«Talk To Me» Lass dich vom besten Horrorfilm des Jahres verstören

Von Fabian Tschamper

19.8.2023

Die beiden Youtuber Danny und Michael Philippou haben einen Film geschrieben und gedreht: In der Horror-Community werden sie für ihr Debüt gefeiert – es hagelt sogar Lob von renommierten Regisseuren.

Von Fabian Tschamper

19.8.2023

Keine Zeit? blue News fasst für dich zusammen

  • Danny und Michael Philippou sind eigentlich Youtuber, doch nun wagen sie den Schritt in die Filmindustrie.
  • Mit «Talk To Me» liefern sie ein Debüt ab, das sogar moderne Horror-Ikonen staunen lässt.
  • Im Film öffnen Teenager das Tor zum Limbo – und lassen Geister in die Welt der Lebenden.

Die australischen Brüder Danny und Michael Philippou sind in der Youtube-Szene zwei grosse Namen.

Sie haben verschiedene Videos für ihren Kanal «RackaRacka» produziert, die zweistellige Millionen an Klicks generiert haben. Meist machen sie sich in einer B-Movie-Art über verschiedene Dinge lustig – und nicht selten geht es dabei blutig zu und her.

Eines ihrer wohl bekanntesten Videos ist Ronald McDonald, der zum Burger King geht. Weiter nehmen sie auch mal DC oder Marvel auf die Schippe.

In den letzten Jahren lag ihr Fokus neben Youtube jedoch auf ihrem ersten Filmprojekt, einem seriösen Versuch, in der Industrie Fuss zu fassen. Und was für ein Debüt sie jüngst abgeliefert haben.

Das Spiel mit der mumifizierten Hand

Der Horror-Film «Talk To Me» sticht aus der Masse von schlechten bis mittelmässigen Gruselstreifen heraus – denn er ist fantastisch.

Die Brüder Philippou haben das Drehbuch geschrieben und selbst Regie geführt. Und lassen grosse Horror-Franchisen wie etwa «Insidious» oder «Scream» im Regen stehen.

Im Film dreht es sich um die 17-jährige Mia (Sophie Wilde), die an einer Party mit Freunden gern einem unheimlichen Zeitvertreib nachgeht: Ihre Freunde Hayley (Zoe Terakes) und Joss (Chris Alosio) haben nämlich eine abgetrennte, einbalsamierte Hand mit unbekannter Herkunft.

Durch diese Hand lässt sich mit Geistern kommunizieren, so funktioniert es: Eine Kerze wird angezündet, die das Tor zum Limbo öffnet, dem Ort zwischen Leben und Tod.

Eine Person, in diesem Fall Mia, hält dann die mumifizierte Hand und sagt «Talk to me», damit ein Geist erscheint. Damit aber noch nicht genug: Wer jetzt auch noch «I let you in» – «Ich lasse dich herein» sagt, übergibt die Kontrolle des eigenen Körpers dem Geist.

Die Kontrolle ist nur vorübergehend, nach 90 Sekunden trennen Hayley und Joss die Verbindung durch das Ausblasen der Kerze. Das ist das Konzept des Horrorfilms.

Und hier folgt das Problem: Mia hat kürzlich ihre Mutter durch Suizid verloren und sie findet sie durch die mumifizierte Hand im Limbo. Sie wird also süchtig danach, weiterhin mit ihrer Mutter kommunizieren zu können – und lässt die 90 Sekunden verstreichen.

Der Geist bleibt so also permanent in der Welt der Lebenden. Mehr Details zum Film gibt es nicht, Spoiler sind nicht cool.

Sogar der Cast kann sich sehen lassen

Persönlich finde ich Horror-Filme immer viel schrecklicher, wenn der Mystery-Faktor während des Films nicht flöten geht. Heisst, sobald ich eine Kreatur sehe, im Licht, mit allen Details, ist der Grusel für mich vorbei. Ich finde es dann meist eher lächerlich – wie zum Beispiel beim Remake von «IT». Da war das Original viel grusliger. Die CGI macht es einfach kaputt.

Die Dosierung ist wichtig. Mehr Horrorfilme heutzutage sollten Monster, Geister, Anomalien nur andeuten – das Publikum soll wissen, dass eine Gefahr umherstreift, präsent ist. Doch nie explizit. Ausser natürlich wir sprechen von Zombies, von denen kann es nie genug geben.

«Talk To Me» trifft den Nagel auf den Kopf. Der Film bleibt von Anfang bis Ende extrem unheimlich, verstörend – und ja, teilweise auch brutal und blutig. Doch auch letztere Szenen sind nicht einfach im Film, um zu schocken. Sie machen durchaus Sinn im Rahmen der Geschichte.

Die Qualität der schockierenden Szenen ist nicht zuletzt der Hauptdarstellerin zu verdanken. Sophie Wilde wechselt überzeugend von charismatisch, sensibel, witzig, authentisch zu besessen, dämonisch, finster, furchteinflössend. Die 24-jährige Schauspielerin liefert ab, von A bis Z.

Der ganze Cast war glaubwürdig, die Dialoge realistisch – selbst in dieser abgefahrenen Situation. Ich kann den Film nicht genug loben.

Lob von modernen Horror-Ikonen

Und so ging es auch dem legendären «Lord of the Rings»-Regisseur Peter Jackson. Er beschrieb das Werk, als «den besten Horrorfilm, den ich in den letzten Jahren gesehen habe. Er ist unerbittlich, verstörend – und das meine ich im besten Sinne. ‹Talk To Me› ist sehr, sehr gut.»

Das muss sich für die Brüder Philippou wie ein Ritterschlag anfühlen, denn Jackson hat sich selbst auch schon im Horror-Genre bewegt, mit «Bad Taste» (1987) und «Braindead» (1992).

Doch damit nicht genug: Wie Danny Philippou selbst gesagt hat, bekam er einen FaceTime-Anruf von Oscar-Preisträger Jordan Peele («Get Out»). Er habe ihn über den Film ausgefragt.

Auch Ari Aster, der mit «Hereditary» und «Midsommar» in den letzten Jahren gleich zwei hoch angesehene Horrorfilme gedreht hat, sei an der Premiere gewesen. Und befand den Film für «besonders».

Und das Publikum scheint die Australier ebenfalls zu mögen: An den Kinokassen konnte der Film bisher 31 Millionen Dollar einspielen – mehr als «Midsommar» (17,3 Millionen). Und auch «Hereditary», der für viele als einer der besten Horrorfilme aller Zeiten gilt, ist mit 44 Millionen Dollar nicht mehr unerreichbar.

«Talk To Me» läuft derzeit in allen blue Cinema Kinos.


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