Die Schauspielerin Andrea Martina Isenschmid am Streik vor den Sony Studios in Culver City: «Ich bin der festen Überzeugung, dass je mehr Leute teilnehmen, desto mehr Aufmerksamkeit erzeugt wird und desto schneller die AMPTP wieder an den Verhandlungstisch sitzen wird.»
Die Stimmung ist toll: «Die Energie der Leute und der Optimismus ist wirklich bewundernswert und ansteckend», so die Luzernerin Andrea Martina Isenschmid (2. v. links) über die Protestkundgebungen.
Andrea Martina Isenschmid nutzt die Zeit, neben der Schauspielerei ein Business mit Schweizer Geschenkkörben für die USA aufzubauen. «Ausserdem sind mein Mann und ich momentan daran, den Bau unseres Häuschens ausserhalb der Stadt voranzutreiben.»
Autoren-Manager Marc Mounier protestiert mit seiner Klientin, Drehbuchautorin Gillian Weeks: «Als die Schauspieler*innen im Juli auch in den Streik getreten sind, gab das allem nochmal neuen Schwung», so der Aargauer.
Marc Mounier mit Klientin, Drehbuchautorin/Regisseurin K.D. Dávila und Autor Levin Menekse. «Viele Kunstschaffende fühlen sich nicht wertgeschätzt, und die ungeschickte Rhetorik der Studios hilft da wenig», so Mounier. «Im Juli waren Artikel zu lesen, die suggerieren, die Studios würden die Kunstschaffenden einfach so lange streiken lassen, bis sie ihre Häuser und Wohnungen verlieren.»
Debby Gerber (hier in einer Szene aus «Deep Within») hat sich diesen Sommer eine ausgedehnte Auszeit bei ihrer Familie zu Hause in der Schweiz gegönnt: «Ich bin gerade erst zurückgekommen, aber werde diese Woche lautstark vor den Studios streiken.»
Die Baslerin Debby Gerber mit Thomas Middleditch in der Chuck-Lorre-Sitcom «B Positive». Nun möchte sie sich zur Produzentin weiterentwickeln, um ein zusätzliches Standbein in der Filmindustrie zu haben: «Ich werde im Herbst als Assistant Producer bei einem Film dabei sein und so hautnah Neues lernen. Darauf freue ich mich sehr.»
Kostümdesignerin und Schneiderin Daniela Kurrle (links) näht während des Streiks Hochzeitskleider für Privatkunden.
Hollywood-Schweizer zum Streik
Die Schauspielerin Andrea Martina Isenschmid am Streik vor den Sony Studios in Culver City: «Ich bin der festen Überzeugung, dass je mehr Leute teilnehmen, desto mehr Aufmerksamkeit erzeugt wird und desto schneller die AMPTP wieder an den Verhandlungstisch sitzen wird.»
Die Stimmung ist toll: «Die Energie der Leute und der Optimismus ist wirklich bewundernswert und ansteckend», so die Luzernerin Andrea Martina Isenschmid (2. v. links) über die Protestkundgebungen.
Andrea Martina Isenschmid nutzt die Zeit, neben der Schauspielerei ein Business mit Schweizer Geschenkkörben für die USA aufzubauen. «Ausserdem sind mein Mann und ich momentan daran, den Bau unseres Häuschens ausserhalb der Stadt voranzutreiben.»
Autoren-Manager Marc Mounier protestiert mit seiner Klientin, Drehbuchautorin Gillian Weeks: «Als die Schauspieler*innen im Juli auch in den Streik getreten sind, gab das allem nochmal neuen Schwung», so der Aargauer.
Marc Mounier mit Klientin, Drehbuchautorin/Regisseurin K.D. Dávila und Autor Levin Menekse. «Viele Kunstschaffende fühlen sich nicht wertgeschätzt, und die ungeschickte Rhetorik der Studios hilft da wenig», so Mounier. «Im Juli waren Artikel zu lesen, die suggerieren, die Studios würden die Kunstschaffenden einfach so lange streiken lassen, bis sie ihre Häuser und Wohnungen verlieren.»
