Prinz Harry im Fokus Königliches Familiendrama vor Krönungskulisse

Von Danica Kirka, AP

1.5.2023 - 05:44

Happy End oder Pflichtbesuch? Harrys Reise zur Krönung

Happy End oder Pflichtbesuch? Harrys Reise zur Krönung

Nach langem Hin und Her ist nun klar, dass Prinz Harry an der Krönung seines Vaters Charles III. teilnehmen wird. Viel Zeit plant er dafür aber nicht ein.

17.04.2023

Dem neuen König Charles haftet einiger familiärer Ballast an. Vor allem die Beziehung zu Sohn Harry dürfte bei der Krönung am kommenden Wochenende im Blickfeld sein.

1.5.2023 - 05:44

Er lebt im Palast, reist mit Chauffeur, ist einer der reichsten Männer Grossbritanniens. Doch was das Familienleben angeht, ist König Charles III. vielen seiner Untertanen gleichgestellt: Es ist kompliziert – sehr kompliziert. Mit der Krönung am kommenden Wochenende kommen die Verwicklungen neu aufs Tapet.

Es gibt eine zweite Frau, einen peinlichen Bruder und einen aufgebrachten Sohn samt Schwiegertochter, die Reportern ihr Herz öffnen und auch das nach aussen tragen, was in der Familie bleiben sollte. Jetzt treffen alle aufeinander, wenn Charles am 6. Mai in der Westminster Abbey zum neuen König gekrönt wird. Nur Schwiegertochter Meghan, die Frau des jüngeren Sohnes Harry, bleibt fern. Die Herzogin von Sussex hatte heftigste Vorwürfe – unter anderem des Rassismus – gegen das Königshaus erhoben.

Mehr denn je bei royalen Grossereignissen wird ein grosser Teil der Aufmerksamkeit am Krönungswochenende der Körpersprache, der Sitzordnung und sogar der Wahl der Garderobe gelten. Darin wird nach Anzeichen für mögliche Veränderungen in der Familienkonstellation gesucht.

Kaum Zeit um Familienbeziehungen zu kitten

Viel Kontakt Harrys mit dem Rest der Familie erwartet Joe Little, leitender Redakteur des Magazins «Majesty», indes nicht. Zumindest bleibe der nach Kalifornien ausgewanderte Prinz nicht lange in London, so dass es ohnehin nur wenig Zeit fürs Kitten der Familienbeziehungen gebe.

Erst vor wenigen Tagen geriet Harry mit neuen Vorwürfen in die Schlagzeilen. In einer schriftlichen Begründung für seine Klage gegen eine britische Zeitung wegen Verletzung seiner Privatsphäre erklärte er demnach, dass sein Vater ihn vor einem Jahrzehnt daran gehindert habe, gegen das Blatt gerichtlich vorzugehen. Er habe nicht gewollt, dass seine aussereheliche Affäre zu Zeiten der Ehe mit Diana breitgetreten würde. Diana, die bei einem Verkehrsunfall 1997 tödlich verunglückte Mutter Harrys und seines älteren Bruders William, hatte mit Blick auf Charles' Freundin Camilla Parker-Bowles schon früh angedeutet, dass sie in ihrer Ehe «zu dritt» seien.

Inzwischen ist Camilla längst die Frau an der Seite des Königs. Sie heiratete Charles 2005 und wird mit ihm in der Westminster Abbey gekrönt werden. Anfangs von der Anhängerschaft Dianas gehasst und verpönt, hat sich Camilla in weiten Teilen der Gesellschaft Respekt verschafft.

Grundfeste der britischen Monarchie wackeln

Schon die Queen hatte einst inmitten der Verwicklungen um ihre Kinder 1992 ein «Annus horribilis», ein Schreckensjahr, beklagt. Doch bereits früher wackelte es wegen zwischenmenschlicher Skandale an den Grundfesten der britischen Monarchie: So löste Edward VIII. 1936 eine Verfassungskrise aus, als er auf den Thron verzichtete, um die zweimal geschiedene Amerikanerin Wallis Simpson zu heiraten.

Charles' Grossvater, George VI., sprang ein und wurde neuer König. Seine Tochter Elisabeth II., die den Thron schon in jungen Jahren übernahm, wurde zu einem Symbol der Stabilität in ihrer 70-jährigen Regentschaft.

Doch die Zeiten änderten sich. Spätestens seit Charles' Heirat mit Diana richtete sich die Aufmerksamkeit der Medien auf ihn, während zugleich insgesamt die Hochachtung vor der Monarchie in der Gesellschaft zurückging. Das Scheitern der Ehe mit der «Königin der Herzen» trugen ihm viele seiner Landsleute nach.

Neuer Schwung dank William und Harry

Neuen Schwung fürs Königshaus brachten die Ehen der Söhne und die Geburt der Enkel. Thronfolger William ehelichte 2011 Kate Middleton, die Kinder George, Charlotte und Louis bezaubern die Öffentlichkeit.

Als Harry dann 2018 die Amerikanerin Meghan Markle heiratete, wurde das Paar als neues Gesicht der Monarchie gefeiert. Die Schauspielerin Meghan brachte einen Hauch von Hollywood-Glamour, und Beobachter hofften, dass die Tochter einer Afroamerikanerin den Windsors helfen würde, die junge Generation und die multikulturelle Gesellschaft im Königreich besser zu erreichen.

Diese Hoffnungen haben sich mittlerweile zerschlagen: In Interviews und Veröffentlichungen haben Harry und seine Frau von rassistischen Untertönen im Palast berichtet. Vor drei Jahren traten sie aus ihren royalen Ämtern zurück und zogen nach Kalifornien. Die wiederholten Vorwürfe gegen das Königshaus hatten zu Spekulationen geführt, ob das Paar überhaupt zur Krönung kommen würde. Vor zwei Wochen wurde schliesslich bekannt, dass Harry anreist, aber Meghan mit den beiden Kindern zuhause bleibt.

Altlast Prinz Andrew

Und dann ist da noch Charles' jüngerer Bruder Andrew, der mit seiner Freundschaft zu dem verurteilten Sexualstraftäter Jeffrey Epstein in Verruf geriet. Nach einem desaströsen Interview mit der BBC, in dem er versuchte, seine Verbindungen zu Epstein zu erklären, gab Andrew 2019 seine royalen Pflichten ab. Schliesslich entzog ihm das Königshaus auch seine militärischen Ehrentitel und Schirmherrschaften, als er sich der Zivilklage einer Frau stellen musste, die behauptete, als Teenagerin zu Sex mit dem Prinzen gezwungen worden zu sein. Andrew bestritt die Vorwürfe, liess sich laut Medienberichten jedoch auf eine Millionenzahlung zur Beilegung der Klage ein.

Dass die Altlasten den Krönungstag überschatten oder aktuelle Spannungen hochbrodeln, scheint nicht wahrscheinlich. Doch der Ballast haftet Charles an. Und wie der neue König sein Familiendrama in den kommenden Wochen, Monaten und Jahren bewältigt, dürfte entscheidend sein für die Zukunft der tausend Jahre alten Erbmonarchie, die er nun verkörpert.

«Ich denke, es war unvermeidlich, dass, als Charles König wurde, viele der persönlichen Dinge zurückkommen würden, um ihn zu verfolgen», sagt Königshaus-Experte Little. Sein Rat: «Ich denke, der König muss jetzt einfach mit den Schultern zucken und sich um seine Aufgaben kümmern.»

Von Danica Kirka, AP