Mona Vetsch bei «Gredig direkt»«Ich bin nicht die Schlauste»
Von Fabian Tschamper
15.2.2024
Mona Vetsch ist bei Urs Gredig zu Gast. Die Moderatorin erzählt von den Lehren, die sie aus «Mona mittendrin» mitgenommen hat, wie sie ihre Karriere betrachtet – und wie sie das Älterwerden beschäftigt.
Von Fabian Tschamper
15.02.2024, 19:00
16.02.2024, 11:00
Fabian Tschamper
Keine Zeit? blue News fasst für dich zusammen
Mona Vetsch spricht mit Urs Gredig bei «Gredig direkt» über ihr Leben, ihre Karriere und den Fluch des Alterns.
Die Moderatorin feiert derzeit gerade 50 Sendungen von «Mona mittendrin».
Im Gespräch mit Urs Gredig gibt sie sich gewohnt authentisch – und findet auch Gründe dafür.
Wer sich noch besinnen kann, dem wird Mona Vetsch beim SRF eventuell als farbenfrohe, freche Moderatorin bei «Oops!» im Gedächtnis sein.
Darauf würde sie heute noch angesprochen, schmunzelt Vetsch bei «Gredig direkt». Sie habe ihrem Sohn ein Bild von damals gezeigt und er habe nur gemeint: «Warum?»
«Ich färbe mir die Haare heute noch, aber aus einem anderen Grund», lacht die 48-Jährige.
Zusammen mit Urs Gredig blickt Mona Vetsch nicht nur auf ihre Zeit bei «Oops!» zurück, sondern auch auf ihre lange Karriere in Spezialsendungen, im «Club» oder als Radiomoderatorin.
Allem voran feiert sie gerade ein Jubiläum: 50 Sendungen bei «Mona mittendrin».
«Selbstdarsteller» war ein Schimpfwort
Während des Gesprächs fühlt Gredig Vetsch auf den Zahn, was ihre persönliche Entwicklung aufgrund des Formats angeht, warum das Publikum ihr als Moderatorin vertraut – und was sich grundlegend in diesem öffentlichen Job verändert hat.
Letzteres wird angeschnitten, als Gredig ihr ein Zitat vorliest, das sie selbst einst gesagt hat: «Es steht Mona drauf, aber es geht immer um andere.»
Das sieht Vetsch als eine der grössten Veränderungen: «Wir sind eine Generation, in der ‹Selbstdarsteller› ein Schimpfwort gewesen ist. Heute, bei unseren Kindern, ist Selbstdarstellung ein Job – Influencer!»
Vetsch scheint sich in der Sendung wohlzufühlen, spricht frei.
Diese Authentizität fiel ihr nicht immer leicht. Sie sei der Grund dafür gewesen, dass sie Studiomoderationen nicht mehr machen wollte: «Um uns herum ist alles künstlich», sagt Vetsch.
Während «Mona mittendrin» fällt diese künstliche Seite komplett weg, da sie jeweils drei Tage drehen: «So lange kannst du gar nichts vorspielen.»
Mona Vetsch: «Das ist eine Sekte»
Die Zeit bei dieser Sendung ist für Mona Vetsch aber auch lehrreich gewesen. So habe sie erkannt, mehr Vorurteile zu haben, als ihr lieb seien: «Du hast Bilder im Kopf, wie die Leute sind und wie sie denken. Und es stellt sich dann heraus, dass diese Bilder falsch sind – oder zumindest unzulänglich.»
Auch eigene Makel werden plötzlich ersichtlich: «Ich war einmal in einer Gemeinschaft für Menschen, die ohne persönlichen Besitz leben. Und ich war nach der Ankunft überzeugt: Das ist eine Sekte.»
Plötzlich habe sie gemerkt, wie viel Mühe ihr es gemacht hat, als man ihr die Bankkarte, das Handy, alles abgenommen hat. «Das hat mich in meinem Innersten angegriffen. Da wurde mir bewusst, wie wichtig materieller Besitz für mich ist. Obwohl ich immer der Meinung war, dass dem nicht so sei.»
«Wie eine Selbsttherapie», kommentiert Urs Gredig. Und so erklärt sich Mona Vetsch auch die positive Resonanz bei den Zuschauer*innen der Sendung. Sie kann sich nicht verstellen bei dem Format: «Sie erleben durch meine Augen, wie sie selbst möglicherweise reagieren würden. Das ist der grosse Vorteil.»
Urs Gredig: «Wieso vertrauen dir die Menschen?»
Urs Gredig spricht zudem den Besuch bei «Tischlein deck dich» an, welcher ein grosses Medienecho ausgelöst hat. Mona Vetsch trifft dort auf Monika Steiger, einer Rentnerin, die nach dem Tod ihres Mannes auf die Organisation angewiesen war.
Wegen «Mona mittendrin» startete ein Zuschauer ein Spendenaufruf, mit dem Ziel, 3000 Franken für Steiger zu generieren – schliesslich waren es 68’000 Franken.
Ein Schicksal, das ans Herz geht, wie Gredig bemerkt. Ob man sich da manchmal lieber abgrenzen würde? «Nein», sagt Vetsch, «das darf nicht sein. Es soll ein Gespräch auf Augenhöhe sein und wenn sich eine Person öffnet, dann mache ich das auch.»
Ein wichtiger Punkt bei informativem Unterhaltungsfernsehen ist die Verbindung zum Publikum. Vertrauen müsse aufgebaut werden, sagt Gredig.
«Wieso vertrauen dir die Menschen?», fragt der 53-Jährige. «Weil man bei mir die Fehler sieht. Ich bin nicht perfekt. Ich bin durchschnittlich in vielen Dingen. Ich bin nicht die Schlauste – oder originell. Ich glaube, die Menschen spüren diese Authentizität», antwortet Vetsch.
Das sei der Grund gewesen, wieso sie keine Moderationen mehr im Studio machen will. «Alles um uns herum ist künstlich», draussen sei es ihr unmöglich über lange Zeit künstlich zu sein. Es helfe ihr bei der Echtheit.
«In diesem Alter haben sich viele Türen geschlossen»
Urs Gredig lenkt das Gespräch gegen das Ende auf das Alter, das Älterwerden. Dabei philosophiert Vetsch schon fast, sie habe sich viel mit diesem Thema beschäftigt – auch wegen ihres neuen Programms mit dem ehemaligen Radio-Kollegen Tom Gisler.
Neben der Schwere, die das letzte Thema in «Gredig direkt», verursacht hat, möchte der Host schliesslich noch wissen, was Vetsch heute denn besser findet. Besser, im Vergleich zu den jungen Jahren?
«Zurückzublicken auf all seine Erfolge, das ist toll», sagt sie. Sie vergleiche vor allem mit jungen Menschen, die teils nicht wissen, in welche Richtung sie mit ihrem Leben gehen wollen.
«In diesem Alter haben sich viele dieser Türen geschlossen, dann musst du dir darum keine Sorgen mehr machen. Das ist entspannend.»
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