Debby Gerber (hier in einer Szene aus «Deep Within») hat sich diesen Sommer eine ausgedehnte Auszeit bei ihrer Familie zu Hause in der Schweiz gegönnt: «Ich bin gerade erst zurückgekommen, aber werde diese Woche lautstark vor den Studios streiken.»
Die Baslerin Debby Gerber mit Thomas Middleditch in der Chuck-Lorre-Sitcom «B Positive». Nun möchte sie sich zur Produzentin weiterentwickeln, um ein zusätzliches Standbein in der Filmindustrie zu haben: «Ich werde im Herbst als Assistant Producer bei einem Film dabei sein und so hautnah Neues lernen. Darauf freue ich mich sehr.»
Kostümdesignerin und Schneiderin Daniela Kurrle (links) näht während des Streiks Hochzeitskleider für Privatkunden.
Seit Mai streiken die Autor*innen, seit Mitte Juli auch die Schauspieler*innen. Wie leben Schweizer*innen in Hollywood mit der aktuellen Streik-Situation? blue News hat nachgefragt.
Keine Zeit? blue News fasst für dich zusammen
- Hollywood steht noch immer still: Filmstudios sollen gerechte Arbeitsumstände für Drehbuchautor*innen, Schauspieler*innen, Maskenbildner*innen etc. ermöglichen.
- Die Streiks vor diversen Studios wie Disney, Warner oder Sony sollen die Verantwortlichen zu neuen Verträgen zwingen.
- Vier Hollywood-Schweizer*innen erzählen von der schwierigen Arbeitslage in der Traumfabrik.
Andrea Martina Isenschmid, Schauspielerin («Westworld»)
Nimmst du an den Protesten teil?
Ja natürlich, ich möchte in Solidarität mit meinen Gewerkschaftsschwestern und -brüdern stehen! Ich war im Juni mit der WGA auf der Strasse. Wegen des Streiks habe ich meine Schweiz-Ferien verlängert, aber zwölf Stunden nach meiner Rückkehr protestierte ich mit SAG-AFTRA vor den Universal Studios. Bei Sony war ich auch schon. Warner Bros. und Disney kommen noch dran.
Wie ist die Stimmung?
Im Grossen und Ganzen sehr toll! Ich bin wirklich jedes Mal überrascht, wie viel Spass das ganze Drama eigentlich macht. Nicht, dass ich den Streik toll finde, ganz im Gegenteil, aber die Energie der Leute und der Optimismus ist wirklich bewundernswert und ansteckend.
Unterstützt du den Streik auf andere Weise?
Social Media ist natürlich immer eine sehr gute Option, um Information mit anderen gleichgesinnten Menschen zu teilen – und natürlich dabei die SAG-AFTRA-Regeln möglichst einhalten, also nichts über Fernsehserien oder Filme zu teilen, damit man die während des Streiks nicht noch promotet.
Kannst du momentan arbeiten?
Ich habe noch Castings für Werbungen oder kleinere Indie-Projekte, die SAG-AFTRA momentan noch erlaubt. Ich habe beispielsweise vor ein paar Tagen für den «Haunted Hayride» Halloween-Event bei Griffith Park vorgesprochen. Mal schauen, ob die mich als Zombie wollen [lacht].
Nutzt du die Zeit zur Weiterbildung oder machst Dinge, die du immer mal machen wolltest, aber keine Zeit dazu hattest?
Dieser Streik fühlt sich für mich schon ein bisschen wie der kleine Bruder der Pandemie an. Man backt wieder Bananenbrot und kreiert Fotoalben. Ich versuche meinen Horizont zu erweitern, um zu sehen, wie und wo ich noch zusätzliches Einkommen verdienen kann, dass nicht unbedingt Film & TV abhängig ist. Ich möchte lernen, meine eigenen Kerzen herzustellen. Im Weiteren sind mein Mann und ich daran, den Bau unseres Häuschens ausserhalb der Stadt voranzutreiben.
Was gibt’s Neues von der Streik-Front?
