«Scharfseher» Abgespecktes «Darf ich bitten?» macht gute Figur – trotz hüftsteifer Jury

Lukas Rüttimann

10.3.2019

Sandra Studer führte durch einen launigen Auftakt zur neuen «Darf ich bitten?»-Staffel. Ex-Mister Schweiz Jan Oliver Bühlmann tanzte mit seiner Mama – und erwies der Damenwelt damit einen Bärendienst.

Nein, einen Innovationspreis wird das Schweizer Fernsehen mit «Darf ich bitten?» auch nach der zweiten Staffel nicht gewinnen. Noch immer reibt man sich einigermassen verwundert die Augen, dass SRF gefühlte Dekaden nach allen anderen Sendern nun auch noch mit einer Tanzshow mit Prominenten aufwartet. Und das sogar erfolgreich.

Tatsächlich hat die Premiere letztes Jahr gezeigt, dass die Show durchaus ein Publikum gefunden hat. Zudem ist von Moderatorin Sandra Studer bis hin zu den Prominenten eine ehrliche Begeisterung für das Tanzen zu spüren, die irgendwie ansteckend rüber kommt. Und wenn sich dann – wie letztes Mal– eine Kandidatin wie Susanne Kunz so konsequent in die Herzen der Zuschauer tanzt, ist das erst recht eine schöne Sache.

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Studio 1 statt Kreuzlingen

Entsprechend gut gelaunt konnte Sandra Studer gestern zur neuen Staffel bitten, wenn auch mit etwas kleinerem Glamourfaktor als letztes Mal. Denn als Folge der Sparübungen von SRF steht die Bodenseearena in Kreuzlingen nicht mehr länger für Live-Kisten wie «Darf ich bitten?» zur Verfügung. Das Studio 1 im Leutschenbach bot deshalb den Rahmen für eine etwas abgespeckt wirkende Show, zumal bloss die Hälfte der Prominenten in diesem ersten Durchlauf bereits um die Halbfinal-Teilnahme tanzte.

Eine gute Figur gab «Darf ich bitten?» dennoch ab. Tatsächlich ist es immer wieder faszinierend zu sehen, welche Entwicklung Tanzmuffel wie Snowboard-Crack Fabien Rohrer durchmachen – nur um sich mit vollem Eifer über Parkett zu schmeissen. Auch die sonst eher an der Fitness-Stange beheimatete Daniela Baumann musste spürbar über ihren Schatten springen, während sich Ex-Mister Jan Oliver Bühlmann, Schlagersänger Vincent Gross und Schauspielerin Hanna Scheuring kaum Blösse gaben.

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Kaum Reaktionen auf Jury-Voten

Problem der Sendung ist und bleibt aber die Jury. Dass in «Darf ich bitten?» ein vornehmlich positiver Grundton vorherrscht und Ironie keinen Platz hat, daran hat man sich gewöhnt. Schliesslich ist man bei SRF, nicht bei RTL. Doch die Zusammenstellung der Jury ist nicht besser geworden, nur weil sie zum zweiten Mal mitmacht.

Tatsächlich wirken die Voten von Künstler Rolf Knie, Choreograf Curtis Burger und Fachfrau Marianne Kaiser allzu oft ein wenig hüftsteif. Bezeichnenderweise lösen sie auch kaum Reaktionen aus, weder bei den Tänzern noch im Publikum. Was für Unterschied etwa zu den Auftritten von RTL-Chefjuror Joachim Llambi und seinen Mitstreitern, deren chirurgisch präzise, oft liebevoll-bösartige und immer höchst unterhaltsame Urteile das eigentliche Highlight von «Let’s Dance» sind.

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Schlappe für die Damen

Sei’s drum. Immerhin kam Bobo-Choreograf Burger aus sich heraus, als er Vincent Gross und Michel Birri für ihre Interpretation einer Bobo-Nummer in der Luft zerriss. Sandra Studer bat ihn darauf kurzerhand auf die Bühne, um zu zeigen, dass er es selbst noch draufhaft – was wenigstens etwas Würze in eine sonst sehr brave Show brachte.

Gewinner war am Ende Jan Oliver Bühlmann. Der Ex-Mister tanzte in der zweiten Runde mit seiner Mutter, was nicht nur Rolf Knie die Tränen (der Rührung) in die Augen trieb. Auch das Publikum votete den Sänger nach vorne – mit der Folge, dass mit Scheuring und Baumann beide Damen bereits nach Sendung eins ausgeschieden sind.

Ob Anita Buri und Patty Boser diese Scharte nächste Woche auswetzen? Man darf gespannt sein. Zumal man diese Art von Brisanz normalerweise nur in Tanzshows auf Privatsendern zu sehen kriegt.

Die Sendung lief am Samstag, 9. März ab 20.10 Uhr bei SRF 1. Mit Swisscom TV Replay können Sie «Darf ich bitten?» bis zu sieben Tage nach der Ausstrahlung anschauen.

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