Das Haus auf der Achterbahn: Der Protagonist kämpft mit allerlei während seines Lebens.
Amos Sussigan (links) und Jean de Meuron: Hier stehen sie vor dem Warner Bros-Gebäude.
Journalisten und Verantwortliche haben sich beim speziellen Screening eingefunden.
Buchstäblich eine Achterbahnfahrt: Das Leben wird im Animationskurzfilm als ein einziges Auf und Ab dargestellt.
Sussigan hat mit seinem Team viel Zeit (und Geld) in das Projekt «Coaster» gesteckt.
Natürlich werden auch zwischenmenschliche Beziehungen thematisiert.
Manchmal geht es im Leben höher hinaus, als man denken könnte.
Amos Sussigan hofft auf ein Spielfilm-Angebot. «Coaster» ist seine Visitenkarte für das Hollywood'sche Filmbusiness.
«Coaster»: Schweizer Animationskurzfilm will einen Oscar
Das Haus auf der Achterbahn: Der Protagonist kämpft mit allerlei während seines Lebens.
Amos Sussigan (links) und Jean de Meuron: Hier stehen sie vor dem Warner Bros-Gebäude.
Journalisten und Verantwortliche haben sich beim speziellen Screening eingefunden.
Buchstäblich eine Achterbahnfahrt: Das Leben wird im Animationskurzfilm als ein einziges Auf und Ab dargestellt.
Sussigan hat mit seinem Team viel Zeit (und Geld) in das Projekt «Coaster» gesteckt.
Natürlich werden auch zwischenmenschliche Beziehungen thematisiert.
Manchmal geht es im Leben höher hinaus, als man denken könnte.
Amos Sussigan hofft auf ein Spielfilm-Angebot. «Coaster» ist seine Visitenkarte für das Hollywood'sche Filmbusiness.
Animator, Konzept-Designer und Regisseur: Der Schweizer Amos Sussigan hofft, für seinen animierten Kurzfilm «Coaster» eine Oscar-Nomination zu erhalten. «Bluewin» hat den Hollywood-Schweizer besucht.
Die beiden Schweizer Amos Sussigan («Green Eggs and Ham») und Executive Producer Jean de Meuron («La Femme et le TGV») besprechen in einem Coffee-Shop die Kampagne für «Coaster». Ziel: Am 16. Dezember auf die Oscar-Shortlist für die animierten Kurzfilme zu kommen – und von da zur Oscar-Nomination.
Um sich zu qualifizieren, haben sie «Coaster» als Teil einer Sammlung von Kurzfilmen sieben Tage in einem Kino in L.A. gezeigt. «Dann hatten wir Branchen-Screenings in L.A., New York und San Francisco», so de Meuron. «Zudem sind wir Teil eines Showcases, das die Runden bei den Animationsstudios macht.»
Der Tessiner Animator und der Basler Produzent, der mit dem Kurzfilm «La Femme et le TGV» bereits Oscar-Erfahrung sammelte, haben auch eine PR-Firma engagiert: «Die bringt einen zu Events, wo man mit den Academy-Mitgliedern networken kann», erklärt Sussigan. Sein Arbeitgeber Warner Animation, wo er derzeit an «Space Jam 2» arbeitet, organisierte für die Angestellten ein Screening. Ebenso Disney, wo der «Coaster»-Mitautor und Produzent Dan Lund an den «Frozen»-Filmen Hand anlegte. Das Fachblatt «Variety» zählt «Coaster» zu den zehn Favoriten. Nun folgt noch ein letztes Erinnerungsschreiben an die stimmberechtigten Academy-Mitglieder und die Intensivierung der Social-Media-Kampagne.
Die Visitenkarte im Bewegtbild
Das mag alles nach sehr viel Aufwand für einen Kurzfilm klingen. Aber Kurzfilme gelten in Hollywood als Visitenkarte. Die Absicht ist, dass möglichst viele einflussreiche Menschen der Zeichentrick-Szene das Talent der Nachwuchs-Filmemacher erkennen und sie mit einem Spielfilm beauftragen.