Die Studios (AMPTP) setzen sich diese Woche erstmals seit Mai mit der Autoren-Gewerkschaft WGA wieder an den Verhandlungstisch. Die Schauspieler-Gilde SAG-AFTRA verzichtet am Montag wegen Hurrikan Hilary auf Protestkundgebungen vor den Studios. Verhandlungen mit Studios gibt es nach wie vor keine. Inzwischen entlegen sich Studios unprofitabler Projekte: Amazon Prime Videos verzichtet beispielsweise auf bereits angekündigte zweite Staffeln von «Peripheral» und «A League of Their Own».
Wie lange kannst du diese Streiks mittragen, bevor du einen anderen Job oder beim Strike Fund Hilfe suchen musst?
Die Schauspielerei werde ich wegen des Streiks nicht aufgeben, aber in der Zwischenzeit suche ich gerne andere kreative Optionen, um eigenständig noch etwas zu verdienen. Zum Beispiel aber ich habe vor kurzem angefangen, einen Schweizer Geschenkkorb zu verkaufen.
Wie lange denkst du, wird noch gestreikt?
Die Frage aller Fragen. Ich hoffe nicht mehr lange. Viele denken, es könnte noch einige Monate dauern. Ich hoffe schwer, dass wir bis spätestens Halloween einen neuen Vertrag haben. Wie sagt man doch: "De Gschiider ged noh, de Esel bliibt stoh. »
Marc Mounier, Talent-Manager (Drehbuchautorinnen K.D. Dávila, Gillian Weeks)
Nimmst du an den Protesten teil?
Ja, mit meinen Klientinnen, den Drehbuchautorinnen Gillian Weeks und K.D. Dávila. Ich gehe, zwei, dreimal im Monat bis der Streik vorbei ist. Als Manager ist es meine Aufgabe, die Interessen meiner Klienten zu vertreten. Ausserdem möchte ich meine Klienten moralisch unterstützen.
Wie ist die Stimmung?
Generell gut. Es herrscht grosse Solidarität und Zusammenhalt. Und als die Schauspieler im Juli auch in den Streik getreten sind, gab das allem nochmal neuen Schwung. Aber es ist anstrengend und frustrierend. Viele Kunstschaffende fühlen sich nicht wertgeschätzt.
Kannst du momentan arbeiten?
Es gibt ganz klar weniger zu tun. Wir Manager dürfen derzeit 70 Prozent unserer üblichen Arbeit nicht nachgehen. Ich bin international gut vernetzt. So habe ich zum Beispiel einen koreanischen Regisseur unter Vertrag genommen, oder ich setze gerade eine britische Produktion auf.
Nutzt du die Zeit zur Weiterbildung oder machst Dinge, die du immer mal machen wolltest, aber keine Zeit dazu hattest?
Ich nutze die Zeit fürs Networking, entwickle neue Stoffe mit Klienten, und dazwischen komme ich mehr zum Lesen, was auch wertvoll ist. Ausserdem habe ich im August eine Woche Ferien auf Hawaii gemacht. Sobald die Streiks vorbei sind, gehts nämlich sofort von 0 auf 100.
Wie lange kannst du diese Streiks mittragen, bevor du einen anderen Job oder beim Strike Fund Hilfe suchen musst?
Ich habe das grosse Glück, dass ich von Januar bis April ein paar grössere Deals für Klienten abschliessen konnte, und ausserdem eine Handvoll Drehbuchautoren manage, die sich auf Animation spezialisieren – also trotz Streik weiterarbeiten dürfen, weil sie einer anderen Gewerkschaft angehören. Das zahlt vorläufig die Rechnungen, aber es kann nicht ewig so weitergehen.
Wie lange denkst du, wird noch gestreikt?
Zumindest bei den Drehbuchautoren scheint wieder etwas Bewegung in die Verhandlungen zu kommen. Es scheint mir aber noch ein langer Weg zu sein, bis alle wieder bei der Arbeit sind. Ende September/Anfang Oktober ist mein «Best Guess», aber die Situation ist sehr komplex und kann sich von einem Tag auf den nächsten ändern.
