Kolumne am MittagNetter Versuch, Gotthard – fast hättet ihr mich gekriegt!
Von Gil Bieler
17.3.2020
Gotthard mögen die vielleicht grösste Rockband der Schweiz sein. Ihre Überschnulze «Heaven» aber löst beim Kolumnisten Bauchweh statt Herzschmerz aus. Ist die Zeit reif für eine zweite Chance?
Die Nachricht, dass Gotthard ein neues Album herausbringen, löst bei mir erst einmal einen kleinen Schaudermoment aus. Erinnern Sie sich noch an «Heaven», die Oberschnulze, die zur Jahrtausendwende bis zum Erbrechen durch jeden Radiosender, jede Dorfdisco und jeden Hühnerstall der Schweiz wehte? Und zehn Jahre später, nach dem unvermittelten Unfalltod von Sänger Steve Lee erneut über das Land schwappte? Dieser Unsong jedenfalls hat mir Gotthard nachhaltig vergällt.
Dazu muss man wissen: Zur Jahrtausendwende entdeckte ich gerade die grosse weite Welt des bösen Heavy Metal. Dagegen war die Tessiner Hardrock-Truppe natürlich der Inbegriff des Bünzlirocker-Sounds. Musik für angegraute Nostalgiker, die sich schon lange nicht mehr mit Musik beschäftigen, aber sich einmal im Jahr in die zu enge Jeans zwängen und vor die Bühne stellen, um die alten Hits zu hören. Mehr wegen Bier und Bratwurst als wegen Gitarrensolo oder Headbanging.
Klicken auf eigene Gefahr: Der Videoclip zu «Heaven».
Youtube
Logo ging ich Gotthard aus dem Weg. Aber es ist, wie es ist: Man trifft sich ja immer zweimal im Leben. Gerade in der beschaulichen Schweiz. Und dank diesem Internetz und der schönen neuen Streamingwelt kann man unkompliziert und rasch ein Album auschecken. Das tat dann mit Gotthards neuem Wurf namens «#13».
Und siehe da: Das ist ja weniger schlimm als befürchtet! «Bad News», «Every Time I Die», die Songs rocken ja ganz passabel. Nicht gerade Slayer-Qualität, aber für Schweizer Mucke? Gar nicht so verkehrt.
Ein Frevel
Doch als Song Nummer fünf anläuft, schwant mir Böses. Die werden doch nicht etwa … oh doch, die werden: «S.O.S.», einen der zahllosen Hits der überlebensgrossen und unantastbaren ABBA, haben Gotthard gecovert. Ein solcher Frevel sollte eigentlich jeder Band weltweit verboten sein, und zumindest meiner bescheidenen Meinung stinkt ihre Version auch gnadenlos ab gegen das Original. Switzerland, zero points! War ja klar!
Grummelnd erhebe ich mich vom Bürostuhl. Ist das jetzt schon die Empörung eines grumpy old man, die ich da verspüre? Die Jeans zwickt doch seit Kurzem auch etwas um den Bauch herum ...
Schleunigst setze ich mich wieder hin, schalte Gotthard aus und beginne, nach Fitnessangeboten zu googlen. Und auch gleich nach neuen Deathcore-Bands. Das hören die Kids doch heutzutage, Deathcore, oder? Fast hättet ihr mich gekriegt, Gotthard! Ha! Aber meine Quartalsrocker-Phase muss noch etwas warten.
Das neue Gotthard-Album «#13» ist seit vergangenem Freitag im Handel und auf Streamingportalen erhältlich.
Regelmässig gibt es werktags um 11:30 Uhr bei «Bluewin» die Kolumne am Mittag – es dreht sich um bekannte Persönlichkeiten, mitunter auch um unbekannte – und manchmal wird sich auch ein Sternchen finden.
«Slaaaaaayeeeeer!» Wenn Fans von Heavy-Metal-Musik einen Luxusdampfer entern, entsteht ein ungewohntes Bild.
Bild: Tom Couture/70'000 Tons
Schliesslich denkt man bei Kreuzfahrtschiffen eher an gediegenes Ambiente statt an langhaarige Rocker.
Bild: 70'000 Tons of Metal
Mit einer Horde Metal-Fans an Bord sieht das dagegen eher so aus. Seit 2011 sticht dieses Kreuzfahrt-Festival alljährlich in Fort Lauderdale, Florida, in See.
Bild: 70'000 Tons of Metal
70'000 Tons of Metal nennt sich der laute und bierselige Spass. Gründer ist Andy Piller, der Schweizer und deutscher Doppelbürger ist.
Bild: 70'000 Tons of Metal
60 Bands sorgen dafür, dass die rund 3'000 Fans aus aller Welt etwas auf die Ohren bekommen. 2019 waren über 70 Nationalitäten an Bord vertreten.
Bild: Tom Couture/70'000 Tons
Festival-Gründer Andy Piller spricht nicht ohne Stolz von «den vereinten Nationen des Heavy Metal».
Bild: Jens Hecker/70'000 Tons
Hauptattraktion ist die Bühne auf dem Pooldeck, wo es bis in die Nacht hoch her geht.
Bild: Kabo Photografix/70'000 Tons
Headbanging im Pool während eines Konzerts? Hat was.
Bild: Stagepix.de/70'000 Tons
Wer will da überhaupt an Land gehen? Und wenn, dann sicher nicht ohne Bier!
Bild: 70'000 Tons of Metal
Im Januar 2020 geht 70'000 Tons of Metal in die bereits zehnte Runde. Hatte Piller diesen Erfolg erwartet?
Bild: Chris Joao/70'000 Tons of Metal
Das Ganze habe zwar als Bieridee begonnen, sagt Piller. Doch: «Man investiert nicht Jahre seines Lebens in etwas, ohne davon überzeugt zu sein.»
Bild: 70'000 Tons of Metal
Pillers schwimmendes Metal-Festival ist übrigens nicht das einzige, war aber gemäss Eigenwerbung das erste seiner Art.
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