«Republicana» im Palast? Buch über Königin Letizia wühlt Spanien auf

dpa

1.3.2020

Königin Letizia von Spanien kommt bei einem Treffen mit Vertretern des UN-Kinderhilfswerks Unicef.
Königin Letizia von Spanien kommt bei einem Treffen mit Vertretern des UN-Kinderhilfswerks Unicef.
Bild: Josefina Blanco/Europapress/dpa

Das Kopfzerbrechen im Madrider Königshaus dürfte dieser Tage gross sein, mutmassen Medien. Der Grund: ein Enthüllungsbuch, das ein wenig schmeichelhaftes Bild von Königin Letizia zeichnet. Den spanischen Anhängern der Monarchie bereitet es Sorgen.

Beim Treffen mit Vertretern des UN-Kinderhilfswerks Unicef sah Letizia vor einigen Tagen trotz eines eleganten schwarzen Mantels nicht so gut aus wie sonst. Die spanische Königin wirkte müde, hustete viel und fasste sich mehrfach an den Hals, wie Medien bemerkten. Eine Erkältung, lautete die offizielle Erklärung. Die Veröffentlichung einer unautorisierten Biografie über die Ehefrau von König Felipe VI. trug derweil sicher nicht zum Wohlbefinden der 47-Jährigen bei.

Das Buch «Letizia — La Reina impaciente» (Die ungeduldige Königin) kommt der krisenerschütterten spanischen Monarchie alles andere als gelegen. Mehrere Affären, darunter eine umstrittene Elefantenjagd des dann 2014 abgedankten Königs Juan Carlos in Botsuana und ein Korruptions- und Steuerbetrugsskandal um den Ehemann von Felipes Schwester Cristina, Iñaki Urdangarin, der zu knapp sechs Jahren Haft verurteilt wurde, hatten das Image der «Casa Real» schwer angekratzt. An den Universitäten veranstalten junge Leute immer häufiger Kundgebungen und Abstimmungen gegen die Royals. Das linke Bündnis Unidas Podemos, das für eine Abschaffung der Monarchie eintritt, hat seit kurzem in der spanischen Regierung erstmals mit das Sagen.

Das Buch «Letizia - La Reina impaciente» (Die ungeduldige Königin) steht in einem Regal.
Das Buch «Letizia - La Reina impaciente» (Die ungeduldige Königin) steht in einem Regal.
Bild: Debate Verlag/dpa

Der angesehene Autor Leonardo Faccio, der zuvor eine Biografie über Weltfussballer Lionel Messi geschrieben hatte, widmet sich in seinem neuen Werk Letizia — und lässt sie in keinem guten Licht erscheinen. Es geht nicht (nur) um Klatsch und Tratsch, sondern auch um ernsthafte Punkte, die den «Monarquistas», den Anhängern der Monarchie, grosse Sorgen bereiten. Das Königshaus gab auch Tage nach der Veröffentlichung keinen Kommentar ab. Auf Anfrage der Deutschen Presse-Agentur wollte sich der Palast zu dem Buch nicht äussern.



Das Werk greift das offene Geheimnis auf, dass die damalige Journalistin Letizia Ortiz vor ihrer Verlobung mit dem damaligen Kronprinzen Felipe im Jahr 2003 eine «Republicana» — also eine Befürworterin der Abschaffung der Monarchie — gewesen sei. Sie sei «Republicana und überhaupt nicht religiös» gewesen, wird etwa ein Ex-Kollege bei der Nachrichtenagentur EFE zitiert. Letizia sei in einer Familie aufgewachsen, in der ihr Opa mütterlicherseits immer wütend den Fernseher ausgeschaltet habe, wenn der damalige König Juan Carlos, heute ihr Schwiegervater, auf dem Schirm erschien, so der Autor.

«Rebellische Königin» 

Das Buch beschreibt detail- und zitatreich, wie schwer der einst beruflich erfolgreichen, unabhängigen und meinungsstarken Frau aus dem nordspanischen Oviedo das Leben unter den strengen Palastregeln immer noch falle. Viele fragen sich nun in Spanien, wie lange die «rebellische Königin», wie Faccio sie nennt, das wohl noch aushalten mag. Die britische «Sun» nahm Faccios Buch zum Anlass, in Anspielung auf den Rückzug von Meghan und Harry aus deren royalen Pflichten zu spekulieren, ob auch Letizia eine Art «Megxit» versuchen wolle.

Die Meinung, dass Letizia und auch andere aus bürgerlichen Verhältnissen stammende royale Vertreterinnen — wie Mette-Marit in Norwegen, Máxima in den Niederlanden und Kate in Grossbritannien — mit ihrem modernisierenden Einfluss den Königshäusern Europas guttun, kontert Faccio mit der Aussage eines gewissen Declan Quigley, der Professor von Prinz William war. «Je ähnlicher uns ein König wird, desto weniger brauchen wir einen.» Wer frischen Wind an den Hof bringen wolle, mache einen Fehler.

«Letizias dieser Welt» als Gefahr für Monarchien?

Spanien diskutiert seit längerem, ob Felipe mit seiner Damenwahl einen Fehler gemacht habe. Der dienstälteste Adelsexperte Spaniens hat keine Zweifel: Ja, sagt Jaime Peñafiel, der in der Biografie mehrfach zitiert wird. Der 87-Jährige spricht von den «Letizias dieser Welt», die aus seiner Sicht sogar zur Abdankung von Queen Elizabeth II. in Grossbritannien und zum Ende der «Casa Real» in Spanien führen könnten. «Entweder sie (Felipe und Letizia) lassen sich scheiden, oder sie (Letizia) bereitet der spanischen Monarchie ein Ende.»

Bei seiner siebenjährigen Recherche-Arbeit sprach der Autor mit dem Ex-Ehemann von «Su Majestad», Alonso Guerrero, mit angeblichen ehemaligen Lebenspartnern und Berufskollegen, mit früheren Lehrerinnen und auch mit Freunden, Bekannten und Angehörigen der Ex-Journalistin, die er fast alle mit Namen zitiert. Das Haus Bourbonen hüllt sich derweil in Schweigen.

Die Buchkette «Casa del Libro» bezeichnet die Biografie als Analyse des «Dilemmas einer Institution in der Krise, die die Modernisierung versucht, um zu überleben». Die Digitalzeitung «El Nacional» mutmasst, dass der Aspirin-Konsum in der Königsresidenz Zarzuela nordwestlich von Madrid dieser Tage angesichts von vielem Kopfzerbrechen in die Höhe schiesssen dürfte.


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