Debby Gerber, Schauspielerin («B Positive»)
Nimmst du an den Protesten teil?
Ich kam bis jetzt noch nicht dazu, da ich den Sommer in der Schweiz verbracht habe und erst vor ein paar Tagen zurück nach Los Angeles gekommen bin. Ich werde aber diese Woche gehen und freue mich, so meine Gewerkschaft und meine Schauspielkolleg*innen unterstützen zu können. Je mehr mitmachen, desto grösser wird der Impact sein!
Kannst du momentan arbeiten?
Independent Filme, die das Interim Agreement mit SAG unterschreiben und nicht mit AMPTP in Verbindung stehen, können ebenso gedreht werden wie Studenten-Filme, Musikvideos, Werbungen, Video Games und Game Shows, da diese nicht unter den Verträgen stehen, die momentan in Verhandlungen sind. Also fokussiere ich mich auf diese Projekte. Solche gibt es aber leider nur wenige. Der grosse Teil meiner Arbeit fällt momentan aus.
Nutzt du die Zeit zur Weiterbildung oder machst Dinge, die du immer mal machen wolltest, aber keine Zeit dazu hattest?
Ich verbringe mehr Zeit mit Freunden und in der Natur. Aber ich werde mich auch mehr für Arbeit hinter der Kamera bemühen: Ich habe als Stand-In und Foto-Double für Stars wie Jessica Chastain, Amy Adams, Rose Leslie, Lady Gaga, etc. auch Erfahrungen an grossen Hollywood-Sets sammeln können und möchte mich nun auch als Produzentin etablieren. Ich werde im Herbst als Assistant Producer bei einem Film dabei sein und so hautnah Neues lernen. Darauf freue ich mich sehr!
Wie lange kannst du diese Streiks mittragen, bevor du einen anderen Job oder beim Strike Fund Hilfe suchen musst?
Ich habe zum Glück Erspartes, was viele meiner Kolleg*innen leider nicht haben. Es ist extrem schwierig, 100 Prozent von Kunst leben zu können. Durch harte Arbeit ist mir das in den letzten Jahren gelungen. Als Schweizerin ist mir aber auch bewusst, dass man finanziell vorausplanen muss. Ich bewerbe mich daher jetzt auch für temporäre Arbeit, zum Beispiel als Angestellte bei den Universal Studios und Warner Brothers.
Wie lange denkst du, wird noch gestreikt?
Das ist schwer zu sagen. Fran Drescher, unsere SAG-Präsidentin, spricht von sechs Monaten. Andere meinen drei bis vier Monate. Bis jetzt haben sich die beiden Parteien noch nicht am Tisch getroffen, um weiterzuverhandeln. Daher bereite ich mich auf das Schlimmste vor.
Daniela Kurrle, Kostüm-Designerin
Nimmst du an den Protesten teil?
Bis jetzt noch nicht. Ich bin nicht in der Gewerkschaft von SAG oder WGA, aber ich unterstütze den Streik und werde von nächster Woche an mit einer Gruppe von Freunden aus Solidarität an die Proteste gehen.
Kannst du momentan arbeiten?
Ich versuche im privaten Bereich Arbeit zu finden, zum Beispiel Hochzeitskleider zu entwerfen und zu nähen.
Nutzt du die Zeit zur Weiterbildung oder machst Dinge, die du immer mal machen wolltest, aber keine Zeit dazu hattest?
Ich nutze die Zeit für eine Operation, um eine alte Verletzung an meinem Fuss zu beheben.
Wie lange kannst du diese Streiks mittragen, bevor du einen anderen Job oder beim Strike Fund Hilfe suchen musst?
Zum Glück habe ich private Kunden, somit sollte ich für die nächsten paar Monate okay sein.
Wie lange denkst du, wird noch gestreikt?
Ich denke, der Streik wird bis Ende dieses Jahres gehen, obschon ich auf eine schnellere Lösung hoffe.
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18.08.2023