Musikshow Beatrice Egli kann's nicht lassen

Von TV-Experte Gion Mathias Cavelty

6.11.2019

Beatrice Egli versucht sich wieder mal als Moderatorin einer Fernsehshow. TV-Experte Gion Cavelty hat sich die erste Folge von «Ich find Schlager toll» angesehen – und findet Schlager immer noch nicht toll.

Kurzer Rückblick: Die Bemühungen von Beatrice Egli, als TV-Moderatorin Erfolg zu haben, waren bisher stets vom Gegenteil gekrönt (also von krachendem Misserfolg):

- «Beatrice Egli – Die grosse Show der Träume»: nach nur zwei Folgen abgesetzt.

- «Schlager & Meer»: vom SRF nach bloss einer Folge versenkt.

- «Schlager sucht Liebe»: nach zwei Folgen aus dem Vorabendprogramm geschmissen, danach ganz kompostiert. 

Beatrice Egli ist zäh wie eine Lederhose

Irgendwie ist da ein Muster erkennbar. Doch was macht Beatrice? Lässt sie das mit dem Moderieren sein? Mitnichten! Sie ist zäh wie eine Lederhose von Andreas Gabalier – und seit gestern ist sie tatsächlich wieder da, als Tätschmeisterin von «Ich find Schlager toll», eine fünfteilige Ranking-Show auf RTLplus, in denen Leute Schlager ganz, ganz toll finden. Thema der ersten Ausgabe: die 25 beliebtesten deutschen Schlagersongs, offiziell ermittelt von Media Control.

«Die 25 beliebtesten Schlager? Also, wenn ‹Atemlos› nicht die Nummer 1 ist, fresse ich den Flügel von Udo Jürgens. Und wenn Beatrice Eglis ‹Mein Herz› nicht irgendwo auftaucht, ebenfalls», denke ich mir, als ich am Mittwochabend den Fernseher einschalte.

Die Sendung beginnt. Rasch stellt sich heraus, was die Aufgabe von Beatrice in den nächsten 90 Minuten ist: auf einem Sofa sitzen und zwischen den eingeblendeten Schlager-Clips plaudern (mit ihrem Co-Moderator Eloy de Jong).

Der Countdown startet. Die ersten drei Titel (also die Plätze 25, 24 und 23) kenne ich schon mal nicht («Du warst jede Träne wert» von Daniela Alfinito, «An deiner Seite» von Eloy de Jong und «Adrenalin» von Ella Endlich). Irgendetwas habe ich im Leben richtig gemacht.

Platz 22: Roy Black mit «Ganz in Weiss». Gut, die Uralt-Schnulze kennt jeder. Beatrice natürlich auch: «Aaaaaah, ‹Ganz in Weiss›! Also, für mich war das ja DAS Lied! Andere haben ja Filme geguckt und geträumt, von irgendwann mal zu heiraten – bei mir, wenn ich das Lied gehört habe, habe ich mich gesehnt: Im weissen Kleid werde ich irgendwann meinen Mann heiraten! Das war so der Inbegriff von meinem Traum – ‹Ganz in Weiss›. Und heute, ein paar Jahrzehnte später, denkt man: Na ja, ist vielleicht alles anders, als man es sich gedacht hat – nicht so einfach, nur ein weisses Kleid anziehen und das war's, mit einem Blumenstrauss ... man muss ja auch noch den Mann FINDEN. Also, ‹Ganz in Weiss› hat mich IMMER zum Träumen gebracht. Und ich glaube heute noch an diesen Traum – dass ich irgendwann ganz in Weiss heiraten werde», plaudert sie munter in die Kamera wie ein kleiner, philosophischer Wasserfall.

Pralle Frauen

Ja, Beatrice ist nicht zu stoppen! «Ich hätte ja gerne mal in der Zeit der 60er-, 70er-Jahre gelebt», fährt sie ungebremst fort. «Also, ich hätte das toll gefunden! Und was ich ja toll finde: Damals, die Frauen, die waren so richtig prall noch ... die haben gezeigt, was sie haben! Kurven! Viel, viel, viel, viel dran!»

Okay ... Frau Egli ist wirklich gut drauf! Als Zuschauer wird man verbal regelrecht plattgewalzt, die Rangliste gerät völlig zum Nebenschauplatz (hier trotzdem einige erwähnenswerte Titel: Platz 20: «Herzilein» von den Wildecker Herzbuben, Platz 19: «Weisse Rosen aus Athen» von Nana Mouskouri, Platz 13: «Biene Maja» von Karel Gott).

Egli über Kindheitserinnerungen, die sie mit der Biene Maja verbindet: «Ich bin durch die Wiese gelaufen und ich dachte: Ich werde Maja finden! Und ich finde auch Willi! Weil das hat ja immer in der Wiese gespielt, und ich dachte immer: Ich finde die! Ich finde die! Irgendwo sind sie!» Äh, ja.

Von Udo Jürgens übrigens: keine Spur. Wie auch nicht von Peter Alexander oder Rammstein. Und Schweizer Interpreten – etwa Paola Felix («Blue Bayou») oder Lyss Assia («Oh mein Papa») – sucht man ebenfalls vergeblich ... das heisst: fast. Auf Rang 15 trällert nämlich – ta ta ta taaaaaa – die unverwüstliche Beatrice Egli quietschfidel «Mein Herz». Die Interpretin dazu: «Ich muss ehrlich sagen: Wenn ich das Video sehe, ist das nicht schön für mich. Es war eiskalt, und am Morgen sagt die Maskenbildnerin zu mir: ‹Einmal Augen schliessen›, und im gleichen Moment sprüht sie mir komplett die Sonnencreme in die Augen. Und meine Augen haben gebrannt und geschmerzt, den ganzen Tag, und ich sehe auch dementsprechend aus. Das Make-up sieht schlimm aus, wirklich schlimm ...»

Was für ein Zufall! Das heisst dann ja, dass ich Udo Jürgens' Flügel NICHT verdrücken muss ... wobei, halt: Eine faustdicke Überraschung gibt es noch. Stichwort «Atemlos». Helene Fischer landet damit nämlich nicht, wie von mir vorhergesagt, auf dem ersten Platz, sondern nur auf dem zweiten. Platz 1 macht die Münchener Freiheit mit «Ohne dich (schlaf' ich heut Nacht nicht ein)».

Na, dann fresse ich halt den halben Flügel. Das soll dann aber auch das letzte Mal sein, dass ich mit Schlager etwas zu tun habe.

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