«The Fabelmans» Steven Spielberg telefoniert nach Hause

Von Fabian Tschamper

10.3.2023

Der Erfolgsregisseur blickt mit «The Fabelmans» auf seine eigene Kindheit zurück – und tut dies meisterlich. Ein emotionaler Film übers Filmemachen, der nicht nur schön aussieht, er fühlt sich auch so an.

Von Fabian Tschamper

Über Steven Spielbergs Karriere muss eigentlich kein Wort mehr verloren werden. Seit Jahrzehnten kreiert der Regisseur Figuren, Welten und Geschichten, die ihresgleichen suchen. Und bei Spielberg ist dies wirklich keine Floskel.

Das Privatleben und die Kindheit des Filmemachers hingegen sind nur streckenweise bekannt, zumindest lässt sich darauf bei Wikipedia schliessen: Steven Allan Spielberg, geboren in Cincinnatti, Ohio, als Sohn von Ingenieur und Computer-Pionier Arnold Spielberg und der ehemaligen Konzertpianistin Leah Frances Posner. Steven ist der älteste von vier Kindern, er hat drei jüngere Schwestern. Seine Eltern gehörten dem orthodoxen Judentum an.

Damit kennen wir seine Familie, doch nicht das Familienleben.

Ein Spielzeugzug und eine 8mm-Kamera

Nun hat Steven Spielberg im semi-biografischen Werk «The Fabelmans» ein paar Lücken gefüllt. Weil er es wollte. Der Film handelt vom Filmemachen und zeigt seine Geschichte zu grossen Teilen durch die Linse des heranwachsenden Steven – pardon, Sammy Fabelman, wie er sich selbst im Drama genannt hat.

Als kleiner Junge nehmen ihn seine Eltern zu seiner ersten Kinovorstellung mit: «The Greatest Show on Earth» von Cecil B. DeMille hinterlässt einen riesigen Eindruck im kleinen Sam, spezifisch die Szene, als ein Zug aufgrund eines Autos entgleist.

Er wünscht sich also einen Spielzeugzug zu Weihnachten und filmt mit der 8-mm-Kamera seines Vaters den Unfallhergang. Immer wieder, aus verschiedenen Winkeln. Und so beginnt die Filmfaszination von Sam Fabelman, von Steven Spielberg.

Der Zwiespalt zur eigenen Zukunft

Wir begleiten Sammy vom Kind zum Teenager, erleben einzelne Momente zwischen und mit Burt und Mitzi Fabelman, also Arnold und Leah. Der Vater ist ein Realist, bezeichnet das ständige Filmen als Hobby und hofft, sein Sohn tritt einst in seine Fussstapfen beim Computer-Pionier IBM – einem «echten» Job.

Seine künstlerische Ader hat der kleine Sam definitiv von seiner Mutter geerbt: Mitzi war bis zur Heirat mit Burt eine Konzertpianistin und spielt während des Films immer wieder für und mit ihren Kindern.

Neben dem Zwiespalt zu seiner eigenen Zukunft sieht sich Sam auch mit Problemen in der Schule und in der Beziehung seiner Eltern konfrontiert. Nach einem Umzug nach Kalifornien wird Sam in der Schule wegen seiner jüdischen Herkunft gemobbt, seine Eltern beginnen sich voneinander zu distanzieren – Mitzi hat sich in Burts Arbeitskollegen verliebt. Die Scheidung ist nur eine Frage der Zeit, das weiss auch Sam.

All diese Momente, die Streitereien, die Harmonie, die Schmerzen, die Liebe zeigt Spielberg – und ich sage es nochmals – durch die Linse seines jungen Selbsts. Teenager Sam filmt so oft und kreativ, wie er nämlich kann.

Das Resultat ist ein wunderschöner Film über die Liebe zu dem Handwerk, das ihn weltberühmt gemacht hat, über die Liebe und Missstände in seiner Familie und seinem Umfeld. Das Drama lässt einen mit einem wohlig-warmen Gefühl zurück. Heimelig. Versöhnlich.

Ein starker Cast, ein starker Film

Dazu geht eine zünftige Portion Lob an Vater, Mutter und Sohn: Speziell Schauspielerin Michelle Williams spielt die sanfte und leicht schrullige, jedoch depressive Mutter unfassbar gut. Paul Dano verpackt den Vater angemessen in einer stoischen und logischen Figur.

Und Sam Fabelman selbst? Gabriel LaBelle heisst der junge Schauspieler, den Steven Spielberg für sein junges Selbst ausgesucht hat. Zumindest ich habe dem 20-Jährigen komplett abgekauft, dass er ein junger Filmfanatiker ist, dessen Welt nur durch die Linse einer Kamera wirklich Sinn ergibt.

Oder der er durch die Linse einer Kamera Sinn verleiht. Wenn sich ein Leuchten in den Augen vorspielen lässt, hat er es geschafft.

«The Fabelmans» läuft ab sofort in allen blue Cinema Kinos.