeit». «Die Revolution fand bei uns am Küchentisch statt in heftigen politischen Diskussionen».
Der 65-jährige Kleber ist seit 2003 Anchorman des ZDF-«Heute-Journals» und war bis Februar 2009 auch dessen Leiter. Sein beruflicher Weg schien früh klar: Journalismus sollte es sein. «Ich wollte unbedingt Korrespondent der ARD in Washington werden.»
Doch es kam – zumindest vorerst – anders: Nach der Matura entschied sich der heutige Nachrichtenmann für ein Studium der Rechtswissenschaften. Das Ziel: Jurist mit dem Schwerpunkt Medienrecht zu werden. Später arbeitete er als Anwalt, bevor er sich seiner wahren Berufung bewusst und Studioleiter des «Südwestfunk» wurde.
Steile Karriere
Es war der Start einer steilen Karriere auf dem Weg zum Anchorman. Die nächste Station war die ARD und die Erfüllung seines Jugendtraumes: 15 Jahre lang berichtete Kleber als Korrespondent für Radio und Fernsehen aus den USA.
Claus Kleber ist seit 1982 mit der Ärztin Renate Grziwo verheiratet und hat zwei erwachsene Töchter. Mit Catharina und Alexandra führt er, wie einst mit seinen Eltern auch, regelmässig Streitgespräche über Gott, die Politik und den Rest der Welt. Im vergangenen Sommer stritt sich das Trio über die «taz»-Kolumne, in der stand, die Polizei gehöre auf die Müllhalde.
«Ich hätte diesen Text als Chefredaktor nicht verantwortet, weil ich fand, da wird eine Berufs- und Menschengruppe pauschal verunglimpft», sagt Kleber im Gespräch mit der «Zeit». Seine Töchter hingegen fanden, der Text sei eindeutig Satire, und struktureller Rassismus sei ein Riesenproblem der Polizei. «Wir haben uns wirklich gefetzt.»
Geht die Familie Kleber dann im Streit auseinander? «Nein. Ich verstehe jetzt besser, wie sie denken. Ich habe von meinen Töchtern gelernt, dass wir die Frage, was rassistisch ist, aus der Sicht der Betroffenen beurteilen müssen. Ich kann als weisser Mann einer schwarzen Frau nicht vorschreiben, ob sie sich verletzt fühlen darf oder nicht.»
Tönt durchaus erfreulich.
Einen gewissen Nachholbedarf, also zumindest aus der Sicht der Frauen, gibt es bei Claus Kleber aber nach wie vor. «Ich bin kein Kämpfer für die Frauenrechte,» gibt er offen zu. Der Einfluss des Nachwuchses hat sich im Weltbild des 65-jährigen Anchorman trotzdem positiv verankert: «Ich gebe mir grosse Mühe, Frauen zu achten, zu fördern und wachsam zu sein gegen Macho-Allüren.»
Schade, dass dies nicht alle Männer längst so halten.
Regelmässig gibt es werktags um 11:30 Uhr und manchmal auch erst um 12 Uhr bei «blue News» die Kolumne am Mittag – es dreht sich um bekannte Persönlichkeiten, mitunter auch um unbekannte – und manchmal wird sich auch ein Sternchen finden.