Diese Visitenkarte des Südschweizers ist eine sehr persönliche: In «Coaster» verbildlicht er das Auf und Ab nach seinem Schulabschluss als ein Leben auf einer Achterbahn. «Ich hatte nach dem Studium in L.A. meinen Traumjob bei meinen Animations-Vorbildern Jeff Turley und John Kahrs bei Paramount gelandet und verdiente zum ersten Mal einen richtigen Lohn. Dann wurde ich plötzlich entlassen. Irgendetwas stimmte mit meinem Arbeitsvisum nicht.»
Sussigan ging zurück nach Locarno, bekam schliesslich nach weiteren Komplikationen und einem Umweg über Kanada ein neues Visum. Kurz nachdem er seinen Job wieder hatte, wurde der Film, an dem er mitarbeitete, eingestampft und Paramount schloss sein Animations-Department. «Ich wusste nicht mehr, was tun und beklagte mich bei meinem Mentor Dan Lund, dass mein Leben buchstäblich wie eine Achterbahn sei.» Als er «buchstäblich» sagte, ging dem Konzept Designer ein Licht auf: Wie würde es denn aussehen, wenn man tatsächlich auf einer Achterbahn lebt? In einem Haus auf Schienen? Sussigan und Lund machten sich an die Arbeit.
Das Budget von 60'000 Dollar für den achtminütigen Kurzfilm hat Sussigan selber finanziert. Dafür arbeitete er neben seinem normalen Job bei Warner abends als Freelancer an anderen Studio-Projekten. Während den letzten eineinhalb Jahren waren 100 Stunden-Wochen deshalb keine Seltenheit. «Finanzielle Einschränkungen gibt es immer», meint Jean de Meuron. «So ist es wichtig, dass man sich die eigenen Stärken zu Nutzen macht.» Konkret hiess das beispielsweise: Sussigan malte die Hintergründe, statt sie im Computer herstellen zu lassen und als Blueprint für die Hauseinrichtung nutzte er den IKEA-Online-Katalog, wo 3D-Modelle gratis zur Verfügung stehen. Jean de Meuron handelte seinerseits für das Screening in New York einen Familienrabatt in einem Herzog & de Meuron-Gebäude aus.
Luca Hänni hatte schon das Vergnügen
Für die Musik verpflichtete Sussigan seine ehemaligen Schulkollegen und ESC-Teilnehmer 2012 Sinplus. Zudem konnte er auf die Hilfe von anderen Hollywood-Schweizern zählen: Zum Beispiel von Musiker Fabian Egger, der Luca Hännis L.A. Album «When We Wake Up» produzierte und gerade mit Pop-Star Marina («Primadonna») durch die USA und Europa tourte. Sussigan und Egger sind seit längerem Freunde: Der Tessiner inszenierte Luca Hännis «Set the World on Fire»-Video und zeichnete das Cover für Eggers Piano-Tutorial. «Klar wollte ich Amos beim Sound Design helfen», so der Rheintaler Egger auf Anfrage. «Ich arbeite gerne mit ihm zusammen, denn seine Visionen sind immer sehr konkret und er überlässt nichts dem Zufall.»
Dass sich Schweizer in Los Angeles unterstützen, ist für ihn selbstverständlich. In der Schweiz selber sei man eher verschlossen und lasse nicht gerne neue Leute in den Freundes- oder Arbeits-Kreis hinein.
«Die Schweizer in Hollywood sind anders. Jeder, der es dort hin geschafft hat, weiss, wie viel es braucht, um sich in Hollywood zu etablieren.»
Und schliesslich verlieh auch noch Tonmeister Peter Staubli «Coaster» seinen Profi-Touch. Der Berner, der zurzeit am Sound für den Marvel-Film «Morbius» arbeitet und mit seinem Team den Oscar für das beste Sound Editing für «Skyfall» gewann, war von der «Coaster» Rohfassung beeindruckt. Und von Amos Sussigan als Filmemacher und Künstler generell: «Ich habe vor einigen Jahren bereits seinen Abschlussfilm bei einer Veranstaltung des Schweizer Konsulats gesehen. Als die ‹Coaster›-Anfrage kam, wusste ich gleich, da mache ich mit!»
Wie Egger ist er der Meinung, dass die SchweizerInnen in Hollywood sich gerne gegenseitig unter die Arme greifen – egal ob man gerade am Anfang der Karriere steht oder schon etabliert ist. Mit der Schliessung des Konsulats vor zwei Jahren sei aber ein wichtiger Angelpunkt für die kreative Szene verloren gegangen: «Noch heute habe ich Projekte, die mit ersten Kontakten aus diesem Networking-Umfeld entstanden sind.»
