Köppel: «Natürlich stimmt es, dass Putin der Missverstandene ist»
Roger Köppel sagt im Gespräch mit Roger Schawinski, dass sich die Menschen Illusionen über den Krieg in der Ukraine machen würden. Er befürchtet, dass der Westen «übermütig» werde.
07.10.2022
Talk-Legende Roger Schawinski ist zurück und empfängt als ersten Gast einen alten Bekannten: SVP-Nationalrat und «Weltwoche»-Verleger Roger Köppel. Ein hitziges Gespräch über Putin, Krieg und Traumata.
In ihrer Radiosendung «Roger gegen Roger» lasen sich Roger Schawinski und Roger Köppel leidenschaftlich gegenseitig die Leviten. Bis der eine mitten in einem hitzigen Wortgefecht das Studio wutentbrannt verliess.
Nun das Wiedersehen nach Jahren der Funkstille: Im «Schawinski»-Talk findet das Gespann rasch zurück in den gewohnten Zank-Modus, schliesslich geht es um den Krieg in der Ukraine – und den russischen Präsidenten Wladimir Putin.
«Der Missverstandene», titelte Köppels «Weltwoche» ausgerechnet vor Beginn der russischen Invasion über den Kreml-Chef, was dem Chefredaktor endgültig den Ruf eines «Putin-Verstehers» einbrachte. Schawinski will wissen: Wie denkt Köppel heute über Putin?
Der SVP-Nationalrat rückt nicht von seiner Einschätzung ab: «Es stimmt, natürlich ist er der Missverstandene», doppelt Köppel nach. Zwar trage Putin «die ganz klare Verantwortung für die Eskalation dieses Krieges», doch die Amerikaner hätten auch Fehler begangen, indem sie ihre Einflusssphäre «bis vor die Haustür der Russen» ausgeweitet hätten.
Schawinski lässt nicht locker. Hat er immer noch grossen Respekt vor Putin, fragt er seinen Studiogast mit Verweis auf eine Aussage von diesem im Jahr 2014. Darauf Köppel: «Wenn ich die Situation heute anschaue, hat er natürlich Fehler gemacht, aber Putin ist eine respektierte Person.»
«Wir sind Kriegspartie gegen Russland, wir müssen zurück zur Neutralität»
Roger Köppel erklärt bei Roger Schawinski, wie er die Rolle der Schweiz im russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine interpretiert und weshalb er die Neutralität verletzt sieht.
07.10.2022
Der Gastgeber ist – wie so oft im Gespräch – dezidiert anderer Meinung, und spricht nun die Schweizer Sanktionen gegen Russland an. Köppel habe einmal einen bildhaften Vergleich gemacht, wonach Neutralität bedeute: Wenn sich zwei Kinder auf dem Pausenplatz streiten, dürfe man sich nicht einmischen. «Was ist aber, wenn ein Sechstklässler versucht, einen Erstklässler zu töten – stehst du dann auch daneben? Das ist grotesk!»
Köppel bleibt dabei: Die Schweiz dürfe nicht mitmachen bei Sanktionen. «Wir sind Kriegspartei gegen Russland.» Allein der Begriff «Sanktionen» sei schönfärberisch, kritisiert Köppel.
Von der Mutter «im Stich gelassen»
Doch nicht nur die Weltpolitik ist Thema, auch Persönliches will der Talk-Profi dem Medienunternehmer und Politiker entlocken. So erzählt Köppel offen, wie es für ihn war, als 13-Jähriger seine Mutter zu verlieren. Sie beging Suizid. Ein prägendes Erlebnis, das ihn wie «ein Bombenangriff» getroffen habe. Vielleicht habe er auch deshalb früher erwachsen werden müssen. «Ich habe meine Pubertät vielleicht nicht so intensiv ausgelebt wie andere, dafür habe ich später ein rebellisches Gen entwickelt.»
Köppel: «Der grösste Schock war der Tod meiner Mutter»
Der Suizid seiner Mutter sei wie «ein Bombeneinschlag» in der Kindheit gewesen, habe ihn aber früher erwachsen werden lassen – das sagt Roger Köppel im Gespräch mit Roger Schawinski.
07.10.2022
Den Entscheid seiner Mutter kann Köppel nicht nachvollziehen. Er fühlte sich von ihr «im Stich gelassen». Für ihn steht fest: «Das Leben ist das grösste Geschenk, das es gibt – und du musst auch in einer schwierigen Phase weitermachen.»
Den ganzen Talk mit Roger Köppel siehst du am Sonntag, 18:15 Uhr (Wiederholung 22 Uhr), in der Sendung «Schawinski» auf blue Zoom.
Der «Schawinski»-Talk mit Roger Köppel in voller Länge:
Schawinski – mit Roger Köppel
Eine Neuauflage des Duells «Roger vs. Roger». Mit dem «Weltwoche»-Verleger Roger Köppel spricht Roger Schawinski über dessen Jugend, seine Haltung zum russischen Angriffskrieg und mögliche Nachfolger von SVP-Bundesrat Ueli Maurer.
07.10.2022