Kolumne am Mittag Diese Zwölfjährige telefoniert ständig mit Tom Hanks

Von Bruno Bötschi

6.1.2021

In «News of the World» spielt Helena Zengel an der Seite von Hollywood-Star Tom Hanks.
In «News of the World» spielt Helena Zengel an der Seite von Hollywood-Star Tom Hanks.
Bild: Keystone

Sie ist erst zwölf, aber weltweit bekannt: Helena Zengel aus Berlin. Die Schauspielerin sorgte 2019 im Film «Systemsprenger» für Aufsehen, nun spielt sie an der Seite von Hollywood-Star Tom Hanks. Ob das gut kommt?

Die Rangordnung, die an einem US-amerikanischen Filmset herrsche, sei unglaublich. Es gebe Leute, die dürften nicht mit den Hauptdarstellern reden, erzählt Helena Zengel im Interview mit der Wochenzeitung «Zeit». «Manche haben mich gefragt, ob ich Tom Hanks etwas ausrichten könnte, weil sie selbst nicht befugt waren, ihn anzusprechen.»

Dazu muss man wissen: Zengel ist erst 12 Jahre alt, als Schauspielerin aber bereits international bekannt. Mit vier stand sie zum ersten Mal vor der Kamera. Ihren Durchbruch hatte sie 2019 mit dem Film «Systemsprenger». Sie spielt darin die neunjährige Benni, die sich oft prügelt und ihre Erzie­her*innen bespuckt. Benni wird von Zengel mit einer unvergesslichen Wucht und Energie gespielt. Das sorgte nicht nur in ihrem Heimatland für Aufsehen.

Der Film wurde vielfach ausgezeichnet – und Hollywood auf den begabten Blondschopf aus Berlin aufmerksam. Dieser Tage erscheint beim Streamingdienst Netflix der nächste Film mit Zengel – sie spielt, genau, an der Seite von Oscar-Preisträger Tom Hanks.

«News of the World» («Neues aus der Welt») spielt im Wilden Westen. Captain Jefferson Kyle Kidd (Hanks) ist im Jahr 1870 als Nachrichtenbote unterwegs. Eines Tages trifft er ein Mädchen: Johanna (Zengel) spricht kein Englisch und hat jahrelang bei den Kiowa-Indianern gelebt. Gegen alle Widerstände will er sie zu ihren letzten Verwandten bringen.

«Deswegen war ich so gut»

Ob das gut kommt? Noch nicht mal richtig im Teeniealter angekommen und bereits als Schauspielerin weltberühmt?

Zengel bleibt cool, sagt in der «Zeit»: «Nee, nee, ich habe vor der Kamera gemacht, was ich wollte und deswegen war ich so gut.» Gut auf dem Filmset agieren heisst aber noch lange nicht abgehoben sein in Realität.

Die junge Schauspielerin ist immer froh, wenn sie daheim in Berlin zur Schule gehen kann. Sie mag die Normalität, will, dass es mit ihren Freund*innen genau so bleibt, wie es ist und immer war. Sie versuche ihnen immer viel zu erzählen über ihre Arbeit, sich aber nie aufzudrängen. Wenn Tom Hanks sie in Berlin anrufe, dann sage sie zu ihrer Freundin: «Telefonier doch mit, ist doch kein Problem.»

«Ihr Schweigen, ihre Augen, ihre Instinkte»

Zengel habe eine «unglaubliche Ausdruckskraft», sagt der Oscar-Preisträger nach Angaben der Filmfirma Universal. «Ihr Schweigen, ihre Augen, ihre Instinkte — sie mag sich der Regeln des Schauspiels nicht bewusst sein, aber sie kennt sie bereits implizit.»

Und was hat die zwölfjährige Zengel vom 64-jährigen Hanks gelernt? «Gute Tricks, wie man in einer Szene schnell Dinge auslösen kann. Aber auch wie man als Schauspieler am Boden bleibt, nicht abhebt und keine Forderungen stellt wie: ‹Ich möchte morgens beim Frühstück unbedingt ein rosa Pony neben meinem Tisch.›»

Sie habe mit Hanks viel Spass gehabt auf dem Filmset, habe oft mit ihm zusammen gegessen. «Oder er hat mich huckepack von einem Drehort zum nächsten getragen.»

Na, da dürfen wir sehr gespannt sein, wohin es Helena Zengel in ihrem Schauspielerinnen-Leben noch tragen wird.

Regelmässig gibt es werktags um 11:30 Uhr und manchmal auch erst um 12 Uhr bei «blue News» die Kolumne am Mittag – es dreht sich um bekannte Persönlichkeiten, mitunter auch um unbekannte – und manchmal wird sich auch ein Sternchen finden.

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