«Ich habe ihre Musik geliebt»: Fans und Nachbarn trauern in Küsnacht um Tina Turner
Fans und Nachbarn haben am Donnerstag Blumen und Kerzen vor Tina Turners Villa in Küsnacht ZH gelegt. Vor dem Eingang der Villa Algonquin, in der Turner lebte, lagen am Donnerstag zahlreiche Beileidsbekundungen.
25.05.2023
Seit Mittwoch trauert die Welt um Tina Turner. Bei so manchen Fans sorgte die Nachricht des Ablebens der Musik-Ikone sogar für Tränen – obwohl sie ihr Idol nie getroffen haben. Wieso ist das so?
Auch Menschen, die ihnen nie persönlich begegnet sind, können nach dem Tod mancher Prominenter von Trauer überwältigt werden. Besonders bei Rock- und Popstars verbinden sich mit deren Musik mitunter etliche Erinnerungen.
Bei viel zu jung Gestorbenen wie Freddie Mercury, Kurt Cobain, Michael Jackson, Amy Winehouse, Whitney Houston, David Bowie, Prince oder George Michael ist der Schock anders, als wenn über 80-Jährige sterben. Doch auch der Tod von Tina Turner mit 83 trifft Millionen Menschen ins Herz. Die Rock-Ikone ist in ihrer Villa in Küsnacht eines natürlichen Todes gestorben. Warum löst ihr Tod dennoch weltweit so grosse Bestürzung aus?
«Jetzt ist auch eine der letzten Ikonen der 80er und 90er Jahre tot», denken manche spontan – Ende einer Ära. Doch es sei daran erinnert, dass viele Stars von damals noch leben, darunter Madonna, Kate Bush, Cher, Mariah Carey, Kylie Minogue, Boy George, Stevie Wonder oder Elton John (der zum Beispiel noch bis Juli auf Abschiedstournee ist).
«Bei Älteren kommen Erinnerungen hoch»
Mit Tina Turner ist jedoch eine Frau gestorben, die dem deutschsprachigen Europa besonders nahestand. Mit ihrem Ehemann Erwin Bach hatte sie etwa einen positiven Bezug zu Deutschland. Jahrzehntelang lebte die gebürtige Amerikanerin aus Tennessee ausserdem am Zürichsee, war sogar Schweizer Staatsbürgerin geworden.
«Wenn jemand wie Tina Turner stirbt, den man gefühlt seit Ewigkeiten kennt, der ein Superstar war, der einem was bedeutet hat mit seiner Musik, dann kommen bei Älteren Erinnerungen hoch, aus der Jugend, aus der analogen Zeit, in der die Welt noch vollkommen anders war», sagt der Medienpsychologe Sebastian Buggert.
Es ist fast so, als würde jemand sterben, den man lange kennt, länger nicht gesehen hat – und den man vielleicht noch einmal hätte anrufen wollen. Dass es so schlimm um ihn steht, wusste man nicht oder hat man verdrängt.
«So ein Todesfall und der damit verbundene Abschied sind dann für viele Menschen ein Anlass, einfach mal traurig zu sein, in sich zu gehen und zu schauen, was sich alles verändert hat, was alles – im Gegensatz zu früher – nicht mehr da ist», sagt Buggert, der Mitglied der Geschäftsführung am Rheingold-Institut in Köln ist und dort den Bereich Medienforschung leitet. «Dann kommt eine Wehmut auf, die auch was mit aktuellen Belastungen zu tun haben kann, wie das Leben heute ist – unberechenbarer, bei vielen auch voller Zukunftsängste.»
Wenn Promis früherer Jahrzehnte, aus der Zeit ohne Internet, sterben, dann werde diese Trauer auch Rückbesinnung auf eine Zeit, «die anders war, in der vieles unbeschwerter wirkte als heute», sagt Buggert.
Tina Turner in Zürich mit ihrem Lebensgefährten Erwin Bach. Er spendete seiner Partnerin im Jahr 2017 eine seiner Nieren – und rettete der Sängerin so das Leben.
Die Musik-Legende wollte durch ihre Offenheit über ihre Nierenerkrankung dafür sorgen, dass sich mehr Menschen um ihre Gesundheit und besonders um ihre Nieren kümmern.
