«Tatort»-Check Wie korrupt ist die Justiz in der Schweiz?

teleschau

22.9.2024

Das organisierte Verbrechen kann sich die besseren Anwälte leisten und zur Sicherheit schmiert man gleich noch die Richterin. Geht es in der Schweiz wirklich so korrupt zu, wie «Tatort: Ad Acta» es zeigte?

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Keine Zeit? blue News fasst für dich zusammen

  • Im «Tatort: Ad Acta» ging es um Korruption innerhalb der deutschen Justiz.
  • Die Kommissare Franziska Tobler und Friedemann Berg bekamen es mit Anwälten im Dienst der organisierten Kriminalität und geschmierten Richtern zu tun.
  • In einem 180 Länder umfassenden Ranking der am wenigsten korrupten Ländern landet Deutschland auf dem achten Platz – knapp hinter Schweiz.

Im 14. Schwarzwald-«Tatort» sah es lange Zeit gar nicht gut für die Gerechtigkeit aus – und auch die Justiz bekam ihr Fett weg. Nur durchs beherzte Wahrheitsverbiegen der moralisch integren Freiburger Ermittler Franziska Tobler (Eva Löbau) und Friedemann Berg (Hans-Jochen Wagner) konnte nach 90 Minuten doch noch so etwas wie ein faires Ende hergestellt werden.

Taugen die Gesetze, taugt die Justiz also nicht dazu? Neben dieser grossen Frage des Krimis gab es beim immerhin auch schon seit sieben Jahren ermittelnden Schwarzwald-Team noch ein paar private Überraschungen – die aber alles andere als auserzählt sind. Man darf also gespannt sein, wie es weitergeht.

Worum ging es?

Star-Anwalt Rainer Benzinger (August Zirner), dessen Stiefsohn und Mitarbeiter Tobias Benzinger (Jan Liem) erschossen worden war, zeigte sich am Tatort seltsam gefasst. War es die angelernte professionelle Coolness? Während Nader Mansour (Hassan Akkouch), der Mann des Toten, und Maki Benzinger (Akiko Hitomi), die Mutter, aufrichtig trauerten, schien Rainer Benzinger zur Tagesordnung übergehen zu wollen. Was für ein Mensch ist das?

Später erfuhr man, dass Benzinger vorwiegend für die Bösen dieser Welt arbeitet: Rotlichtmilieu, organisierte Kriminalität – und er hat eine überragende Quote in Sachen Freisprüche und milde Urteile vorzuweisen. Könnte es sein, dass Junganwalt Tobias Benzinger aus diesem schmutzigen Familiengeschäft aussteigen wollte?

Worum ging es wirklich?

Wie kommt man dem Bösen bei? Und sind die Guten dieser Welt nicht arg in der Defensive, selbst wenn einem der bürgerliche Krimi oft etwas anderes weismachen will? Der hochdekorierte Drehbuchautor Bernd Lange («Das Verschwinden»), der 2017 den ersten Schwarzwald-Fall («Tatort: Goldbach») schrieb und auch die Ermittler-Figuren ersonnen hatte, erzählt 2024 eine fiktive Geschichte, die auf keinem wahren Fall beruht.

Regisseur Rudi Gaul beschreibt das Thema des Krimis so: «Die moralische Frage, die dieser Film aufwirft, rührt unter anderem an das Dilemma, inwiefern sich die Polizei überhaupt für Fragen der Gerechtigkeit zuständig fühlen darf. Ein Problem, mit dem Tobler und Berg in diesem Film kämpfen. Interessant fand ich an Bernd Langes Buch, dass sich die Ermittler und die Täter auf gewisse Weise dasselbe fragen: Gibt es einen Weg zur Gerechtigkeit? Und: Darf man das Gesetz brechen, um Gerechtigkeit zu erreichen?»

Wie verbreitet ist Korruption in der Schweiz?

Der Korruptionswahrnehmungsindex (CPI), erhoben von Transparency International, listet 180 untersuchte Länder nach dem Grad der bei Amtsträgern und Politikern wahrgenommenen Korruption auf. Dabei werden die korruptionsärmsten Länder vorne platziert, diejenigen, in denen die meisten Korruption herrscht, landen hinten.

Die Schweiz landete in der Auswertung für das Jahr 2023 auf Platz sechs, Deutschland lag auf Platz acht. Vor der Schweiz platziert sind als Länder mit dem geringsten Korruptionsaufkommen im öffentlichen Sektor: der Spitzenreiter Dänemark, gefolgt von Finnland, Neuseeland, Norwegen, Singapur und Schweden.

Wo kommt plötzlich Franziska Toblers Vater her?

Nein, du hast nichts verpasst. Die Rolle von Bruno Tobler als pensionierter Polizeikommissar und Vater Franziska Toblers gab es vorher nicht. Falls dir aber der Schauspieler bekannt vorkommt: In «Mord mit Aussicht» spielte Michael Hanemann (79) ebenfalls einen pensionierten Polizisten: Hans Zielonka, den ehemaligen Leiter der Polizeistation von Hengasch.

Auffällig ist, dass nach einer längeren «neutralen» Phase die Dauer-Singles Tobler und Berg nun wieder mehr private Erzählstränge erhalten. Zur Erinnerung: Zu Anfang versuchte Tobler, damals noch mit Partner, vergeblich ein Kind zu bekommen. Und im wilden Fastnacht-Film «Ich hab im Traum geweinet» (2020) landeten die beiden Ermittler sogar mal miteinander im Bett. Doch danach gab man sich wieder bedeckt.

Zuletzt sah man Berg immer öfter in seinem Zweitjob als Teilzeitbauer und in «Ad Acta» erfuhr man, dass er als Polizist angezählt war – und sich früher eventuell etwas zuschulden kommen liess. Und Tobler? Lebt nun mit Zwiespaltgefühlen bei Besuchen beim alten, krebskranken Vater – der aber dennoch zur Dominanz neigt. Man darf gespannt sein, wie es mit Berg und den Toblers weitergeht.

Was passiert im nächsten Schwarzwald-«Tatort»?

Der kommende Fall von Tobler und Berg wird in der ersten Jahreshälfte 2025 zu sehen sein. Er trägt den Namen «Tatort: Die grosse Angst», Buch und Regie stammen von Christina Ebelt («Sterne über uns»). Der Film spielt innerhalb von 24 Stunden.

Erzählt wird vom Todesfall in einer Bergbahngondel und einer hochschwangeren Frau (Pina Bergemann), die verdächtigt wird, diesen Todesfall verursacht zu haben. Zusammen mit ihrem Mann (Benjamin Lillie) flieht die Verdächtige und irrt einigermassen ziellos durch den Wald. Franziska Tobler und Friedemann Berg sind an der Suche nach dem Paar beteiligt und versuchen parallel aufzuklären, was hinter der Geschichte steckt.