Academy-Mitglied Staubli ist im Komitee für die internationalen Filme. Für die Shortlist der Kurzfilme kann er nicht abstimmen – Jean de Meuron hingegen schon. Dank der Nomination für «La Femme et le TGV» ist er Mitglied in der Kurzfilm-Division der Academy. Er hat an einem Marathon-Wochenende alle 92 qualifizierenden animierten Kurzfilme gesehen – ausser «Coaster»: «Wenn der eigne Film läuft, muss man den Saal verlassen», schmunzelt er.
Das Abstimmungsfenster schliesst sich bald. Egal wie es ausgeht: Die Schweizer haben bereits von der Erfahrung profitiert. Animationsschwergewichte strecken ihre Fühler nach Amos Sussigan aus. Erste Meetings haben stattgefunden. Der eingeschlagene Weg war offenbar der richtige: «Wenn du eine Idee hast, solltest du nicht warten, bis dir jemand die Erlaubnis gibt, sie umzusetzen. Mach’s einfach», empfiehlt der 30-Jährige. «Die Botschaft von ‹Coaster› ist letztlich nicht nur, dass das Leben ein Auf und Ab ist, sondern dass man jeden Tag aufsteht und wieder auf die Bahn steigt. Also: Geniess die Fahrt!»
Die Oscars finden voraussichtlich am 9. Februar 2020 statt.
Die Kino-Highlights im Dezember
Das sind die Kino-Highlights im Dezember
«Jumanji: The Next Level» setzt den schrägen Erfolgsfilm aus dem Jahr 2017 fort.
Von links: Moose Finbar (Kevin Hart), Dr. Smolder Bravestone (Dwayne Johnson), Professor Shelly Oberon (Jack Black) und Ruby Roundhouse (Karen Gillan) sind die Avatare in der «Jumanji»-Welt.
Spencer (Alex Wolf, links) und sein Opa Eddie (Danny DeVito) zocken gerne gemeinsam. Aus dem Spass wird allerdings bald Ernst.
Edward Norton übernahm in «Motherless Brooklyn» nicht nur die Hauptrolle. Der 50-Jährige schrieb auch das Drehbuch des Kriminalfilms und stand als Regisseur hinter der Kamera.
Frank Minna (Bruce Willis) hat Detektiv Lionel Essrog einst aus einem Waisenhaus geholt und ihm den Spitznamen «Motherless Brooklyn» verpasst.
Moses Randolph (Alec Baldwin) will New York nach seinen Plänen umgestalten. Auf die arme Bevölkerung nimmt er dabei keine Rücksicht.
Mit vereinten Kräften: «Star Wars: Der Aufstieg Skywalkers» schliesst die aktuelle Trilogie der Sternenkriegersaga ab.
Rey (Daisy Ridley) ist die Letzte der Jedi. Auf ihren Schultern lastet eine grosse Verantwortung.
Wiedersehen mit einem alten Bekannten: Lando Calrissian (Billy Dee Williams) hilft den Rebellen im Kampf gegen die Erste Ordnung.
Gewöhnungsbedürftiger Anblick: Die Musicalverfilmung «Cats» macht ihre Hauptdarsteller zu Katzenmenschen.
Einmal im Jahr treffen sich die Londoner Katzen zu einer ausgelassenen Feier.
Unverkennbar: Unter dieser Computermaskerade steckt Ian McKellen.
Der Schulbuchklassiker «Als Hitler das rosa Kaninchen stahl» kommt ins Kino – unter der Regie von Oscarpreisträgerin Caroline Link.
Die neunjährige Anna (Riva Krymalowski) hält ihr Lieblingskuscheltier fest im Arm. Bald schon muss sie zu einer Odyssee durch Europa aufbrechen.
Zusammen mit ihren Eltern (Carla Juri und Justus von Dohnányi) flieht Anna (Riva Krymalowski, Mitte) vor den Nazis.
«The Farewell» erzählt eine amerikanisch-chinesische Familiengeschichte.
Die New Yorkerin Billi Wang (Awkwafina) hat nur wenig Bezug zur chinesischen Heimat ihrer Eltern.
In China verbringt Billi (Awkwafina) Zeit mit ihrer kranken Grossmutter (Zhao Shuzhen).
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