Tina Turner lebte viele Jahre in der Schweiz. 2022 erwarb sie von Casino-Mogul Hans Jecklin ein riesiges Anwesen am Zürichsee. Am Abend des 25. Mai 2023 gab ein Sprecher bekannt, dass die US-Amerikanerin und Wahl-Schweizerin mit 83 Jahren in Küsnacht verstorben ist.
Die Rocklegende, die bürgerlich Anna Mae Bullock hiess, blickte auf ein langes und bewegtes Leben zurück. Hier performt sie 1985 live in Detroit, USA.
So kannte man sie auf der Bühne: energiegeladen und mit gewaltiger Stimme. Das Bild zeigt Turner bei einem Auftritt am 7. Februar 2009 in der Stadthalle in Wien.
Tina Turner (Mitte) in Aktion: Explosiver Auftritt im Hallenstadion Zürich am 15. Februar 2009.
Schon damals Legendenstatus: Tina Turner mit Pop-Art-Künstler Andy Warhol 1981.
Zwei Ikonen beim Handshake: Tina Turner schüttelt der Queen im Jahr 1989 die Hand.
Turner war lange Jahre gar nicht als Solokünstlerin, sondern mit ihrem Mann Ike als Duo «Ike & Tina» unterwegs. Hier präsentiert Turner 1986 ihre Autobiografie «I, Tina» in Los Angeles.
Erst später kam heraus, dass die künstlerisch sehr fruchtbare Beziehung der beiden privat umso zerstörerischer war. Die Drogen- und Gewalt-Exzesse ihres Mannes verfolgten die Sängerin noch lange. Im Bild: Das Duo Ike und Tina Turner tritt in Kalifornien auf (undatierte Aufnahme).
Tina feierte in den Sechziger- und vor allem Siebzigerjahren riesige Erfolge mit ihrem ersten Mann Ike. Kennengelernt hatten sich die beiden 1958 in St. Louis, wo Tina als Backgroundsängerin in Ikes Band Kings of Rhythm anfing. Das Bild zeigt die beiden höchstwahrscheinlich auf Europatournee Ende Januar 1971 am Amsterdamer Flughafen Schiphol.
Geboren wurde Tina Turner 1939 als jüngere von zwei Töchtern des Baptisten-Diakons Floyd Richard Bullock und dessen Ehefrau Zelma Currie im Untergeschoss des Spitals von Brownsville, Tennessee. In den Südstaaten galt damals noch strikte Rassentrennung, und Schwarze mussten ihre Kinder im Keller des Spitals zur Welt bringen.
Im Bild posiert Turner 1985 zusammen mit Lionel Ritchie an der Grammy-Verleihung zu. Turner gehörte am Ende ihres Leben mit über 180 Millionen verkauften Tonträgern zu den erfolgreichsten Sängerinnen aller Zeiten.
Einsatz für die gute Sache: Tina Turner und Mick Jagger treten während des Live-Aid-Konzerts am 14. Juli 1985 in Philadelphia, USA, gemeinsam auf.
Tina Turners Leben in Bildern
Tina Turner in Zürich mit ihrem Lebensgefährten Erwin Bach. Er spendete seiner Partnerin im Jahr 2017 eine seiner Nieren – und rettete der Sängerin so das Leben.
Die Musik-Legende wollte durch ihre Offenheit über ihre Nierenerkrankung dafür sorgen, dass sich mehr Menschen um ihre Gesundheit und besonders um ihre Nieren kümmern.
Tina Turner lebte viele Jahre in der Schweiz. 2022 erwarb sie von Casino-Mogul Hans Jecklin ein riesiges Anwesen am Zürichsee. Am Abend des 25. Mai 2023 gab ein Sprecher bekannt, dass die US-Amerikanerin und Wahl-Schweizerin mit 83 Jahren in Küsnacht verstorben ist.
Die Rocklegende, die bürgerlich Anna Mae Bullock hiess, blickte auf ein langes und bewegtes Leben zurück. Hier performt sie 1985 live in Detroit, USA.
So kannte man sie auf der Bühne: energiegeladen und mit gewaltiger Stimme. Das Bild zeigt Turner bei einem Auftritt am 7. Februar 2009 in der Stadthalle in Wien.
Tina Turner (Mitte) in Aktion: Explosiver Auftritt im Hallenstadion Zürich am 15. Februar 2009.
