Prinz Harry im Zeugenstand: Bespitzelungsklage gegen Verlag
«Niemals beschweren, niemals erklären» – so lautet eigentlich seit langer Zeit das Motto der britischen Königsfamilie, wenn es um die Berichterstattung in den Boulevardmedien über sie geht. Doch Prinz Harry hat mit diesem Grundsatz gebrochen – zunächst in Interviews und Veröffentlichungen und nun auch vor Gericht.
05.06.2023
Prinz Harry steht am Dienstag als Zeuge vor Gericht in London. Eigentlich hat man heute schon mit seinem Auftauchen vor dem High Court gerechnet. Dass er aber am Montag fehlte, soll den Richter irritiert haben.
Keine Zeit? blue News fasst für dich zusammen
- Prinz Harry soll im Verfahren gegen die Zeitung «Daily Mirror» aussagen.
- Am Montag tauchte er aber nicht im Gericht in London auf.
- Am Dienstag soll Harry in den Zeugenstand treten.
Überraschend ist Prinz Harry am Montag noch nicht zu einem Prozess wegen Bespitzelungsvorwürfen gegen den Verlag der Zeitung «Daily Mirror» erschienen.
Sein Mandant sei am Sonntagabend aus Los Angeles in London gelandet, nachdem er noch den zweiten Geburtstag von Tochter Lilibet gefeiert habe, sagte Harrys Anwalt David Sherborne vor dem High Court. Der Sohn von König Charles III. werde an diesem Dienstag aussagen – als erster Royal in einem Gerichtsprozess seit mehr als 130 Jahren. Das Verfahren hatte am 10. Mai begonnen.
Richter Timothy Fancourt zeigte sich wegen der Abwesenheit irritiert und betonte, Zeugen sollten sich bereits einen Tag vor ihrer geplanten Aussage zu Verfügung halten. Der Anwalt des Verlags Mirror Group Newspapers (MGN), Andrew Green, kritisierte, durch das Fehlen würde unnötig Zeit vor Gericht verschwendet. Green kündigte ausserdem an, er wolle Harry anderthalb Tage ins Kreuzverhör nehmen.
Wurde Harry illegal bespitzelt?
Harry wird sich voraussichtlich zu Details der beanstandeten Berichterstattung äussern müssen, darunter die Beziehung zu seiner Ex-Freundin Chelsy Davy. Bei der zivilen Sammelklage gegen MGN werden exemplarisch die Fälle von Harry und anderen Prominenten verhandelt. Sie werfen den Journalisten vor, sie illegal bespitzelt zu haben. Im Vordergrund steht dabei insbesondere, wie sehr die Führungsebene in die Praktiken verwickelt war.
Anwalt Sherborne sagte am Montag, es habe sich um eine rechtswidrige Informationsbeschaffung in grossem Ausmass zwischen 1999 und 2006 gehandelt, als Harry teilweise noch minderjährig war.
Die 33 für den Prozess ausgewählten Zeitungsartikel über den Prinzen zeigten nur einen Ausschnitt der 147 Berichte, über die er sich ursprünglich beschwert hatte, und einen Bruchteil von 2500 Artikeln, die in der Zeit über ihn veröffentlicht wurden.
Dass mehrere Boulevardmedien illegal recherchiert haben, ist aus anderen Verfahren bekannt. Die Vorwürfe im aktuellen Prozess weist der Verlag jedoch zurück. Insgesamt sind drei Tage – bis Mittwoch – für die Vorwürfe Harrys angesetzt. Das Verfahren läuft bis Ende Juni, ein Urteil wird erst im Laufe des Jahres erwartet. Der Prozess ist einer von mehreren, die Harry in einem Feldzug gegen die britische Boulevardpresse führt.
Als bisher letztes Mitglied der königlichen Familie vor Gericht war Charles' Schwester Prinzessin Anne, die sich 2002 schuldig bekannte und eine Geldstrafe zahlen musste, nachdem einer ihrer Hunde zwei Kinder gebissen hatte. Zuletzt im Kreuzverhör stand ein Royal 1891 – der damalige Thronfolger Prinz Edward sagte in einem Verfahren um Schummeleien beim Kartenspiel aus.
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SDA/klm