Schon damals Legendenstatus: Tina Turner mit Pop-Art-Künstler Andy Warhol 1981.
Zwei Ikonen beim Handshake: Tina Turner schüttelt der Queen im Jahr 1989 die Hand.
Turner war lange Jahre gar nicht als Solokünstlerin, sondern mit ihrem Mann Ike als Duo «Ike & Tina» unterwegs. Hier präsentiert Turner 1986 ihre Autobiografie «I, Tina» in Los Angeles.
Erst später kam heraus, dass die künstlerisch sehr fruchtbare Beziehung der beiden privat umso zerstörerischer war. Die Drogen- und Gewalt-Exzesse ihres Mannes verfolgten die Sängerin noch lange. Im Bild: Das Duo Ike und Tina Turner tritt in Kalifornien auf (undatierte Aufnahme).
Tina feierte in den Sechziger- und vor allem Siebzigerjahren riesige Erfolge mit ihrem ersten Mann Ike. Kennengelernt hatten sich die beiden 1958 in St. Louis, wo Tina als Backgroundsängerin in Ikes Band Kings of Rhythm anfing. Das Bild zeigt die beiden höchstwahrscheinlich auf Europatournee Ende Januar 1971 am Amsterdamer Flughafen Schiphol.
Geboren wurde Tina Turner 1939 als jüngere von zwei Töchtern des Baptisten-Diakons Floyd Richard Bullock und dessen Ehefrau Zelma Currie im Untergeschoss des Spitals von Brownsville, Tennessee. In den Südstaaten galt damals noch strikte Rassentrennung, und Schwarze mussten ihre Kinder im Keller des Spitals zur Welt bringen.
Im Bild posiert Turner 1985 zusammen mit Lionel Ritchie an der Grammy-Verleihung zu. Turner gehörte am Ende ihres Leben mit über 180 Millionen verkauften Tonträgern zu den erfolgreichsten Sängerinnen aller Zeiten.
Einsatz für die gute Sache: Tina Turner und Mick Jagger treten während des Live-Aid-Konzerts am 14. Juli 1985 in Philadelphia, USA, gemeinsam auf.
Bei Tina Turner spiele ausserdem eine Rolle, dass sie eine unglaubliche Kämpfernatur gewesen sei, die ein schweres Leben hatte, mit ihrem brutalen Ex-Mann Ike oder dem Tod eigener Kinder zu Lebzeiten.
«Und sie hat sich dennoch durchgekämpft. Das ist auch etwas, das Leute als Vorbild wahrnehmen. Und einige verbinden das vielleicht auch mit der heutigen Zeit, in der wir das Gefühl haben, uns zusammenreissen und durchkämpfen zu müssen.»
Buggert betont in Bezug auf Tina Turner zudem: «Was in Interviews mit ihr immer so klar wurde: Sie hat trotz aller Schwierigkeiten in ihrem Leben immer versucht, optimistisch zu bleiben. Und sie hat offenbar auch einen ganz guten Umgang mit ihrem Alter gefunden.»
Gewusst? Tina Turner war auch als Schauspielerin legendär
Den meisten dürfte Tina Turner als «Queen of Rock'n'Roll» ein Begriff sein. Doch die Sängerin begeisterte auch im Kino. Als Schauspielerin war sie bis in die 90er-Jahre in mehreren Kultfilmen zu sehen.
09.12.2022
Turner sei im Alter spirituell geworden, habe einen klaren Abschied gesetzt, sei von ihrer Musikkarriere in den Ruhestand gegangen, habe sich zurückgezogen. «Das sind alles schwierige Entwicklungsschritte im Leben von jedem. Aber man kann an ihr modellhaft sehen, wie man es gut macht – und auch bewundern, wie sie das gemacht hat.»
Der Gedanke, dass nun fast alle Superstars der (angeblich) guten alten Zeit tot sind, kommt zwar rasch auf, das macht ihn aber nicht richtig. Tina Turners Tod könnte Anlass sein, Hits von früher zu hören, sich auch an Ohrwürmer anderer grosser Stars zu erinnern, alte Titel anzuwählen statt dafür den nächsten Trauerfall abzuwarten.
Was löst der Tod von Tina Turner bei dir aus? Sag es uns in den Kommentaren: